Daisy Goodwin
gab.
«Oh, sie haben getan, als wäre das
gar nichts, aber ich habe gesehen, wie sie Ihre Pelze berührt haben. So etwas Schönes
hatten sie noch nie gesehen. Ich habe genau bemerkt, wie sie ihren Neid
heruntergeschluckt haben. Ich hoffe, ich durfte ihnen all die Kleider zeigen,
Miss Cora, aber es war mir eine richtige Genugtuung.»
«Das macht mir nichts aus, Bertha.
Ich würde dasselbe mit der Herzogin machen, wenn sie es nicht für so unfein
hielte.»
Der Gong
zum Dinner erklang, und Cora ging nach unten. Bertha versprühte in Coras
Schlafzimmer Cologne, um den Geruch der Zigaretten zu überdecken. Mrs. Cash kam
oft abends herein, um gute Nacht zu sagen, und sie würde einen mächtigen
Aufruhr veranstalten, wenn sie vermuten müsste, dass Cora geraucht hatte.
Bertha wollte gerade zu ihrem Abendessen im Dienstbotenbereich gehen, als Mrs.
Cash sie vor Coras Zimmertür aufhielt.
«Bertha, auf ein Wort.» Mrs. Cash
gab sich höchst würdevoll.
«Ja, Ma'am.» Bertha machte einen
Knicks und betete, dass ihre Beine nicht zitterten. Sie konnte nur hoffen, dass
der Rauch schon verflogen war.
«Du musst mich nicht daran erinnern,
wie unüblich es für ein Mädchen deiner Art ist, als Zofe zu arbeiten. Das Geld,
das du nach Hause schickst, bedeutet deiner Mutter sicher sehr viel.»
Bertha sah auf den Boden. Sie hatte
von ihrer Mutter nichts gehört, seit sie aus England zurückgekommen war.
«Du hast hart gearbeitet, und ich
weiß, dass Cora dir vertraut. Tatsächlich hat sie dir wohl auch Dinge
anvertraut, die sie vielleicht nicht hätte erzählen sollen, aber da du uns so
viel zu verdanken hast, weiß ich, dass du immer diskret sein wirst. Deshalb
habe ich dich ausgesucht und keine professionelle Zofe. Ich wusste, dass du
deine Pflichten schnell erlernen würdest, aber Vertrauen kann man nicht
kaufen.»
Bertha knickste noch einmal. Was
wollte ihr die Madam sagen?
«Sag, schien Cora dir heute betrübt
zu sein? Wirkte sie in irgendeiner Weise beunruhigt?»
«Nein, Ma'am, sie ist nur aufgeregt
wegen der Hochzeit, so, wie es natürlich ist bei einem jungen Mädchen.»
«ja, sicher, ihr ganzes Leben wird
sich ändern. Am Donnerstag um diese Zeit ist sie schon eine Herzogin.»
Und Sie
werden am Donnerstag um diese Zeit die Mutter einer Herzogin sein, dachte
Bertha. Ihr war klar, dass Mrs. Cash wegen der Hochzeit genauso aufgeregt war
wie ihre Tochter.
«Es wäre
entsetzlich, wenn irgendetwas passierte, das dies verhindert. Also, Bertha, ich
bitte dich, ganz besonders wachsam zu sein. Wenn Cora irgendwelche Briefe
bekommt, bring sie sofort zu mir, damit ich sehen kann, ob es empfehlenswert
ist, dass sie sie liest. Ich möchte nicht, dass irgendjemand oder irgendetwas
sie zu diesem heiklen Zeitpunkt in ihrem Leben durcheinanderbringt. Verstehst
du mich?»
«Ja,
Ma'am.»
«Gut. Und, Bertha, ich muss ja wohl
nicht erwähnen, dass du mit Cora nicht über unsere kleine Abmachung sprichst.
Ich möchte nicht, dass sie ... verwirrt ist.»
Bertha nickte.
Als Mrs.
Cash gegangen war, trat Bertha ins Schlafzimmer und suchte nach den
Zigaretten. Als sie sie gefunden hatte, zündete sie sich eine an und stand, wie
vorher Cora, am Fenster und blies den Rauch hinunter auf die Straße.
Am nächsten Morgen wurde Cora vom
Diener ein Brief in ihr Schlafzimmer gebracht. Bertha steckte ihn in ihre
Tasche und ließ ihn dort.
KAPITEL 13
Die zusammengerollte Schlange
Wirklich, ich verstehe diese Aufregung
nicht.» Herzogin Fanny klopfte nachdrücklich
auf die hölzerne Kirchenbank. «Ich habe zweimal geheiratet und nie die
Notwendigkeit gesehen zu proben. Man muss doch nur daran denken, den Gang nicht
entlangzugaloppieren, damit die Leute Zeit haben, das Kleid zu bewundern, und
daran, das Gelübde klar und deutlich zu sprechen. Nicht gerade anspruchsvoll
für ein Mädchen, das so intelligent ist wie Sie, Cora. Und was die
Brautjungfern betrifft, Sybil hat das schon oft gemacht, sie kann den anderen
sagen, wie es geht. Wenn Sie wirklich üben wollen, gehen Sie doch jetzt einfach
ein paarmal den Gang auf und ab, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie schnell
man gehen sollte. Aber nicht zu oft, man darf ja auch nicht denken, es wäre
eingeübt.» Die Herzogin lächelte in die versammelte Runde, als hätte sie den
verlorenen Schlüssel gefunden, nach dem alle verzweifelt gesucht hatten. Ihr
Publikum allerdings teilte ihre Überzeugung nicht. Als Mrs. Cash schließlich
ihre Stimme wieder fand, war ihre Gereiztheit deutlich
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