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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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ergriff.
    Sie stand auf, und ihr Haar
knisterte vor Elektrizität, als sie sich umdrehte. «Also, ich finde immer noch,
du hättest es mir sagen sollen. Ich möchte nicht, dass wir Geheimnisse
voreinander haben. Ich hasse es, in einen Raum zu kommen und das Gefühl zu
haben, dass alle dort mehr über dich wissen als ich.»
    Ivo sah auf
seine Hände hinab. «Es tut mir leid, Cora, dass du darauf nicht vorbereitet
warst. Ich wollte dich mit meiner Vergangenheit nie belasten, genauso wenig wie
du», er sah Cora in die Augen, «mir alles offenbart hast.»
    Cora trat erstaunt einen Schritt
zurück. «Was meinst du denn? Ich habe nichts zu offenbaren.»
    Ivo zuckte
mit den Achseln. «Dann war dieser Bauernjunge aus Newport, mit dem eure
jämmerlichen Zeitungen mich immer wieder zu meinem Nachteil verglichen haben,
nur eine Erfindung?», sagte er.
    Cora wurde ärgerlich. «Aber das war,
ehe ich dich kennengelernt habe», sagte sie.
    «Genau», sagte Ivo, legte ihre
Haarbürste zurück auf den Frisiertisch und ordnete den Handspiegel und die
Döschen mit Haarnadeln und Puder in einer Reihe an.
    Irgendetwas
an dieser Sorgfalt machte sie wütend.
    «Aber sie
haben über mich gelacht, Ivo!», sagte sie gereizt.
    Ivo drehte sich um und sagte so
leise, dass Cora sich vorbeugen musste, um jedes Wort zu hören: «Zu unserem
Rang und unseren Privilegien gehört es nun mal, dass wir angestarrt werden,
dass über uns geredet wird. Als bei unserer Hochzeit die Menschenmassen vor
der Kirche gewartet haben, hat dir das doch auch nichts ausgemacht. In den New
Yorker Zeitungen waren Bilder von dir und Artikel über jedes Detail deiner
Aussteuer und deines Vermögens. Ich habe das alles ertragen, ohne zu murren,
obwohl ich es unfassbar abgeschmackt fand, und zwar weil ich wusste, dass
diese Dinge in deiner Welt ganz normal sind. Es tut mir leid, dass du heute in
Verlegenheit gebracht worden bist, aber vielleicht verstehst du jetzt, wie ich
mich jeden einzelnen Tag in deinem Land gefühlt habe, wo ich in den Zeitungen
ganz offen als mittelloser Mitgiftjäger bezeichnet worden bin.» Seine Stimme
war nur noch ein Flüstern, aber Cora spürte die Kälte, die aus seinen Worten
sprach. Diese Gefasstheit beunruhigte sie mehr, als es ausdrücklicher Ärger
getan hätte. Sie fragte sich, wie es so weit hatte kommen können.
    Sie hatte sich vorgestellt, dass Ivo
ein Geständnis machen würde, das sie dezent und
taktvoll hingenommen hätte; aber stattdessen stritten sie ohne ersichtlichen
Grund. Ivo war wütend auf sie, obwohl es doch offensichtlich ihr Recht gewesen
wäre, wütend auf ihn zu sein. Sie sah ihn an und entdeckte in seinem Gesicht
keine Spur von Nachgiebigkeit. Sie fing an zu weinen. Sie versuchte es zu
unterdrücken, aber es kamen immer neue Tränenströme, die ihr das unmöglich
machten. Sie hörte ein lautes Geräusch und begriff erst dann, dass es ihr
eigenes Schluchzen war.
    Endlich spürte sie seine Hand auf
ihrem Gesicht, er strich ihr eine Haarsträhne von der Wange. Er gab ihr ein
großes weißes Taschentuch, damit sie ihre Augen trocknen konnte. Sie schnaubte
wütend hinein. Er lachte.
    «Arme Cora, ich lasse dich nie
wieder alleine ausgehen. Ich dachte, es würde dich amüsieren, das
Gesprächsthema der Stadt zu sein.» Er führte sie zu der Chaiselongue am Fuß
ihres Bettes.
    Cora wusste, sie sollte es dabei
belassen, aber sie konnte nicht anders. «Hast du sie geliebt?», fragte sie
hinter einem Vorhang aus Haaren.
    Ivo schwieg eine Weile und sagte
dann: «Ich habe sie sehr gemocht.»
    «Wolltest du sie heiraten?» Cora
wusste, dass die Frage absurd war, aber wieder konnte sie nicht widerstehen.
    «Liebste Cora, du bist die einzige
Frau, die ich gefragt habe, ob sie meine Herzogin sein möchte.»
    Cora strich
sich mit dem Ärmel ihres Umhangs über das Gesicht. Sie fühlte sich sehr müde.
«Und wie ging es auseinander?», flüsterte sie.
    «Auseinander?» Er wirkte überrascht.
«Aber es war ganz anders.» Ivo nahm die schwarzen Perlen von Coras Frisier
tisch und ließ sie sich durch die Finger gleiten wie einen Rosenkranz. «Nein,
es endete, als sich mein Bruder das Genick brach.»
    «Was meinst
du damit?»
    Ivo legte
die Perlen klirrend zurück auf den Tisch.
    «Als Guy starb, änderte sich alles.
Es war der schlimmste Tag meines Lebens. Mein Bruder war tot, und ich war Herzog.»
Ivo stand auf und ging zum Klingelzug. Fast sofort erschien ein Diener.
    «Bringen
Sie mir einen Brandy und ein Soda.»
    Als der Diener mit der

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