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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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geerntet. Aber inzwischen bildete der Wohnsitz der Cashs, der
den ganzen Block an der Ecke Fifth Avenue und 6o th Street einnahm,
den Beginn einer Reihe moderner Gebäude, die sich bis zur 7o th Street erstreckten. Zwar stand das Haus der Cashs nun nicht mehr für sich, aber
es war immer noch das prächtigste. In einer Stadt aus Brownstone-Häusern war 66o Fifth
Avenue aus honigfarbenen Steinen erbaut worden. Es war Mrs. Cashs erstes Haus
gewesen, und sie hatte Spencer, den Architekten, in ihrer jugendlichen
Begeisterung gebeten, ihr ein Schloss zu bauen. Sie war begeistert gewesen, als
er ihr die Entwürfe gezeigt hatte, die Türmchen und Wasserspeier vorsahen. Zu
seinen Plänen für die Innenausstattung gehörten winzige Figuren, die Wämser,
Kniehosen und Reifröcke trugen. Mrs. Cash, die ihre Hochzeitsreise ins
Loire-Tal in Europa gemacht hatte, schwärmte für diese wunderlichen Dinge, die
sich so sehr vom Neoklassizismus des Südens oder den eintönigen schmalen
Stadthäusern der von ihr gewählten Stadt unterschieden. Winthrop hatte ein
paar Einwände dagegen geltend gemacht, in der Wildnis oberhalb der 44 th Street zu leben, aber ihm war schnell klargeworden, dass seine Braut nicht
davon abzubringen war. Sie hatte die Entwürfe seinem Vater, dem Goldenen
Müller, gezeigt, der auf die Türmchen und das achtzig Fuß lange Esszimmer
gestarrt und gefragt hatte, wer all das bezahlen solle. Nancy hatte sich ihm zugewandt,
eine kleine weiße Hand auf seinen Arm gelegt, ihm in die Augen gesehen und
gesagt: «Na, du natürlich, Papa.» Und damit war die Diskussion beendet gewesen.
Das Haus wurde gebaut, und Nancys Feldzug, die Mrs. Cash zu werden,
hatte begonnen.
    Als ihr der großgewachsene Diener in
der violett- und goldfarbenen Livree der Cashs die Tür ihrer Kutsche aufhielt,
spürte Mrs. Van Der Leyden einen Anflug von Ärger. Sie war in einem Haus
aufgewachsen, in der einem die Tür von Dienstmädchen in grauem Kittel und weißer
Schürze geöffnet wurde. Dieser Brauch, im Haus männliche Bedienstete zu
beschäftigen, die wie die Pfauen ausstaffiert wurden, gehörte zu den vielen von den
Neureichen im Anschluss an ihre Reisen nach Europa eingeführten Dingen, die Martha
Van Der Leyden missfielen. Ihrer für New York sehr typischen Ansicht nach
gehörten männliche Bedienstete nach draußen, wo sie sich um die Pferde oder um
den Garten kümmerten, aber sie stolzierten nicht in Kniehosen herum und machten
die Arbeit der Hausmädchen.
    Einen Moment später saß Mrs. Van Der
Leyden aufrecht auf einem der Louis-Sofas in Mrs. Cashs Wohnzimmer. Eine
weniger bedeutende Frau hätte sich vielleicht einschüchtern lassen von der
schieren Größe des Raumes, von der original französischen Boiserie, den
flämischen Stoffen und dem Aubusson-Teppich, bei dem es sich angeblich um den
längsten handelte, der je geknüpft worden war. Aber Mrs. Van Der Leyden wusste
genau, dass ein gesellschaftlicher Anlass in dieser Stadt nur dann ehrbar war,
wenn sie anwesend war, und so hatte sie keine Angst, dass Mrs. Cash nicht zu Hause sein könnte. Und da kam ihre Gastgeberin auch schon über den Aubusson auf
sie zugesegelt. Mrs. Cash empfing zu so früher Stunde aus Prinzip keine
Besucher (es dauerte so lange, bis ihre Schleier zu ihrer Zufriedenheit
arrangiert waren), aber dies war eine Ausnahme. Sie freute sich darauf, ihren
neuen Status als Mutter einer künftigen Herzogin durch die gefürchtete Martha
Van Der Leyden bestätigt zu bekommen.
    «Liebe Mrs.
Van Der Leyden, was für ein unerwartetes Vergnügen. Ich habe noch kaum jemanden
gesehen, seit wir aus Europa zurückgekehrt sind, wir hatten ja so viel mit den
Hochzeitsvorbereitungen zu tun. Ich hoffe, Sie haben unsere Einladung
bekommen. Es ist natürlich die falsche Zeit für eine Hochzeit, während der
Saison sind ja alle so beschäftigt, aber Cora und Wareham sind derart
ungeduldig, die Lieben, sie möchten nicht warten. Ich bin sicher, dass die
liebe Isobel nicht so unbedacht wäre wie mein eigensinniges Mädchen!»
    Beide Frauen
wussten natürlich, dass Isobel Van Der Leydens Aussichten, sich zu
verheiraten, mit jedem Jahr, das verging, schlechter standen.
    «Ich muss
Ihnen gratulieren, Mrs. Cash. Erzählen Sie mir vom Herzog, ich kenne mich ja in
der englischen Aristokratie so gar nicht aus. Ich kann mich nicht erinnern,
ihn hier gesehen zu haben.» Mrs. Van Der Leyden senkte den Blick.
    «Oh, Wareham war noch nie in
Amerika. Ursprünglich hatten Cora und er die Absicht, in

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