Daisy Goodwin
Mitglieder im ganzen Königreich haben.»
Alle am Tisch verstummten. Mrs.
Cash, die gerade ein Glas an die Lippen hob, hielt inne. Ivo erhob sich.
«Mutter, Mrs. Cash, ich muss mich
entschuldigen, dass die Ankündigung so wenig feierlich ausfällt, aber ich habe Cora heute Morgen gefragt, ob sie
mich heiraten möchte, und ich bin hocherfreut, dass sie ja gesagt hat.»
Es gab eine Pause. Sogar die
Bediensteten liefen nicht weiter um den Tisch herum.
Dann legte
die Herzogin den Kopf schief und lächelte ihren Sohn an. «Ivo, Darling, wie
wunderbar romantisch. Liebe Mrs. Cash, Sie müssen meinem impulsiven Sohn verzeihen.
Natürlich muss er Mr. Cash dazu befragen.» Dann riss sie ihre blauen Augen auf
und sagte in gespielter Verwirrung: «Oh, ich hoffe doch, es gibt einen Mr.
Cash?»
Mrs. Cash
bewegte ihren Kopf ein winziges bisschen. Sie fand keine Worte, um ihren
Gefühlen Ausdruck zu verleihen: Sie empfand Schock, Freude, Empörung – alles
im gleichen Maße. «Mein Mann befindet sich in New York.»
«Dann musst
du sofort telegraphieren, Ivo.» Die Herzogin erhob sich unter dem Rauschen
ihres Satinkleides. Ein Diener eilte herbei, um ihren Stuhl abzurücken. Sie
ignorierte ihren Sohn und sah Mrs. Cash an. «Meine Damen, sollen wir?» Und
mit hocherhobenem Kopf ging sie auf die Tür zu. Als sie an der langen Seite des
Tisches entlangschritt, stand eine Dame nach der anderen auf und folgte ihr;
auch Cora stand auf. Erst als sie die Tür erreichte, blieb die Herzogin stehen
und sah sich nach ihrem Sohn um.
Er erhob
sich und öffnete für sie die Tür.
Als sie an ihm vorbeiging, legte sie
einen behandschuhten Finger auf seine Wange. «Lieber Ivo, ich hätte eher kommen
sollen. Mir war nicht klar, wie sehr dich das alles mitgenommen hat.»
Erst viel
später sollte Cora begreifen, was sie meinte.
Teil 2
LORD BENNET
Ältester Sohn und Erbe des Sechsten Earls
von Tankerville.
Die Ländereien belaufen sich auf 31 000 Morgen und erbringen einen Ertrag von $
150 000.
Der Earl besitzt die einzige Wildrindherde, die es in Großbritannien gibt.
Lord Bennet, der gegenwärtig nur
über sehr kleine Summen verfügt, hat in der Navy und in der Army gedient und
ist sechsunddreißig Jahre alt.
Familiensitz: Chillingham Castle, Northumberland.
Aus «Eine sorgfältig erstellte Liste von Mitgliedern
des Hochadels, die äußerst geneigt sein dürften,
ihre Kronen, und angelegentlich auch ihre Herzen, der überall
siegreichen Amerikanerin zu Füßen zu legen», Titled Americans, 1890
KAPITEL 10
Mrs. Van Der Leyden
macht einen Besuch
Als Van Der
Leyden sah sich die Briefe an, die auf dem Silbertablett lagen. Sie erkannte
die Handschrift ihrer Schwester, das zittrige Washington Square, und
ihr wurde schwer ums Herz. Arme Effie, der Unfall ihres Mannes war so
bedauerlich. Was für ein unglücklicher Zufall, dass er sein Gewehr gerade in
jener Zeit mit so fatalen Folgen gereinigt hatte, da die Bank überall im
Gerede war. Sie wusste, dass Effies Brief sie schmerzen würde. Ihre Schwester
hatte sich gehenlassen, und sie fürchtete auf jeder Seite die versteckte
Aufforderung zu finden, ihr Geld zu senden. Sie würde helfen, selbstverständlich,
das war ihre Pflicht; aber zu einem Zeitpunkt und auf eine Weise, die sie
selbst zu wählen gedachte.
Mrs. Van Der Leyden legte den Brief
ihrer Schwester beiseite und nahm einen dünnen Umschlag mit einer ausländischen
Marke zur Hand. Sie erkannte die Schrift ihres Sohnes und griff nach dem
silbernen Briefmesser, das ihr Ward McAlister zur Hochzeit geschenkt hatte. Der
Brief ihres Sohnes war herzlich, aber kurz. Er würde auf der Berengaria aus
Frankreich zurückkehren, die am Vierzehnten andockte; er erlaubte weder
Einblick in seine Zukunftspläne noch verriet er den Grund dafür, dass er
mehrere Monate eher zurückkam, als er beabsichtigt hatte. Sie hoffte, er hatte
mit der Malerei abgeschlossen und kam wieder, um seine rechtmäßige Position in
der Anwaltskanzlei der Familie einzunehmen. Aber Teddy war schon immer
ein eigensinniger Junge gewesen – sie bezweifelte, dass er einfach aufgeben
würde, nachdem er so hart gekämpft hatte. Und dann kam ihr ein entsetzlicher
Gedanke, und sie überflog schnell noch einmal die Seite. Nein, er erwähnte
keine Begleitung, niemanden, den sie unbedingt kennenlernen müsste. Das zumindest
war eine Erleichterung. Eine ausländische Schwiegertochter aus Gott weiß woher
wäre ein Hindernis, selbst für einen Van Der Leyden.
In Gedanken
immer
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