Dämonisches Tattoo
anzukündigen.«
»Sie haben dazugelernt«, gab der Killer zurück. »Beinahe hätte ich Sie nicht bemerkt. Aber es ist ja nicht so, dass Sie mit dem Anblick einer Garage viel anfangen können, oder?«
Nein, aber mit der Kirche und einer Hausnummer.
Er hatte Chase’ Anwesenheit tatsächlich erst jetzt bemerkt und ahnte nicht, dass Chase wusste, wo er war.
Dieses Mal entwischst du mir nicht!
»Wissen Sie, Chase, ich muss unseren Plausch jetzt leider beenden«, fuhr er fort. »Ich melde mich später wieder bei Ihnen, wenn ich mit meiner Arbeit begonnen habe. Oh, und ich habe heute noch eine Überraschung für Sie.«
Ein Ruck durchfuhr Chase und im nächsten Augenblick war die Verbindung getrennt. Chase versuchte sie wieder aufzubauen, diesmal jedoch stieß er auf die Wand, die er bereits zuvor gespürt hatte. Der Killer hatte ihn ausgesperrt.
Trotzdem hatte er genug gesehen.
Um was für eine Überraschung es sich handeln mochte, von der der Kerl gesprochen hatte, wollte er lieber gar nicht erst wissen.
Chase sprang auf. »Wir müssen los! Ich weiß, wo er ist.«
Er riss seine Pistole vom Küchentresen und griff nach dem Autoschlüssel, als Kate ihre Hand auf seine legte.
»Ich fahre.«
»Schon vergessen: Ich bin der mit dem Fahrertraining.«
»Du bist auch der, der uns gegen einen Baum knallen lässt, wenn du plötzlich wieder in eines dieser Visionsdinger gerissen wirst.«
Chase überließ ihr den Autoschlüssel. Auf dem Weg zur Garage befestigte er die Glock samt Holster an seinem Gürtel und zog sich den dunkelblauen Kapuzenpullover über, den Kate ihm besorgt hatte. Kurz darauf waren sie auf dem Weg nach Hyattsville, einem Nachbarort von Brentwood. Kate folgte seinen Richtungsanweisungen und lenkte den SUV sicher durch die nassen Straßen. Der Regen war zu einem leichten Nieseln abgeklungen, für das sie nicht einmal den Scheibenwischer brauchten. Einzelne Wolkenfetzen zogen rasch dahin, vom Wind so schnell vorwärtsgetrieben, dass sie den Mond niemals lange verdeckten und ein seltsames Wechselspiel aus Licht und Schatten auf den Boden zeichneten.
»Und du bist dir sicher, dass du den Ort erkannt hast?«
Er nickte. »Ich bin da aufgewachsen, meine Eltern hatten dort bis zu ihrem Tode ein Haus, nicht weit von unserem Ziel entfernt.« Hyattsville war ein beschaulicher kleiner Ort, an den er sich gern zurückerinnerte, auch wenn er es als Teenager wenig prickelnd gefunden hatte, in so einem Kaff leben zu müssen statt in der nahen Großstadt. Heute erinnerte er sich gern an die Jahre, die er dort verbracht hatte, trotzdem hinterließ die Erinnerung an das hübsche viktorianische Haus auch einen bitteren Beigeschmack auf seiner Zunge. An das Zuhause seiner Eltern zu denken ließ ihren Verlust greifbarer werden. »Hast du noch etwas über die Rituale herausgefunden?«, fragte er, um sich auf andere Gedanken zu bringen.
Kate zuckte die Schultern. »Nur das Übliche, würde ich sagen. Regen- und Fruchtbarkeitstänze und ein paar Zeremonien, die Tapferkeit und Glück verleihen sollen. Die könnten wir jetzt gebrauchen. So wie es aussieht, taucht die Sache mit dem Geist des Jägers nur im Internet auf, weil in der Vergangenheit ein Häuptling seine Stammesfeinde angeblich auf diese Weise aufgespürt und zur Strecke gebracht hat, was wohl der Grund dafür ist, dass der Stamm nicht – wie so viele andere – ausgerottet wurde. Falls es etwas gibt, was für den Schlitzer interessant ist, steht es jedenfalls nicht im Internet.«
Vielleicht hatte er William Quinn auch nur auf Verdacht in seine Gewalt gebracht. Sobald er herausfand, dass der alte Mann ihm nichts bieten konnte – oder wollte –, würde er ihn umbringen.
Als sie an der Kirche vorüberkamen, wies er Kate an, links abzubiegen. »Bleib hier stehen, es ist gleich um die Ecke.«
Sie parkte den Wagen am Straßenrand, schnappte sich die Stabtaschenlampe und folgte ihm nach draußen. Chase wollte sie zum Auto zurückschicken. Es war zu gefährlich, sie mitzunehmen. Andererseits konnte er auf sie aufpassen, solange sie bei ihm war. Wenn er sie allein ließ und der Killer sie fand …
»Bleib dicht hinter mir.« Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran, bis er das Gefühl hatte, dass es nah genug war, um sie zu schützen. »Wenn –«
»Ich mache, was du sagst«, kam sie ihm zuvor. »Wenn du sagst ›lauf‹, dann sehe ich zu, dass ich Land gewinne, und wenn du sagst, ich soll grüne Mäuse sehen, dann tue ich das.«
Er warf ihr einen
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