Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
Vom Netzwerk:
um
ihn zu begrüßen, und Cora sah, dass sie auf ihrem glatten weißen Oberarm vier
rote Stellen hatte, an denen sich ihre Fingernägel in die Haut gebohrt hatten.
    An diesem
Abend schickte Cora Bertha weg, sobald sie aus ihrem Kleid heraus war. Vor
ihrer Hochzeit hätte sie ihrer Zofe alles über den Abend erzählt, aber Ivo
hatte deutlich gemacht, dass eine Herzogin nicht mit den Bediensteten klatschen
sollte. Er hatte sogar gefragt, ob Bertha für das Leben in England die
passende Zofe wäre, aber Cora hatte sich geweigert, auch nur darüber
nachzudenken; Bertha war das einzig Vertraute in ihrem neuen Leben. Aber da sie
sich Ivos Wünschen verpflichtet fühlte, erzählte sie ihr nicht mehr so viel wie
vorher. Als sie jetzt vor dem Spiegel ihres Frisiertisches saß und sich die
Haare bürstete, fühlte sie sich einsam. Sie überlegte, ihrer Mutter zu
schreiben. Mrs. Cash würde jede Einzelheit von ihrem Zusammentreffen mit dem Prinzen
wissen wollen. Sie fragte sich, wie ihre Mutter es finden würde, wenn sie ihr
schrieb, was sie wirklich dachte, nämlich dass der Prinz dick und dubios war
und dass er während des Dinners des Öfteren seinen Fuß gegen ihren gedrückt
hatte. Sie strich mit der Hand über die glatten Röcke ihres Hochzeitskleides;
sie würde es nicht wieder tragen.
    Sie war
müde, aber zu unruhig, um einschlafen zu können. Sie wollte unbedingt Ivo
sehen. Wenn sie ihn doch einfach suchen könnte. Sie setzte sich auf das Bett,
drehte ihre Haare ein und wartete, dass sich die
Tür öffnete. Endlich hörte sie draußen seine Schritte. Er wirkte erregt, und
ehe sie etwas sagen konnte, küsste er ihren bloßen Hals und ihre Schultern und
zog an den Trägern ihres Nachthemdes, und die Dringlichkeit des Augenblicks
übermannte sie.
    Als er sich schließlich mit einem
Schrei aufbäumte, der von Schmerz und Lust gleichermaßen zeugte, drückte sie
sich an ihn, damit er weitermachte. Sie wollte, dass er für immer tief in ihr
blieb – nur so gehörte er wirklich ihr. Als er erschöpft in sich zusammensank,
verlangte es sie immer noch nach ihm. Sie lag eine Weile in der Dunkelheit,
lauschte seinem Atem und sog den süßen, trockenen Duft seiner Haut ein; einmal
bewegte er sich, zog sie an sich und flüsterte ihren Namen. Sie schmiegte sich
an ihn und schlief schließlich ein. Aber als sie am nächsten Morgen aufwachte,
war er fort.

KAPITEL 16

    Jungfrau mit
Kind
    Es war der erste wirklich kalte Tag des
Jahres, und der Pfad, der zum Meer hinunterführte,
war von herabgefallenen Blättern bedeckt. Dies war Coras Lieblingsstrecke,
wenn sie ausritt: der schmale Weg durch den Wald, der so dicht war, dass man
nur wenige Fuß weit sehen konnte, und dann konnte sie ungefähr auf halber
Strecke das Rauschen hören und den salzigen Tanggeruch des Meeres riechen, zusammen
mit dem Geruch faulender Blätter. Der Wald endete, und sie war auf der Klippe,
von der aus man die ganze Bucht überblicken konnte. Sie fand, dass die Bucht
aussah wie ein Beutel mit einer Kordel. Der Nebel, der die ganze Woche über
Lulworth gelegen hatte, war endlich verflogen. Heute war das Meer hinter den
Klippen dunkelblau und das flachere Wasser in der Bucht fast türkis. Die Sonne
tauchte die Sandsteinklippen in ein warmes Gold. Wäre der scharfe Wind nicht
gewesen, es hätte Sommer sein können. Auf den Feldern um sie herum grasten
Schafe, deren helle Körper die Formen der vereinzelten weißen Wolken am Himmel
wiederholten. Cora liebte diese Bucht, die Küste hier war so lieblich,
verglichen mit dem felsigen Strand und den mächtigen Wellen von Rhode Island.
Sie sah auf ihre Armbanduhr – schon elf. Sie sollte umdrehen, Ivo könnte heute
Abend wiederkommen, und sie wollte sicherstellen, dass alles fertig war.
    Nach ihrer Woche in Conyers waren
sie nach Lulworth zurückgekehrt, aber Ivo war sofort auf seinen Besitz in
Irland gerufen worden. Es gab dort einen Mietstreik, und Ivo hatte seinem
Verwalter nicht zugetraut, die Sache allein zu regeln. Sie hatte mit ihm fahren
wollen, aber da die Fenier in jener Gegend aktiv waren, hatte er es für zu
gefährlich erklärt. Die letzten sieben Tage waren seit ihrer Hochzeit vor sechs
Monaten die längste Zeit, die sie getrennt verbracht hatten. Ivo hatte sogar
vorgeschlagen, dass sie wieder nach Conyers fuhr, solange er weg war, aber Cora
hatte es vorgezogen, in Lulworth zu bleiben. Sie hatte das Haus kennenlernen,
es sich zu eigen machen wollen. Wenn Ivo da war, war sie sich seiner Beziehung
zu dem

Weitere Kostenlose Bücher