Daisy Goodwin
könnte – Sie würden feststellen, dass sie Sie geradezu
verehren –, schrieb
Mrs. Wyndham: «Ich
habe gerade gehört, dass der Herzog wieder im Lande ist. Sie müssen so froh sein, ihn wiederzuhaben. Ich bin sicher, der unglückliche
Zwischenfall mit Louvain ist
inzwischen vergessen, und Sie können in der Gesellschaft die Position
einnehmen, die Ihnen
rechtmäßig zusteht.»
Cora ließ
den Brief sinken und lehnte sich in ihrem Sessel zurück – ihre Rückenschmerzen
waren jetzt noch stärker. Ganz offensichtlich war sie der letzte Mensch im ganzen
Land, der erfuhr, dass ihr Ehemann zurück war. Sogar Mrs. Wyndham wusste mehr
über den Aufenthaltsort ihres Mannes als sie. Es war beschämend. Sie stand
unter Schmerzen auf und ging langsam durch das Zimmer. Als sie innehielt, um
aus dem Fenster über die Wiesen bis zum Meer zu sehen, erblickte sie eine
rosafarbene und eine grüne Gestalt, die sich auf das Gartenhaus zubewegten. Es
konnten nur ihre Schwiegermutter und Sybil sein. Ihre Augen waren zu schlecht,
um ihre Gesichter erkennen zu können, aber der Gedanke, dass die ältere Frau im
Pavillon Canovas Statue von Amor und Psyche entdecken würde, heiterte sie auf.
Es war ein wunderschönes Kunstwerk, aber Cora hielt es für unwahrscheinlich,
dass ihre Schwiegermutter diese Ansicht teilte.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen,
als der ziehende Schmerz in ihrem Rücken schlagartig zunahm, als drückten
eiserne Finger ihre Eingeweide zusammen. Sie stützte sich mit der Hand am
Fensterrahmen ab, und der Schmerz ließ nach. Sir Julius hatte gesagt, wenn der
Schmerz regelmäßig käme, kündige sich das Baby an. Sie legte ihre Stirn an die
Glasscheibe und atmete langsam ein und aus, um ihre rasenden Gedanken zu
beruhigen. Sie wollte nicht, dass das Baby heute kam, sie wollte bereit sein,
strahlend, freundlich, mit der schwarzen Perlenkette um den Hals, wenn ihr Mann
zurückkam. Selbst wenn er sich nichts mehr aus ihr machte, sie wollte so schön
sein wie möglich. Aber als die rosafarbenen und grünen Umrisse im Gartenhaus
verschwanden, spürte sie wieder diese Krämpfe, und ihr wurde klar, dass sie
keine Macht darüber hatte. Sie läutete die Glocke und war erleichtert, als
Bertha kurz darauf das Zimmer betrat.
«Bertha, du musst nach Sir Julius
schicken. Ich glaube, es ist so weit.» Cora zuckte zusammen. «Geh runter zum
Postamt und schick ihm ein Telegramm, er soll sofort kommen.»
Bertha sah sie besorgt an.
«Natürlich, Miss Cora, aber ist es denn gut, wenn Sie so lange allein bleiben?
Soll ich die Herzogin oder Lady Sybil holen?»
Cora verzog das Gesicht. «Auf keinen
Fall. Ich möchte niemanden sehen, schon gar nicht die Herzogin. Die soll sich
gar nicht erst einmischen. Nein, du musst den Eselskarren nehmen und nach
Lulworth fahren, so schnell du kannst. Schick das Telegramm und warte auf die
Antwort. Mit ein bisschen Glück bekommt Sir Julius noch den Nachmittagszug.»
Bertha
zögerte. Sie sah, dass Miss Cora blass war, und an ihrem Haaransatz waren
Schweißtropfen zu sehen. Aber Bertha wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihr zu
widersprechen.
Auf ihrem Weg zu den Stallungen überlegte
sie, ob sie einem der Mädchen Bescheid sagen sollte, Mabel vielleicht; aber
dann fand sie doch, dass sie sich auf niemanden wirklich verlassen konnte.
Bugler würde davon hören, und dann war es nur eine Frage der Zeit, bis die
Herzogin alles wusste. Nichts, was in Lulworth geschah, konnte vor der Herzogin
lange verborgen bleiben. Sie hatte Mrs. Cashs unerbittlichen Blick für Details.
In die Garderobe, die sich im
Korridor zwischen der Dienstbotentreppe und der Hintertür befand, war ein kleiner,
von Fliegendreck verschmierter Spiegel eingelassen. Bertha sah hinein und
richtete ihren Hut so, dass er ihr schmeichelte und die Krempe einen leichten
Schatten auf ihre Augen warf.
Mr. Veale, der Postmeister, war
überrascht, Bertha zu sehen. Normalerweise brachte ein Stallbursche die Telegramme
aus dem Schloss. Natürlich war ihm bewusst, was die Ankunft der Zofe zu
bedeuten hatte: Der Inhalt dieses Telegramms war vertraulich. Neugierig
musterte er das Mädchen der Herzogin, als sie ihm den Umschlag reichte. Seine
Nichte, die oben im Schloss in der Vorratskammer arbeitete, hatte ihm von ihr
erzählt. «Die Herzogin gibt ihr Kleider, die kaum getragen sind. Wenn man sie
ansieht, würde man nie glauben, dass sie eine Dienstbotin ist.» Mr. Veale sah
zu Bertha auf – sie war etwas größer als er – und dachte, dass das
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