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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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senken, ging Chase zu der reglosen Frau und legte ihr zwei Finger an den Hals, um nach ihrem Puls zu tasten. Ihr Herzschlag war stark und regelmäßig. Sofort umfasste er den Griff der Glock wieder mit beiden Händen und setzte seine Suche fort. Er riss die Tür des begehbaren Kleiderschrankes ebenso auf wie die zum angrenzenden Badezimmer. Nichts. Sogar unter das Bett warf er einen Blick, ehe er das Schlafzimmer verließ und auf den Flur zurückkehrte, um die anderen Zimmer zu filzen. Als er an der Treppe vorbeikam, sah er zu Kate hinunter, erfüllt von der irrationalen Angst, der Killer könne sich nach unten geschlichen und sie in seine Gewalt gebracht haben.
    Sie stand noch immer am Fuß der Treppe, die Finger um die Taschenlampe geklammert, und sah ihn fragend an. Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete Chase, trotzdem konnte er nicht umhin, einen genauen Blick in die Schatten hinter ihr zu werfen, ehe er ihr bedeutete zu warten.
    Oben gab es noch drei weitere Räume, alle so verlassen wie der Rest des Hauses auch. Trotzdem nahm er sich die Zeit, in jeden Winkel und jeden größeren Schrank zu blicken, ehe er schließlich zur Treppe zurückkehrte.
    »Er ist fort.«
    Kaum hatte er Entwarnung gegeben, kam Kate nach oben. »Ist sie tot?« Ihr war anzusehen, dass sie sich vor der Antwort fürchtete. Da lag ein Flehen in ihrem Blick, als wolle sie sagen: »Lass uns dieses Mal nicht zu spät gekommen sein!«
    »Sie lebt.«
    Kate stieß die Luft aus. »Gott sei Dank.«
    Allerdings wusste er nicht, in welchem Zustand sie sich befand, denn bisher hatte er nicht mehr getan, als nach ihrem Puls zu tasten. »Möglicherweise braucht sie ärztliche Hilfe. Lass uns sehen, was wir tun können.«
    Sie entfernten sich von der Treppe und gingen in Richtung Schlafzimmer, als unten die Haustür ins Schloss fiel, ein gedämpfter Laut voller Heimlichkeit. Chase fuhr herum.
    Unten war niemand zu sehen.
    »Er ist raus!«, rief er Kate zu und war schon auf halbem Weg nach unten. »Kümmere dich um die Frau!«
    Mit großen Sätzen ließ er die Treppe hinter sich, riss die Haustür auf und stürmte nach draußen. Kühle Luft schlug ihm ins Gesicht, geschwängert von der Feuchtigkeit des Regens. Chase’ Blick schoss über das Grundstück, und als er dort niemanden entdeckte, nach vorn, zur Straße. Wasser spritzte unter seinen Füßen auf, als er über den Rasen zum Zaun lief. Die Straße war so verlassen wie ein Hochzeitsbankett im Morgengrauen.
    Nur langsam wurde ihm bewusst, dass der Killer sich die ganze Zeit über unten versteckt gehalten haben musste. Chase war von Anfang an davon ausgegangen, dass er oben wäre, deshalb hatte er bei der Durchsuchung des unteren Stockwerks weniger Sorgfalt walten lassen. Zu wenig. Dieses Dreckschwein war Kate so nah gewesen, dass sich Chase bei dem bloßen Gedanken daran, was er ihr alles hätte antun können, der Magen umdrehte.
    Sie sind ein wenig zu früh dran, Chase,
erklang die Stimme des Killers in seinem Geist.
Ich mag es nicht, wenn ich meine Arbeit nicht vollenden kann.
    »Und ich mag Ihre Arbeit nicht.«
    Wie auch immer.
Er gab einen Laut von sich, der wie ein Glucksen klang.
Sie werden mich auch dieses Mal nicht erwischen.
    Das Schlimme war, dass der Kerl vermutlich recht hatte. Chase hatte nicht die geringste Ahnung, wohin er verschwunden war. Dann jedoch spürte er einen Drang, der tief aus seinem Inneren aufstieg und ihn nach links zog. Konnte er wirklich einem bloßen Gefühl folgen? Andererseits hatte er ohnehin keinen anderen Anhaltspunkt. Etwas sagte ihm, dass der Killer auf dem Weg zur U-Bahn war – als würde ihm eine geheimnisvolle Stimme den Weg flüstern. War das der Geist des Jägers, der ihm die Richtung wies?

22
    Kate starrte nach unten, wo Chase aus dem Haus verschwunden war. Die Tür stand halb offen und schwang leicht im Wind. Eine Gänsehaut, die nichts mit dem Luftzug zu tun hatte, der die Treppe heraufwehte, breitete sich über ihren Rücken und die Arme aus. Sie war sich nicht sicher, was schlimmer war: dass ihr der Killer so nah gewesen oder Chase so weit fort war.
    Als er dem Kerl nach draußen gefolgt war, hätte sie ihn am liebsten festgehalten und ihn angefleht, sie nicht allein zu lassen. Doch das wäre albern gewesen. Der Killer war nicht mehr im Haus und sie waren hierhergekommen, um ihn zu erwischen – was wohl kaum funktionieren konnte, wenn sie ihn jetzt aufhielt.
    Sie rieb sich über die Arme und versuchte die schmerzhafte Gänsehaut zu vertreiben,

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