Dämonisches Tattoo
los? Sind mir Dornen gewachsen und du hast dich gestochen?«
»Die Dornen hattest du schon vor dem Tattoo.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte es von Anfang an fotografieren sollen, eine Dokumentation in jedem Stadium.«
Beim Anblick ihres missmutigen Gesichts keimte ein Verdacht in ihm auf. »Kann es sein, dass du Spaß an der ganzen Geschichte hast?«
»Nein!«, rief sie ein wenig zu schnell.
»Schwindel’ nicht.« Er drehte ihr wieder den Rücken zu, damit sie ihre Fotos schießen konnte, und fuhr fort: »Ich habe gesehen, wie du mit leuchtenden Augen vor deinem Laptop sitzt und tippst. Deine Wangen waren vor Aufregung gerötet und du hast auf deiner Unterlippe herumgekaut, ganz zu schweigen von diesem zufriedenen Grinsen – vermutlich jedes Mal, wenn dir wieder eine gute Formulierung für deinen Artikel eingefallen ist. Erzähl mir nicht, dass du keinen Spaß hast!«
»Ja. Nein!« Sie ließ den Fotoapparat sinken und zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht«, seufzte sie. »Das alles ist wie eine Achterbahnfahrt. Wenn du die Loopings siehst, rutscht dir das Herz in die Hosen, gleichzeitig verpasst dir das einen Adrenalinrausch, der besser ist als Sex.«
»Das bezweifle ich.«
»Was?«
»Wenn du denkst, dass das hier besser ist als Sex, waren deine bisherigen Erfahrungen wohl nicht sonderlich toll. Es ist jedenfalls ein ziemlich seltsamer Vergleich, beinahe so, als würdest du Folter in Relation zu einer Nackenmassage setzen.«
»Äh, ja.« Ihre Wangen färbten sich rot und sie wandte rasch den Blick ab, um ein paar Knöpfe auf ihrer Kamera zu drücken. »Wie auch immer«, fuhr sie schließlich fort, und obwohl sie damit angefangen hatte, sagte sie: »Ich bin nicht hier, um mit dir über Sex zu sprechen. Der Punkt ist, wenn ich einen vernünftigen Artikel zustande bringe, wird mir mein Redakteur den Hintern küssen und mir jeden Job geben, den ich möchte!«
»Und wenn du dabei draufgehst?«
»Dann brauche ich den Job nicht mehr.« Es war locker dahingesprochen, doch ihre Augen sagten etwas anderes. Natürlich hatte sie Angst, sie sorgte sich ja sogar um sein Wohlergehen. Ihre flapsigen Sprüche waren nichts weiter als ihre Art, damit umzugehen. »Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich das Ganze nicht auf eine Weise aufregend finde – aber gleichzeitig habe ich die Hosen gestrichen voll«, räumte sie ein und bestätigte damit seine Vermutungen. »Es ist ein ziemlich gravierender Unterschied, ob man für einen Artikel recherchiert und Beteiligte interviewt oder selbst in die Ereignisse involviert ist. Und offen gestanden bin ich mir nicht sicher, ob mir dieser Part uneingeschränkt gefällt.«
»Du schlägst dich großartig.« Plötzlich hielt er ihre Hand in seiner und drückte sie sanft. »Ich passe auf dich auf, das verspreche ich dir. Solange du auf mich hörst, wird dir nichts passieren.«
Im ersten Moment starrte sie ihn an, als wisse sie nicht, was sie darauf erwidern sollte, im nächsten schlang sie die Arme um seinen Hals und drückte ihn an sich, nur um ihn so schnell wieder freizugeben, dass er nicht einmal Gelegenheit fand, ihre Umarmung zu erwidern. »Wir packen das, oder?« Sie war schon wieder zurück am Tisch, legte die Kamera darauf ab und setzte sich. »Wir kommen heil aus der Sache raus.«
»Natürlich.« Er war sich nicht sicher, wie sich die Dinge für ihn selbst entwickeln würden, aber er wollte verdammt sein, wenn er nicht dafür sorgen würde, dass Kate alles unbeschadet überstand.
Er zog sich das T-Shirt über und ließ sich wieder auf dem Boden nieder. Kates Verhalten irritierte ihn. Wann immer es einen Augenblick der Nähe zwischen ihnen gab, ganz gleich, wer von ihnen ihn herbeigeführt hatte, sorgte sie dafür, dass er ein abruptes Ende fand. Beinahe kam es ihm vor, als hätte sie Angst. Die Frage war nur: wovor?
Während er sich noch den Kopf über ihr rätselhaft heißkaltes Verhalten zerbrach, hatte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Laptop gerichtet. Eine Weile beobachtete Chase, wie sie sich durch die Nachrichtenportale klickte, bis es ihm endlich gelang, seinen Blick von ihr loszureißen. Als er die Augen schloss, um seine Konzentrationsübungen wieder aufzunehmen, riss ihn ihre Stimme erneut in die Wirklichkeit zurück.
»Wie hieß der Indianer noch mal, der das Ritual durchgeführt hat? William?«
Chase öffnete die Augen und unterdrückte einen frustrierten Seufzer. »Joseph – Joseph Quinn. Warum?«
»Hier ist ein Artikel
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