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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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solange sie annahm, dass er mit dem Killer zusammenarbeitete.
    Danke, Frank! Elendes Arschloch!
    Chase schreckte aus seinen Gedanken auf, als sich der Killer der bewusstlosen Frau näherte. Er packte ihren Kopf, zog ihn zur Seite und entblößte ihren Nacken. Mit Schwung rammte er ihr die Nadel unter die Haut und spritzte ihr den Gerinnungshemmer. Als er die Spritze zurückzog und den Kopf hob, hegte Chase die Hoffnung, endlich einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Wenn er draußen etwas erkannte, irgendeinen der Orte, an denen sie im Laufe des Abends unzählige Male vorbeigefahren waren … Doch sein Gegenspieler war nicht dumm, er hatte die Vorhänge zugezogen.
    Jetzt drehte er sich ganz langsam herum. Seine Augen strichen über das Bett, aus dessen zerwühlten Laken er die Frau zuvor geholt hatte, wanderten weiter an einem Wandspiegel entlang, in dem Chase lediglich sein eigenes verschwommenes Spiegelbild erkennen konnte, zu einer Kommode. Darauf lag ein Briefumschlag. Jane Mercer stand darauf.
    Und eine Adresse.
    Ein Adrenalinschub pumpte durch Chase’ Adern. Die Straße war nicht weit entfernt, vielleicht drei Minuten mit dem Auto – eine Minute, wenn er sich nicht um Geschwindigkeitsbegrenzungen scherte. Chase zog seinen Geist zurück und wollte die Verbindung lösen, doch etwas hielt ihn fest und verhinderte, dass er sich losreißen konnte.
    Verdammt!
    Wenn er der Frau helfen wollte, musste er los!
    Sosehr er auch kämpfte, er kam nicht frei, fand nicht in die Wirklichkeit zurück.
    »Spüren Sie es auch? Die Veränderung, die diese Verbindung in uns beiden bewirkt?«
    Chase sagte nichts, doch hätte er eine Antwort gegeben, hätte sie Ja gelautet. Es fühlte sich wie eine Berührung an. Finger, die über seinen Rücken strichen und deren Kälte unnachgiebig unter seine Haut kroch. Er wusste, dass es keine Finger waren, sondern das Tattoo, das sich weiter ausbreitete.
    »Ich habe das Gefühl, dass mir heute nicht so viel Zeit bleibt wie sonst.« Der Killer klang amüsiert, als sei das Ganze für ihn nichts weiter als ein riesiger Spaß. Er griff in seine Tasche, holte ein Messer heraus und zog die Klinge mit einem kräftigen Ruck über die Kehle der Frau, deren Name Jane Mercer war. Beinahe nachdenklich betrachtete er den Schnitt, der sich wie ein ausgefranstes Lächeln quer über ihren Hals erstreckte, und zwang Chase zuzusehen, wie das Blut aus der klaffenden Wunde strömte und mit ihm das Leben aus ihrem Leib rann. »Es ist eine Schande, dass Sie mich zu dieser Stümperei zwingen.« Sein Blick ruhte noch immer auf der Frau, die im Todeskampf zuckte. Ihr Kopf fuhr hoch, die abrupte Bewegung ließ den Schnitt noch weiter aufklaffen. Sie riss die Augen auf, doch statt eines Schreis kam lediglich ein ersticktes Keuchen über ihre Lippen.
    »Andererseits hat es durchaus etwas für sich«, fügte ihr Mörder trocken hinzu. »Wenn Ihre Profiler-Kollegen diese Sauerei sehen, werden Sie denken, Sie hätten es mit einem Trittbrettfahrer zu tun und nicht mit dem Original.«
    Jane Mercer zuckte ein letztes Mal, dann sank ihr Kopf nach vorn und sie regte sich nicht mehr. Ihr Kinn, das Nachthemd und der Teppich waren getränkt von ihrem Blut, die Luft von seinem Gestank geschwängert, so sehr, dass Chase glaubte, das metallische Aroma von Blut und Tod auf seiner Zunge zu schmecken.
    »Ich schätze, für uns gibt es hier nichts mehr zu tun. Sie haben wirklich tapfer gekämpft, mein Freund, trotzdem konnten Sie sie nicht retten. Es wird Ihnen auch bei den anderen nicht gelingen.«
    Schlagartig verschwand der unsichtbare Griff, der Chase in der Verbindung gefangen gehalten hatte. Alles um ihn herum war dunkel und verschwommen, trotzdem durfte er keine Zeit mehr verlieren. Er hämmerte den Hebel der Automatik auf
Drive,
trat das Gaspedal durch und raste los. In seinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander, als brüllten seine Gedanken um die Wette. Sosehr er sich auch bemühte, es wollte ihm weder gelingen, den Lärm zum Verstummen zu bringen, noch, den Anblick von Blut und Tod aus seinem Gedächtnis zu bannen. Der metallische Geschmack hatte sich in seinem Mund eingenistet und verlieh den Bildern aus seiner Erinnerung eine erschreckende Dreidimensionalität.
    Vor dem Haus trat er in die Eisen. Der SUV kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Chase musste ins Haus, er wollte sich mit
eigenen
Augen davon überzeugen, dass das, was er gesehen hatte, der Wirklichkeit entsprach. Doch das musste er nicht. Er hatte den

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