Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
Vom Netzwerk:
kommt nach, im Wagen der Gouvernante der
Bridports. Du hast sicher nicht erwartet, dass sie mit mir zusammen reist.»
    Cora seufzte und ließ sich in ihre
Kissen sinken. Sie hatte in der vergangenen Nacht nicht in den Schlaf gefunden
in diesem seltsamen Haus, in dem es im Dunkeln knarrte und zog, hatte Ängste
ausgestanden, die sie kaum benennen konnte. Der Doktor hatte gesagt, sie würde
sich ein paar Tage lang benommen fühlen, aber von Halluzinationen war nicht die
Rede gewesen. Aber dass sie schon wieder Ärger verspürte, sobald ihre Mutter
mit ihr sprach, das war beruhigend. Ihre Mutter war nur allzu wirklich. Dieser
Teil ihres Gehirns war jedenfalls unversehrt.
    Mrs. Cash
ging durch den Raum und inspizierte ihn. Sie wandte sich Cora zu. «Diese
englischen Häuser sind so planlos. Es steckt überhaupt kein Wille dahinter,
nichts passt zusammen. Das ganze Zimmer ist ja nur mit Resten möbliert. Ich
könnte so viel aus diesem Haus machen.» Mrs. Cash kniff die Augen etwas
zusammen, als gestalte sie ihre Umgebung in Gedanken um. Diese bleiverglasten
Flügelfenster – so trüb und antiquiert. Die Engländer lebten schon so lange in
ihren Häusern, dass sie sie überhaupt nicht mehr wahrnahmen. Man musste sie
schon mit den Augen der Neuen Welt sehen, um zu wissen, wie damit zu verfahren
war. Die Lage dieses Anwesens war in der Tat ganz gut, wenn auch etwas
abgeschieden. Wie lange, überlegte sie, würde es wohl dauern, ein neues Haus zu
bauen, das einer amerikanischen Herzogin angemessen war?
    Cora erriet
die Gedanken ihrer Mutter. «Mutter, du weißt doch noch, dass ich nur hier bin,
weil ich einen Unfall hatte?»
    Mrs. Cash beschloss, sie
misszuverstehen. «Mein armes Mädchen, du musst dich ja so geängstigt haben.
Aber was für ein Glücksfall, dass du gerettet wurdest. Und von solch einem
Samariter.»
    Cora wurde
klar, dass nichts ihre Mutter davon abbringen würde, ihren Unfall und die
darauffolgende Rettung als Zeichen dafür zu nehmen, dass die Vorsehung die
Pläne unterstützte, die sie für ihre
Tochter hatte. Cora mochte wohl glauben, dass sie aus freien Stücken handelte,
aber Mrs. Cash und der Allmächtige wussten es besser. Mrs. Cash musste sogar
zugeben, dass die Methode, die das Schicksal gewählt hatte, um ihre Tochter in
die unmittelbare Nähe eines Herzogs zu bringen – so nah, dass er ihr einen
Antrag machen konnte –, besser war als alles, was sie selbst hätte ersinnen
können. Der einzige Makel an dem göttlichen Plan: Coras Verletzung war nicht so
ernst, dass sie gezwungen wäre, auf unbestimmte Zeit in Lulworth zu bleiben.
Ein gebrochener Knöchel wäre so viel eindeutiger gewesen. Es gab ja nichts Reizenderes
als ein hübsches Mädchen, das ans Sofa gefesselt war. Aber man konnte nichts
dagegen machen. Jetzt war es das Allerwichtigste, Cora von diesem abscheulichen
Nachthemd zu befreien und ihr etwas Schmeichelhafteres anzuziehen. Sie
bedauerte allmählich, Bertha nicht mitgebracht zu haben, vielleicht wäre es gar
nicht so schlimm gewesen, mit ihr im selben Wagen zu fahren. Aber sie wollte
nicht, dass der Herzog dachte, sie wäre die Art Frau, die zusammen mit ihren
Bediensteten reiste. Überflüssige Bedenken, wie sich herausgestellt hatte, da
der Herzog nicht persönlich erschienen war, um sie zu begrüßen. Sollte das
seine Geringschätzung ausdrücken, oder gab es im undurchdringlichen Regelwerk
der Engländer etwas, das es einem ranghohen Gastgeber verbot, seine Gäste an
der Tür zu empfangen? Eine der vielen Fragen, die sie Mrs. Wyndham stellen
würde.
    Sie wandte sich Cora zu. «Ich muss
dich jetzt verlassen, Cora, der Herzog erwartet mich zum Essen.»
    «Ich glaube nicht, dass er dich
enttäuschen wird, Mutter. Maltravers ist genau, wie ein Herzog sein sollte.
Aber ich würde dir raten, deine Unzufriedenheit bezüglich der Mö blierung
nicht allzu deutlich zu machen. Ich habe das Gefühl, dass dieses Haus ihm sehr
am Herzen liegt.»
    «Als würde ich etwas so Ungezogenes
tun! Wirklich, Cora, manchmal glaube ich, du vergisst, dass ich einem Haus
vorstehe, das es durchaus mit diesem aufnehmen kann.»
    «Ich bin nicht sicher, ob der Herzog
dir da zustimmen würde. Ich glaube aber auch nicht, dass er sich für gewöhnlich
mit anderen vergleicht.»
    Mutter und Tochter blitzten sich an.
Dann schloss Cora die Augen und täuschte Ermüdung vor. Aber so leicht war Mrs.
Cash nicht zum Schweigen zu bringen.
    «Selbst Herzöge können rechnen,
Cora», sagte sie und rauschte aus dem

Weitere Kostenlose Bücher