Daisy Goodwin
der Kapelle von
Lulworth zu heiraten, das ist der Landsitz der Maltravers, aber ich bin
entschlossen, Wareham das Land seiner Braut vorzuführen. Manchmal glaube ich
gar, die Engländer denken, dass wir noch hinter Holzlatten leben.»
Mrs. Van
Der Leyden nickte ernst; nicht mit einem Wimpernschlag verriet sie, dass ihr
vollkommen klar war, wie viel Mrs. Cash die Vermählung ihrer Tochter mit einem
Herzog bedeutete. «Es ist nur recht und billig, dass Cora bei sich zu Hause
heiratet.»
Mrs. Cash lächelte dankbar. Wenn
Mrs. Van Der Leyden es ebenfalls für recht und billig hielt, war alles gut.
«Aber entschuldigen Sie dieses
Gerede von der Hochzeit. Wie geht es dem lieben Mr. Van Der Leyden? Fährt er
immer noch Fahrrad im Park? Diese jugendliche Kraft. Es würde mich geradezu
alarmieren, wenn Winthrop mit etwas so Lebhaftem begänne.»
«Cornelius war schon immer der
Erste, wenn es darum ging, etwas auszuprobieren. Ich glaube, wir waren das
erste Haus am Platz, das elektrisches Licht hatte. Ich selbst kann nichts
Schlimmes daran finden, wenn alles so bleibt, wie es ist, aber die Van-Der-Leyden-Männer
sind samt und sonders für den Fortschritt. Und wenn Teddy nächsten Monat aus Paris zurückkehrt, sind sie wieder
in der Überzahl.» Nachdem Mrs. Van Der Leyden nun auf den wahren Grund ihres
Besuchs zu sprechen gekommen war, beobachtete sie ihre Gastgeberin genau, aber
Mrs. Cash wirkte nicht beunruhigt.
«Sie sind sicher froh, dass er
zurückkommt. Cora wird entzückt sein, das weiß ich. Und natürlich schulde ich
Ihrem Sohn so viel.» Mrs. Cash deutete
mit schmerzlichem Ausdruck auf die verschleierte Seite ihres Gesichts. «Ich
hoffe, er kommt rechtzeitig zur Hochzeit.»
«Ja, sein
Schiff legt am Vierzehnten an.»
«Die Berengaria? Aber das ist
ja das Schiff, mit dem auch der Herzog und seine Gesellschaft reisen. Er bringt
seine Mutter mit, die jetzt Herzogin von Buckingham ist. Ich freue mich schon
so darauf, ihr New York zu zeigen.»
Aber Mrs.
Van Der Leyden hatte kein Interesse an Herzoginnen, sie hatte ihre Aufgabe bei
Mrs. Cash erledigt: Sie hatte die andere Frau wegen der Rückkehr ihres Sohnes
gewarnt. Sie zog ihre Handschuhe an und erhob sich.
«Bitte grüßen Sie Cora von mir.
Bedauerlich, dass ich sie heute gar nicht gesehen habe, aber ich freue mich
darauf, sie als
Braut zu sehen.» Damit ging Mrs. Van Der Leyden an dem Aubusson entlang, beruhigt,
weil Mrs. Cash angesichts von Teddys bevorstehender Ankunft nicht die leiseste
Betroffenheit gezeigt hatte.
Als sie die breite Marmortreppe
hinabstieg, sah sie Cora mit ihrem Mädchen auf sich zukommen, gefolgt von einem mit Päckchen beladenen Diener.
Selbst in Martha Van Der Leydens missbilligenden Augen sah das Mädchen
strahlend aus. Sie trug ein braunes, maßgeschneidertes Kostüm von so strengem
Schnitt, dass es an jedem anderen Mädchen unvorteilhaft gewirkt hätte, aber an
Cora bildete es einfach den Rahmen für ihre kastanienfarbenen Haare und ihre
leuchtenden Augen. Die ältere Frau
verstand, warum Teddys Rückkehr Mrs. Cash nicht in Sorge
versetzte. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war Mrs. Van Der Leyden, die schon
alles gesehen hatte, überrascht: Cora Cash
war offensichtlich verliebt. Ihr Anblick ließ keinen
anderen Schluss zu. Mrs. Van Der Leyden war so daran gewöhnt, diesen Anblick
dort zu sehen, wo er sich nicht schickte –
fast rührte sie die Vorstellung, dass ein Mädchen von solcher Schönheit und
solchem Reichtum tatsächlich deshalb einen Herzog heiratete, weil es ihn
liebte.
Cora sah auf und erkannte sie.
«Mrs. Van Der Leyden, wie schön, Sie
zu sehen. Jetzt weiß ich, dass ich wirklich in New York bin. Alle anderen versuchen
so angestrengt, europäisch zu wirken, ich weiß kaum noch, wo ich mich befinde,
aber jetzt, wo ich Sie gesehen habe, weiß ich ganz genau, in welchem Land ich
bin. Wie geht es Isobel und Teddy?» Cora konnte nicht anders, sie musste
lächeln, als sie Teddys Namen sagte, und einen Augenblick lang flackerten Mrs.
Van Der Leydens Bedenken wieder auf.
«Es geht ihnen beiden gut, und sie
freuen sich auf Ihre Hochzeit. Ihre Mutter hat mir gerade alles darüber
erzählt. Das wird sicher ein großes Fest.»
«Oh, Sie kennen ja Mutter, es muss
alles vom Feinsten sein. Aber sagten Sie, dass Teddy zur Hochzeit kommt? Ich
dachte, er wäre in Europa. Ich hatte vor, ihm auf unserer Hochzeitsreise einen
Besuch abzustatten. Warum ist er denn so früh wiedergekommen? Ich dachte, er
wollte in Paris
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