Daisy Sisters
schlechter Start. Und die Italiener haben das bekommen, was sie verdient haben. Zur Hölle mit diesen Menschen … Ein Glück, dass man nicht bei ASEA arbeitet …
Richtung Hummelsta und dann nach rechts, über die glitzernden Wasser des Mälaren, nach Strängnäs und Sörmland. Wieder ein schöner Tag, keine Wolken, der Himmel ist blau. Hier bleiben wir. Was steht auf dem Schild? Dunkers Kirche ? Seltsamer Name. Aber jetzt sollten wir wohl endlich frühstücken. Wer als Erster ein Geschäft sieht, sagt Bescheid.
Sie kommen gegen drei Uhr in Stockholm an. Erik ist nervös, weil er in einer Großstadt Auto fahren muss. Sie wollen nach Skansen, und Anders, der hier schon war, hat keine Ahnung, wie man mit dem Auto dahin kommt. Aber da er eigentlich irgendetwas wiedererkennen müsste, tauscht er den Platz mit Elna und setzt sich nach vorne.
Natürlich findet er sich nicht mehr zurecht. Erik schafft es nicht, die Straßenschilder zu lesen, und sie irren lange in Söder herum, bis es Anders gelingt, sie nach Slussen zu dirigieren.
Im Rückspiegel sieht Anders, wie Eivor gespannt die Menschen auf dem Gehweg mustert.
Lasse Nyman, Lasse Nyman …
Ist es hier, wo du dich versteckst, in deinem eigenen Viertel?
Aber natürlich ist er hier nicht zu finden.
Und genauso natürlich wird Stockholm zu einer einzigen großen Enttäuschung für Eivor. Es liegt daran, dass sie so ganz andere Bedürfnisse hat als Erik und Elna. Anders trottet sowieso nur mit wie ein müder Hund, der keine eigenen Wünsche hat.
Nein, sie hat keine Lust, vor Slottsbacken auf und ab zu gehen und sich die Soldaten anzusehen, die dort Wache stehen. Dass es die Hauptstadt ist, sieht man wohl auch so, ohne dass man anhalten und aussteigen und eine Menge Zeit verlieren muss. In die Geschäfte wird sie gehen, die Kinoplakate will sie ansehen und sich vielleicht einen Weg zu demverwunschenen Paradies suchen, das Nalen heißt. Ungesehen die Gleichaltrigen der Hauptstadt betrachten. Wie sehen sie aus, wie kleiden sie sich? Aber es spielt keine Rolle, wie sehr sie auch protestiert, Elna schnauzt sie an, und Erik steuert das Auto, wohin er will.
So tut Eivor das Einzige, was sie kann, zieht den Vorhang runter, blockt ab, ist sauer. Wenn es so weitergeht, können sie auch gleich wieder nach Hause fahren.
Vier Menschen, drei verschiedene Auffassungen. Anders ist müde und macht sich meist nicht einmal die Mühe, aus dem Wagen zu steigen. Er bleibt sitzen und trinkt heimlich einen Schluck aus einer seiner Flaschen. Außerdem hat er Glück. Einmal bremst Erik ganz in der Nähe eines Systembolagets, und während die anderen sich irgendetwas ansehen, kann er seinen Proviant mit einigen neuen Flaschen auffüllen.
Den Abend verbringen sie in Gröna Lund. Anders, der müde ist nach dem langen, warmen Tag, ist im Hotel zurückgeblieben, das sie sich ausnahmsweise geleistet haben. Es ist klein und muffig, liegt eingeklemmt im Klaraviertel. Elna und Erik wirken erst etwas skeptisch, als sie in dem dunklen Hotelaufgang stehen und ein verschwitzter, nach Bier riechender Portier aus einem Flur kommt. Aber das Zimmer ist billig, es ist nur für eine Nacht, und wovor sollte man eigentlich Angst haben? Außerdem hat Erik wohlweislich Zimmer auf der unteren Etage verlangt. Die größte Gefahr ist ein Brand, und aus dem Fenster der ersten Etage könnte man sich mit heiler Haut retten.
Anders lässt sich nicht erweichen, mit nach Gröna Lund zu kommen. »Nicht so ein alter Kerl wie ich«, versucht er zu scherzen. »Ich dachte, ihr geht dahin, um Spaß zu haben …«
So bleibt er allein in dem Zimmer, das er mit Erik teilen soll. Er öffnet das Fenster und schaut in einen Hinterhof mitTeppichstangen, Mülltonnen und verrammelten Außentoiletten. Sobald er allein ist, packt er seine Flaschen aus und mischt seinen roten Grog. Den Stadtlärm hört er aus der Ferne wie ein unbestimmtes Brausen, dann und wann unterbrochen von einer Autohupe.
Das Alter, denkt er. Das hässliche Alter.
Plötzlich, als er so im Auto saß, glaubte er zu verstehen, wie ohnmächtig man ist, wenn man alt ist, auf dem Weg hinaus in die große Dunkelheit. Als er die Heftigkeit des Lebens sieht, in hellen Sommerkleidern, mit flatternden Hosenbeinen, hellen und leichten Bewegungen; da versteht er überhaupt nicht mehr, wie jemand sich wünschen kann, alt zu werden. Als ob es irgendwo ein Alter gäbe, das schön ist, einfach nur schön.
Aber jetzt geht es um den blutroten Grog. Dieselbe Farbe wie sein
Weitere Kostenlose Bücher