Daisy Goodwin
aufhören, die Statue zu streicheln.
«Ich kann mir denken, dass Ivo sie
ebenfalls mag», sagte Odo. «Er ist ein Mann, der die weiblichen Formen liebt.»
Teddy tastete nach seinem
Zigarettenetui. Als er das Streichholz anriss, sah er das gelbe Flackern in
Odos Augen.
«Oh, Teddy, darf ich?», sagte Cora
mit Blick auf seine Zigarette.
«Natürlich,
verzeih.» Er hielt ihr sein Etui hin.
«Meine
Mutter wäre entsetzt, wenn sie das sähe.» Sie neigte sich der Flamme entgegen,
und der Smaragd um ihren Hals funkelte. Teddy beobachtete, wie sie die
Zigarette an die Lippen führte.
«Dann sagen wir es ihr eben nicht,
oder?» Teddy wandte sich an Odo. «Wir können ein Geheimnis für uns behalten.»
Aber Odo hörte ihn nicht. Er hielt seine gerötete Wange an den kalten Marmor
von Amors Flügel.
Dankbar sog
Cora den Rauch ein. «Weißt du noch, Teddy, die Party bei den Goelets, wo die
Zigaretten aus Hundert-Dollar-Noten waren? Glaubst du, manche Leute haben sie
wirklich geraucht?»
Teddy
lachte. «Ich jedenfalls nicht. Ich glaube eigentlich, niemand hat sie
geraucht. Diese Millionäre aus Newport nehmen Geld viel zu ernst, um
zuzusehen, wie es sich in Luft auflöst.»
«Das kommt einem jetzt ziemlich
geschmacklos vor, nicht?», sagte Cora zögernd. «Obwohl ich noch weiß, dass ich
es damals recht elegant fand.» Sie blies einen dünnen Strahl Rauch aus.
Teddy
sagte: «Autres temps, autres mocurs. Hier stellen sich viele Dinge anders dar.»
Er sah ihr direkt in die Augen. «Aber es gibt auch ein paar Dinge, die sich
noch ganz genauso anfühlen.»
Cora
verstand die Bedeutung seines Blickes und run zelte die Stirn, als hätte er
etwas Missliebiges in ihren Garten schöner Erinnerungen gebracht. Sie ließ
ihre Zigarette ins Gras fallen und stieß sie mit ihrem Schuh in den Boden.
«Ich muss hineingehen und nach dem
Prinzen sehen», sagte sie.
Teddy sah sie im Haus verschwinden
und stellte fest, dass er den Atem anhielt.
«Was für eine rührende kleine
Szene.» Odos Stimme ließ ihn aufschrecken, und er hustete. «Traurig für Sie,
aber die Herzogin scheint die einzige Frau in ganz England zu sein, die ihren
Ehemann liebt. Schön, reich und treu – wie dumm von Ihnen, sie gehen zu
lassen.»
Teddy
ballte in der Tasche die Faust. Er wusste, dass er bei diesem Köder nicht
anbeißen sollte, aber er konnte nicht anders und sagte: «Komischerweise wollte
ich nicht der Ehemann eines Vermögens sein.»
«Wie
ehrenhaft von Ihnen», sagte Odo bitter, während seine Hand immer noch die kühle
Psyche streichelte. «Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von meiner Frau
behaupten. Sie hat mich ausschließlich wegen des Geldes geheiratet. Sie war
schön, und ich war reich. Ich hielt das für einen gerechten Tausch, aber Lady
Beauchamp hat ihren Teil des Handels nicht eingehalten. Sie kann einfach nicht
diskret sein. Ich hatte natürlich vermutet, dass sie zärtliche Gefühle für den
Herzog hegt – jeder hat ja irgendeine Schwäche, sogar ich.» Er kicherte. «Aber
sie musste ihre Gefühle in aller Öffentlichkeit zur Schau stellen. Ich hätte
ihr alles verziehen, nur das nicht.»
Teddy zündete sich noch eine
Zigarette an. Odo bot er keine an. «Aber warum sind Sie dann hergekommen?»,
fragte er. «Ich hätte gedacht, dies wäre der letzte Ort, an dem Sie sein
wollen.»
«Die Gelegenheit ist so gut, ich
konnte nicht widerstehen, mein Freund. Meine liebe Frau ist nicht die Einzige,
die sich in aller Öffentlichkeit schlecht benehmen kann. Ich habe vor, eine
nette kleine Szene zu machen.» Er kicherte wieder, wandte sich ab und ging auf
das Haus zu.
Teddy
begriff, was er vorhatte, und streckte die Hand aus, um den anderen Mann am Arm
festzuhalten, aber Odo war zu schnell für ihn. Er huschte hinter die Statue und
sagte: «Versuchen Sie ja nicht, mich aufzuhalten, das ist überhaupt nicht in
Ihrem Interesse. Je schneller Ihre Freundin, die Herzogin, weiß, was sich vor
ihrer Nase abspielt, desto eher wird sie den Trost eines alten Freundes
brauchen.» Teddy versuchte wieder, ihn festzuhalten, doch Odo sah es kommen
und trat hinter eine Säule. Sie waren beide betrunken, Teddy war vom Alkohol
schwerfällig geworden, während Odo plötzlich ganz trittsicher wirkte. Teddy
versuchte noch einmal, ihn am Arm zu packen, aber Odo machte eine schnelle
Bewegung, und Teddy schlug lang hin und stieß sich den Kopf an. Benommen lag er
auf dem Boden, im Mund den Geschmack von Granit. Seine Gedanken und Gefühle waberten
in seinem
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