Dämonisches Tattoo
darüber, dass ein Indianer namens William Quinn aus dem Nidwaya-Reservat seit vorgestern vermisst wird.« Ein paar Klicks und in die Suchmaske eingetippte Worte später sah sie auf. »Dieser William ist der Stammesälteste und gleichzeitig der Großvater deines Ritualindianers.«
»Das erklärt einiges.«
»Denkst du …?«
Chase nickte. Er hatte noch immer keine Ahnung, woher der Killer von dem Ritual wusste, aber ganz gleich, wie er es herausgefunden hatte, William Quinn war der Grund dafür, dass er so viel Kontrolle über die Verbindung hatte. Vielleicht hatte er sogar einen Weg gefunden, den Indianer das Band verstärken zu lassen oder ihm zumindest größere Macht darüber einzuräumen.
Kate kaute auf dem Ende ihres Bleistifts herum. »Ob er noch lebt?«
»Solange er etwas von ihm will, wird er ihm nichts tun. Ich frage mich allerdings, was er vorhat.« Schon jetzt verstand er es um einiges besser als Chase, die Verbindung zu nutzen. Was konnte ihm der Indianer noch bieten? Oder war er bereits tot und man hatte lediglich seine Leiche noch nicht gefunden? Letzteres war ziemlich wahrscheinlich, trotzdem überkam Chase ein ungutes Gefühl. Obwohl er nicht daran glaubte, hatte das Ritual seine Wirkung gezeigt. Er wagte nicht einmal, daran zu denken, welche Möglichkeiten diese indianischen Rituale sonst noch bargen und welchen Schaden sie in den falschen Händen anrichten konnten.
»Kannst du mal nachsehen, was die Mühle an Informationen über Nidwaya-Rituale ausspuckt?«, bat er Kate.
»Sicher.«
Zwei Herzschläge später war sie bereits in ihre Suche vertieft und schien Chase nicht einmal mehr zu bemerken. Draußen waren dunkle Regenwolken aufgezogen, die das Tageslicht nach und nach in sich aufsogen. Selbst im Zimmer war es dunkler geworden. Eine Weile starrte Chase aus dem Fenster in den bleigrauen Himmel, und als es zu regnen begann, stand er noch einmal auf, um die Terrassentür zu öffnen. Kühle Luft strömte in den Raum und brachte einen Geruch von Erde und Feuchtigkeit mit sich. Chase atmete tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Prasseln des Regens, der gegen die Scheiben schlug. Obwohl er sich wirklich alle Mühe gab und es ihm tatsächlich gelang, ruhiger zu werden, wollte sich die Verbindung einfach nicht einstellen. Zweimal hatte er das Gefühl, kurz davor zu sein. Er glaubte schon, die Präsenz des anderen zu spüren – bis er plötzlich gegen eine Wand lief und mit einem Ruck ins Wohnzimmer zurückkatapultiert wurde. Er war dort gewesen, das hatte er gespürt, doch dann war etwas geschehen. Es hatte sich angefühlt, als hätte jemand ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. Der Killer hatte ihn ausgeschlossen.
Fluchend schlug Chase auf den Boden. »Wie zum Teufel macht er das?«
Er schloss die Augen wieder und versuchte es erneut, nach zwei Stunden erfolgloser Versuche war er jedoch zu unruhig und zu zornig. Er hatte die Hilflosigkeit satt, doch seine Ungeduld würde ihm nicht dabei helfen, die Verbindung aufzubauen. Mittlerweile schaffte er es ja nicht einmal mehr, seine innere Mitte zu finden.
Die Nacht hatte die Dämmerung vertrieben und er hatte noch nichts erreicht, außer dass er gegen eine Wand geprallt war, die der Killer ihm in den Weg gestellt hatte.
Plötzlich stand Kate vor ihm und musterte ihn. »So wird das nichts. Du bist viel zu wütend und zu ruhelos.«
»Danke, das ist mir auch schon aufgefallen.«
»Versuchen wir es gemeinsam, vielleicht klappt es dann.« Sie ließ sich ihm gegenüber nieder, ihre Sitzposition ein Spiegelbild seiner eigenen. »Gib mir deine Hände.«
»Wieso?«
»Du brauchst ein paar positive Schwingungen.«
Schwingungen waren nicht unbedingt das, woran er dachte, wenn er sie berührte, trotzdem streckte er seine Hände aus. Ihre Finger schlossen sich um seine, eine Berührung, so sanft wie ein Windhauch. Er war versucht sie an sich zu ziehen, doch er wusste, dass sie ihn sofort abblocken würde.
»Kate?«, fragte er stattdessen. »Was würdest du tun, wenn ich dich jetzt küsse?«
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. »Das hier ist Yoga, keine Streicheltherapie. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich würde dir eins zwischen die Augen verpassen. Und jetzt schließ die Augen, bevor ich das für dich übernehme!«
Er kam ihrer Aufforderung nach, doch er war noch nicht bereit, das Thema ruhen zu lassen. »Bin ich so schlimm?«
Er spähte durch seine halb geschlossenen Lider und erhaschte einen Blick auf ihr Gesicht. Für
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