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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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genossen, dass ich wohl die
ganze Nacht hier gesessen hätte.» Sie stand auf und war dankbar für die gut
zwei Zoll, die sie größer war als ihre Schwiegermutter. «Ladys, sollen wir?»
    Die Diener
traten vor, und die Damen erhoben sich raschelnd. Die Männer standen auf. Es
oblag dem Prinzen, Cora zur Tür zu geleiten, da er zu ihrer Rechten gesessen
hatte. Als sie an ihm vorbeiging, murmelte er: «Führrren Sie noch einen
weiterren amerrrikanischen Unabhängigkeitskrrieg, Herzogin?»
    Cora sah
den dicken alten Mann an, dessen Augen vor Bosheit funkelten. «Das hängt ganz
davon ab, ob ich die königliche Genehmigung habe, Sir.»
    Der Prinz ließ seinen Blick über
Cora schweifen und nickte unmerklich. «Ich habe immer gedacht, dass die Neue
Welt eines Tages die Oberhand gewinnen wird.»
    Die Männer hielten sich im Speisesaal
nicht mehr lange auf und kamen ebenfalls bald in die lange Galerie. Ivo betrat
den Raum als Letzter, und Cora sah an der Haltung seiner Schultern und den
Linien um seinen Mund, dass ihr Mann nicht froh war. Sie fragte sich, was
geschehen war, nachdem die Damen sich zurückgezogen hatten.
    Sobald sie den Prinz mit einem
Baccara-Spiel fürs Erste beschäftigt hatte, ging sie zu Ivo.
    «Möchtest du nicht ein bisschen
Klavier spielen, Ivo?» Sie senkte ihre Stimme. «Auf die Weise musst du auch mit
niemandem sprechen.»
    Er nickte. «Ist das so
offensichtlich? Ich weiß nicht, ob ich Odo Beauchamp noch einen einzigen Moment
länger ertragen kann. Wenn er nüchtern ist, ist er mir egal, aber wenn er
betrunken ist, ist er unsäglich. Du hast recht, ich sollte ein bisschen
spielen, bis ich es wieder aushalte, ihn anzusehen.» Er ging durch die Tür ins
Musikzimmer.
    Cora sah sich im Raum um, als
gehörte sie zu einem Spähtrupp. Aber nichts wies auf Ärger hin. Der Prinz
spielte gut gelaunt Baccara mit Mr. Cash, dem Stallmeister Ferrers und der
doppelten Herzogin. Cora hoffte, ihr Vater verstand, dass es bei diesem Spiel
darum ging, sich einen galanten Kampf zu liefern und dann gegen den Prinzen zu
verlieren.
    Teddy betrachtete zusammen mit Pater
Oliver das Porträt des Vierten Herzogs; ihre Mutter saß in einer Gruppe mit
Charlotte, Odo und Lady Tavistock, und Reggie und Sybil saßen in einer Ecke und
taten, als spielten sie Schach.
    Cora ging
zu ihrer Mutter hinüber. Odo sprach über ein Theaterstück, das er in London
gesehen hatte. Mit seinen glänzenden roten Wangen und den runden blauen Augen
sah er fast aus wie eine von den Puppen, mit denen Cora früher so gern gespielt
hatte. Er hielt kurz inne, und in diesem Moment begann im Musikzimmer das
Klavierspiel – ein Nocturne von Chopin.
    Odo wandte sich der Musik zu und
lauschte mit schräg gelegtem Kopf. «Ich wusste ja gar nicht, dass Maltravers so
ein Romantiker ist, wusstest du das, Charlotte?» Als er sich zu seiner Frau
umdrehte, schwankte er leicht, und Cora wurde klar, dass er betrunken war, wie
ihr Mann gesagt hatte.
    «Er spielt jedenfalls sehr
ausdrucksvoll», sagte Charlotte sachlich.
    «Oh, das
ist nicht nur ausdrucksvoll, Charlotte. Wenn man ihm so zuhört, klingt es, als
wäre eine Seele in Aufruhr.» Etwas an Odos Tonfall beunruhigte Cora.
    «Das will
ich doch nicht hoffen, Sir Odo», sagte sie. «Was wäre ich denn dann für eine
Ehefrau?» Sie lachte und wandte sich Charlotte zu. «Charlotte, ich versuche für
morgen ein paar Leute für eine Fahrradtour zusammenzubekommen. Ich dachte,
wir könnten bei der Eselei etwas zu Mittag essen, und wer möchte, kann dort
Fahrrad fahren. Was meinen Sie?»
    Charlotte lächelte. «Ich bin wohl
die einzige Frau in ganz England, die noch nicht Fahrrad fahren gelernt hat.
Ich verfüge auch gar nicht über die angemessene Kleidung.»
    Cora wollte gerade anbieten, ihr
etwas zu leihen, als Odo sagte: «Aber was ist mit diesem charmanten Johanna-von-Orléans-Kostüm?
Das ist doch genau das Richtige zum Radfahren. So eine Schande, dass es bei
Lady Salisburys Schauspiel nicht zum Einsatz gekommen ist. Es waren ja alle so
enttäuscht. Sag, Charlotte, warum bist du an diesem Tag noch mal nicht
erschienen? Waren es – Kopfschmerzen? Du wolltest ja nicht einmal mich zu dir
lassen, so schlimm war es. Aber sieh dich jetzt an, gesund und strahlend.» Er
nahm die Hand seiner Frau und führte sie an die Lippen. «Die Luft von Lulworth
scheint dir zu bekommen.»
    Charlotte
entzog ihm ihre Hand und wischte sie an ihrem Rock ab, dann wandte sie sich
Cora zu, als hätte ihr Mann nichts gesagt. «Wenn Sie

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