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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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was ihr jedoch nicht gelingen wollte. Ihre Gedanken waren bei Chase. Sie fragte sich, was geschehen würde, wenn er den Kerl einholte. Würden sie kämpfen? Hatte der Schlitzer womöglich eine Waffe bei sich? Auch wenn sie wusste, dass Chase’ Leben mit dem des Killers verbunden war, konnte sie es noch immer nicht so recht glauben. Sie hatte den Schnitt an seinem Kinn gesehen, den sich der Killer beim Rasieren zugezogen hatte, trotzdem fiel es ihr schwer, ihn als das zu sehen, was er angeblich war: eine Verbindung zwischen zwei Leben. Auch wenn ihr keine andere Erklärung einfiel, wie Chase an die Verletzung gekommen sein konnte, klammerte sie sich noch immer an die Hoffnung, dass es eine geben musste. Alles andere war vollkommen irrsinnig.
So irrsinnig wie ein Tattoo, das sich verändert?
Und mindestens so verrückt wie das Durcheinander, das Chase’ Nähe regelmäßig in ihrem Inneren auslöste. Sie kannte die Beschreibung von Schmetterlingen im Bauch. Was Chase mit ihr anrichtete, fühlte sich eher nach einer Fliegerstaffel auf Übungsflug an.
    Ein leises Stöhnen riss sie aus ihren Gedanken und erinnerte sie daran, dass sie nicht allein war. Ein wenig zögernd wandte sie sich der Schlafzimmertür zu. Nicht zu wissen, was sie dahinter erwartete, verursachte ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen, an der Stelle, an der eben noch das Fluggeschwader seine Loopings gezogen hatte. Trotzdem war es höchste Zeit, dass sie der armen Frau half.
    Als sie das Schlafzimmer betrat, starrte ihr die Frau mit weit aufgerissenen Augen entgegen. »Haben Sie keine Angst …« Kate gab sich alle Mühe, beruhigend zu klingen. »… der Kerl ist fort.« Ihre Worte konnten das Entsetzen und die Panik in den Zügen der Frau jedoch nicht mildern.
    Kate stellte die Stablampe auf eine Kommode neben der Tür und tastete nach dem Schalter der Deckenlampe. Das Licht flammte auf, sein gnadenloser weißer Schein flutete das Zimmer und offenbarte das unvollendete Werk des Schlitzers. Das Gesicht der Frau glänzte feucht in einer Mischung aus Tränen und Blut, ihr Blick war verhangen – vermutlich eine Nachwirkung des Betäubungsmittels –, die Züge in Panik verzerrt. Das Schlimmste jedoch waren die Lippen, blutig und geschwollen, von dicken blauen Fäden zusammengehalten, deren Enden wie störrische Stacheln in die Luft ragten. Er war nicht ganz fertig geworden, sodass ihre Lippen auf einer Seite auseinanderklafften. Ein schmerzerfülltes Stöhnen quälte sich aus der Lücke hervor.
    »Nicht bewegen.« Sie ging um den Stuhl herum, erleichtert, nicht länger in das fratzenhaft verzerrte Gesicht der Frau blicken zu müssen, und machte sich an den Fesseln zu schaffen. »Alles kommt wieder in Ordnung«, redete Kate weiter auf sie ein in der Hoffnung, ihr die Furcht, die beinahe greifbar in der Luft lag, ein wenig nehmen zu können. »Ich befreie Sie jetzt und dann rufe ich einen Krankenwagen.«
    Ein Schluchzen vibrierte in der Kehle der Frau und ließ sie erbeben.
    »Ganz ruhig.« Kate legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. »Versuchen Sie, sich nicht aufzuregen.« Die Fäden würden spannen und ihre Lippen nur weiter aufreißen, wenn sie nicht ruhig blieb. »Ich weiß, dass es wehtun muss, und auch, dass Sie Angst haben, aber Sie müssen mir jetzt vertrauen, okay? Je ruhiger Sie bleiben, desto leichter wird es.«
    Die Frau versuchte trotzdem etwas zu sagen. Ihre Lippen bewegten sich, zerrten an den Fäden, und je größer der Widerstand wurde, auf den sie traf, desto mehr wuchs auch ihre Panik. Die Augen waren weit aufgerissen und von einem fiebrigen Glanz erfüllt, der Kate daran zweifeln ließ, ob sie überhaupt viel davon mitbekam, was um sie herum geschah.
    »Nicht sprechen«, versuchte sie es noch einmal. »Es kommt gleich Hilfe.«
    Unten fiel die Haustür ins Schloss. Vermutlich war es nur ein Luftzug, der sie zugeworfen hatte, vielleicht aber auch Chase, der zurückgekehrt war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Es waren weder Stimmen noch die Schritte mehrerer Füße zu hören – nicht einmal die einer einzelnen Person.
    Kate ging zur Tür und sah auf den Flur hinaus. Auf der Treppe war niemand zu sehen.
    »Chase?«, rief sie ins Halbdunkel. »Bist du das?«
    Keine Antwort.
    Also doch nur der Wind.
    Sie drehte sich wieder herum und wollte zu der Frau zurück, die ihr aus weit aufgerissenen Augen entgegenstarrte, als sie ein Knarren hörte.
    »Holz arbeitet«, sagte sie sich selbst. Das Ächzen der Dielen war

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