Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dahoam is ned dahoam - Bayerische Ein- und Durchblicke

Dahoam is ned dahoam - Bayerische Ein- und Durchblicke

Titel: Dahoam is ned dahoam - Bayerische Ein- und Durchblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Schleich
Vom Netzwerk:
Geschmacksverstärker; 5: Mit Phosphat; 6: gebrüht.«
    Vor dem Kiosk stehen zwei 90er-Jahre-Autos mit laufendem Motor und offenen Türen, während die Fahrer, lässig an ihre Karossen gelehnt, sich Cola trinkend in breitem Nämbercherisch unterhalten. Wahrscheinlich ist ihnen überhaupt nicht mehr bewusst, an was für einem Ort sie hier stehen – sie fahren bestimmt nur deshalb her, weil sie die Motoren ihrer Autos im Stand laufen lassen können, ohne dass ihnen gleich ein selbst ernannter Umweltsheriff aufs Dach steigt –, aber uns hat der Genius Loci jetzt so fest in seinen Krallen, dass wir instinktiv braune Machenschaften vermuten.
    »Der Hermann«, sagt der eine.
    »Welcher Hermann?«
    »Geh, du werst doch den Hermann kennen …«
    (Hermann? Das kann doch nur der Göring sein! Warte, wenn ich den erwische, diesen verräterischen Fettwanst.)
    »… der Hermann, der is doch ned normal, oder was, der hat neulich a Schlachtschüssel gessen, aber hallo, die war ned von schlechdn Eldern, dabei hat der doch hochgradich Zucker …«
    (Was heißt hier Zucker? Morphiumsüchtig war er!)
    »… und die Schuh, die er sich da neilich kaffd hod, also des warn also ned direkt Spoddschuh, auch kane Halbschuh, ne, de warn so braun, also rehbraun däd ich jezd vielleichd ned grad soggn, aber braun warn se auf alle Fälle!«
    (Braun! Meint der die Eva? Oder die Uniformen? Oder das Wasser des Dutzendteichs, das heute so einen verdächtigen Braunton hat?)
    Aber kann ein Teich ein Nazi sein?

Zwischenstopp Kabarett:
    Die Bestie von Doddlbach
    Auf unserer Fahrt durch Franken sehen wir direkt neben der Landstraße ein verlassenes, halb renoviertes Bauernhaus, das uns zu einer spontanen Kabarettnummer inspiriert.

    (Die Bestie von Doddlbach sitzt in einer Gefängniszelle.)

    Die Bestie:
    Jetzt is er wieder gekommen, der von der Bank, der könnt mir jetzt für 1,5 Prozent, ne, könnt ma umschulden, hat er gsagt. Aber jetzt hab ich ja schon ein Dach überm Kopf, ich sitz jetz da in Bayreuth, Justizvollzugsanstalt Sankt Georgen. Praktisch im Knast. Und die sagen, man weiß ja nie, was kommt, aber wenn’s gut läuft, könnte ich unter Umständen einmal der am längsten einsitzende Strafgefangene Bayerns wern.
    Ich möcht ja sagen, wenn ich da rauskomm, ich mach des auch nimmer, ich bin ja gar nicht mehr interessiert an so was, mir is des selber peinlich, und ich sag Ihnen echt, nachdem ich jetzt kaa Krimineller bin, ich kenn da herin ja auch keinen. Die anderen, die kennen sich alle, des merkst scho, dass die teilweise in so Banden und so … die haben schon einen Heidenrespekt vor mir, weil die wissen ja, ich hab ja, des waren, überleg amal, des waren ja insgesamt … der Schwiegervater, die Schwiegermutter, mei Fraa, ihr Schwester, und ich hab sie ja nur derschossn, also ganz sauber, im Tierreich würd ma sachen, a Blattschuss. Für die war des a schöner Dod, des hat auch die Pathologin gsagt in Nernberch, des war a scheena Dod. Ich hätt ja auch so Dings da, so Rattengift nehmen können, dann wären die alle ganz elendiglich … ne …
    Dann der Postbote, weil der an dem Tag zu spät dran war, der Postbote, den wollt ich gar ned umbringen, ne, und des mit der Wirtschaft … ich war nervös. Ich bin halt kein Mörder. Für einen Mörder ist so was Alltag, aber ich bin keiner. Jetzt bin ich halt rein in die Wirtschaft mit ’m Revolver, fragt mich einer, was hast du da?, war’s scho passiert. Der Bierfahrer, ne, der war sofort dod, dann der Walter, der Pframmer Horst und der Schuck Hans, sind neun.
    Aber den Wirt, den wollt ich nicht erschießen. Wie heißt so was, wenn a Kugl gegen die Wand geht und abprallt, ein Querschläger, ne, und des war halt auch so ein Querschläger, wie ich den Bierfahrer erschossen hab, hab ich so in die Fässer neigeballert, und die waren unter Druck, des hat’s zerrissen, und dann is da so ein Stück weggeflogen und hat den Wirt genau da … ne … Halsschlagader, und dann war der tot. Gut, des war ein alter Mann, aber des war mir wirklich peinlich, weil die kennen mich doch alle im Ort.
    Klar, da haben s’ natürlich alle da jetzt Angst vor mir in dem Gfängnis da herin, weil die denken, wenn der so viele … ich hab denen gsagt: »Ich bin ned so«, aber ich krieg da herin partout kein Anschluss.
    Aber dass man da so direkt … also wirklich … in die Nähe von Kriminellen gerückt wird … des muss ich sagen, des is schon, also ich muss schon sagen, des hat was von … also draußen nicht, aber im

Weitere Kostenlose Bücher