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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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berichtete ein Sprecher. »Als Miss Mercer nicht öffnete, wurde die Kollegin unruhig und sperrte die Tür mit einem Ersatzschlüssel auf, der sich in ihrem Besitz befand.«
    Im Hintergrund wurden noch immer Liveaufnahmen des Hauses gezeigt. Im Vorgarten schoss Ben Summers einige Fotos vom Boden – vermutlich Fußabdrücke – und wich zur Seite, als die Assistenten des Gerichtsmediziners den Leichnam aus dem Haus brachten. In einer Ecke des Vorgartens stand Munarez, neben ihr ein schlaksiger rotblonder Jungspund, dessen Anzug lose um seinen Leib schlabberte. Das musste Andersons Ersatz sein, der Frischling, über den sie sich so beschwert hatte. Im Vorgarten waren einige Männer in FBI-Windjacken unterwegs. Uniformierte aus dem örtlichen Sheriffbüro sperrten den Tatort ab und hinderten die Reporter daran, zu nahe heranzugehen. Es gab keine Spur von Lieutenant Murphy oder einem anderen hohen Tier.
    »Die Polizei hat den Tatort weiträumig abgeriegelt«, fuhr der Sprecher in einer Tonlage fort, die bestenfalls als gelangweilt bezeichnet werden konnte. »Die Detectives haben bereits mit der Zeugenvernehmung begonnen und noch heute Abend sollen in einer offiziellen Pressekonferenz erste Informationen über den Tathergang bekannt gegeben werden. Im Augenblick wird nur von einem Mord mit ungeklärtem Motiv gesprochen, es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich möglicherweise um einen Raubmord handelt. Wir halten Sie über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden.«
    Chase schaltete den Fernseher ab und warf die Fernbedienung auf den Tisch.
    »Ich verstehe das nicht.« Kate schüttelte den Kopf. »Warum sagen die nichts vom Schlitzer?«
    »Entweder wollen sie die Information bewusst zurückhalten oder aber sie gehen nicht davon aus, dass er diesen Mord begangen hat.« Hatte der Schlitzer nicht selbst gesagt, dass die Profiler Jane Mercers Mörder für einen Trittbrettfahrer halten würden? Es gab einige Gemeinsamkeiten, doch selbst für den unfähigsten aller Nachahmungstäter war dieser Mord zu stümperhaft durchgeführt, sodass die Cops Jane Mercers Ableben vermutlich für ein eigenständiges Verbrechen hielten, das mit den Serienmorden in keinem Zusammenhang stand.
    Kate seufzte. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn der Schlitzer nicht damit in Verbindung gebracht wird.«
    Chase musste ihr zustimmen. Er hatte erst vor zwei Tagen in Edmonston zugeschlagen. Ein weiterer Mord innerhalb so kurzer Zeit würde die ohnehin schon nervösen Bewohner der Vororte in Panik versetzen und womöglich zu unüberlegten Handlungen verleiten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine Bürgerwehr auf unschuldige Leute stürzte, die den Fehler begingen, sich nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße blicken zu lassen.

21
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    Kate hatte die Frage am Ende ihres gemeinsamen Mittagessens gestellt. Die Worte nisteten sich in seinem Verstand ein und drehten sich dort in unzähligen Echos im Kreis. Immer und immer wieder fragte er sich dasselbe. Gestern waren sie dicht dran gewesen, den Killer am Tatort zu stellen, doch trotz allem hatte es nicht gereicht. Heute wussten sie nicht einmal, ob er überhaupt zuschlagen würde. Allerdings ging Chase davon aus, dass er mit dem nächsten Mord nicht lange warten würde, dafür gefiel ihm die Vorstellung zu gut, Angst und Schrecken in der Bevölkerung und Ratlosigkeit bei den Ordnungshütern zu verbreiten. Es hatten sich nicht nur die Intervalle zwischen den einzelnen Morden geändert, sondern auch seine Beweggründe. War es ihm anfangs darum gegangen, seine Überlegenheit zu demonstrieren und die Morde wie Kunstwerke zu zelebrieren, hatte die Verbindung, die durch das Ritual zwischen ihnen entstanden war, alles geändert: Jetzt wollte er spielen.
    Er hatte sich seine nächsten Opfer bereits ausgesucht, das bewiesen die Fotos, die Chase auf seinem Tisch gesehen hatte.
Das sind die Nächsten.
Jane Mercer hatte er nicht retten können. Wie sollte er den anderen helfen, wenn er nicht einmal wusste, wer sie waren oder wo er sie finden konnte? Washington hatte unzählige Vororte – er konnte unmöglich überall zur selben Zeit sein.
    Die Hilflosigkeit machte ihn wahnsinnig.
    Chase hatte die Nase voll. Er wollte nicht länger warten, bis sich der andere zu erkennen gab und ihm die Hinweise zuspielte, die ihn auf seine Spur führten – die Informationen außerdem so gestreut und manipuliert, dass er keine Chance hatte, jemals rechtzeitig am Tatort zu sein. Der

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