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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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seiner Frau kam, fand er sie im Korsett an ihrem Frisiertisch vor.
Während sie die silberne Haarbürste durch ihre langen blonden Haare zog, bewunderte er die
blauen Adern an ihren schlanken Armen. Kleopatra war wirklich ein zu derber Vergleich
für Charlotte, dachte er. Sie hatte den Kopf einer italienischen Renaissance-Schönheit.
Als er zuletzt in London gewesen war, hatte ihm Snoad, der Händler, ein
Gemälde des Sieneser Malers Martini gezeigt, auf dem die Bianca Saracini zu
sehen war. Sie hatte lange blonde Haare und eine hohe Stirn wie Charlotte; in
ihrer Hand hielt sie einen Schneeball, der ihre Reinheit symbolisierte. Er
musste Charlotte malen lassen, obwohl ihm niemand einfiel, der ihr gerecht werden
könnte. Er würde den Martini kaufen und ihn Charlotte zum Geburtstag schenken.
Sie mochte Geschenke.
    «Was mit deiner Kette passiert ist,
tut mir leid, Charlotte. So eine exotische Farbe. Habe ich die schon mal
gesehen?»
    Charlottes Haare standen plötzlich
flimmernd vom Kopf ab, und Odo nahm ihr die Bürste aus der Hand und begann, ihr
selbst die Haare zu glätten. Charlotte wich zurück und mied seinen Blick im
Spiegel, als sie sagte: «Sie hat meiner Großtante Georgina gehört – weißt du,
die in Indien war. Ich habe noch nie daran gedacht, sie zu tragen, aber angesichts
all dieser amerikanischen Diamanten wollte ich nicht unelegant erscheinen.»
    «Perlen vor
die Säue, hm?» Er legte die Bürste nieder, nahm ihre Haare zurück und küsste
sie auf den Hals. «Wie schade, dass ich dich heute bei dem Wettkampf verloren
habe. Wo warst du denn geblieben?» Odo begann, die Häkchen ihres Korsetts zu
lösen.
    «Oh, ich
weiß nicht, mein Steigbügel hat sich immer wieder verdreht, und danach warst
du weg. Ich habe Stunden damit verbracht, immer wieder diesem Kasper Cannandine
aus dem Weg zu gehen.»
    Odo kniff
sie fest in die Brustwarze. «Cannandine, soso. Arme Charlotte. Aber wie du
weißt, mag ich es gar nicht, wenn du verschwindest. Ich werde dich bestrafen
müssen.» Er nahm die Haarbürste wieder zur Hand.
    Im Dienstbotenzimmer beendete Bertha ihr Abendessen mit
einem Pudding mit Johannisbeeren. Alle anderen ließen sich den Nachtisch
schmecken, aber ihr fiel es schwer. Sie sehnte sich plötzlich nach einem
Eisbecher. Zu Hause in Newport hatte sie an ihren freien Nachmittagen immer ein
Eis gegessen. Herausgeputzt wie ein Pfau, war sie ausgegangen, in einem der
schicksten von Miss Cora ausrangierten Kleider, mit Sonnenschirm und einem Hut
mit Schleier. Bertha ging fast als Weiße durch, und in ihrem gebrauchten
Pariser Schick würde der Mann hinter der Ladentheke ihre Hautfarbe nicht
hinterfragen. Es war die Mischung von kalter Eiscreme und heißer
Schokoladensauce, die ihr solchen Genuss bereitete. Sie konnte nicht begreifen,
warum Miss Cora, die so viele Eisbecher haben konnte, wie sie wollte, nicht Tag
und Nacht welche aß. Das war wirklicher Luxus.
    Jemand tippte ihr auf die Schulter.
Sie blickte auf und sah Jim. «Ich glaube, Sie haben das fallen lassen, Miss
Cash.» Er legte ihr etwas in den Schoß. Es war ein Taschentuch – aber keines
von ihren –, in dem sich ein zusammengerolltes Papierchen befand. Sie
versteckte es in ihrem Ärmel, da sie wusste, dass Druitt und Mrs. Lawrence sie
beobachteten.
    Kurz darauf glättete sie das Papier
und las die Nachricht im Licht ihrer Kerze. In sorgsam ausgeführten Buchstaben
las sie:
    Treffen Sie mich bei den Stallungen. Ich habe etwas für Sie.
    Ganz der
Ihre,
    Jim Harman
    Er wartete bei Lincolns Stall und
stampfte in der Kälte mit den Füßen. Als er sie sah, breitete sich ein Lächeln
auf seinem Gesicht aus.
    «Sie sind gekommen. Braves Mädchen.
Es wird Ihnen nicht leidtun.»
    «Das will ich hoffen, ich könnte
meine Stellung verlieren.»
    «Hier.» Jim streckte ihr seine Faust
entgegen. Bertha zögerte. «Los, öffnen Sie sie.»
    Bertha öffnete die Faust Finger für
Finger. Dort, auf seiner ausgestreckten Hand, lag eine schwarze Perle. Im
Licht der Laterne
sah sie, dass sie leicht schimmerte, wie Öl in einer Pfütze.
Sie war so groß wie eine Murmel und fast vollkommen rund. Bertha nahm sie und
rieb sie an ihrer Wange. «Sie ist so glatt. Wo haben Sie die gefunden? Sie
haben sie doch gefunden, oder?» Sie sah ihn an, und er wich ihrem Blick nicht
aus.
    «Ich habe heute Abend beim Dinner
serviert, weil die Gesellschaft so groß war. Eine der Damen hat ihre Kette
zerrissen, sie hat die ganze Zeit damit
herumgespielt. Sie dachte, sie hätte alle

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