Damals im Dezember
ein paar Sachen zu verkaufen«, erwiderte ich.
»Was denn?«
»Ein iPad und einen iPod«, sagte ich.
»Sonst noch was?«
»Ein paar Kleidungsstücke.«
»Ich nehme keine Kleidung.«
»Es ist teure Kleidung«, setzte ich nach.
»Ich nehme keine Kleidung«, wiederholte er. »Lassen Sie mich die Elektronik sehen.«
Ich nahm sie aus meinem Koffer und stellte sie auf die Theke.
»Ich gebe Ihnen 200 Dollar für das iPad und 75 für den iPod.«
»Was ist mit meinem Koffer?«
Er betrachtete ihn. »Faires Angebot: Ich gebe Ihnen 45 Dollar dafür.«
»45 Dollar? Es ist einer von Louis Vuitton. Er hat neu über 3000 Dollar gekostet.«
»Er ist nicht mehr neu.«
»Wie wäre es mit 200 Dollar?«
»Ich gebe Ihnen 55. Letztes Angebot.«
Ich sah den Koffer an. Ich würde nicht mehr mit ihm herumziehen. »Haben Sie Rucksäcke?«
Er zeigte an die Wand. »Da drüben auf dem Bord.«
»Wie teuer sind die?«
»Kommt auf den Rucksack an.«
Ich ging rüber und suchte einen aus, der groß genug für meine Kleidung war, aber nicht so groß, dass ich wie ein Camper aussah. Ich sah aufs Preisschild. 27 Dollar. Ich blickte wieder zu dem Mann hin und fragte:
»Wie wär’s, wenn ich Ihnen den Koffer für den hier und 50 Dollar überlasse?«
»Welcher Preis steht da drauf?«
»27 Dollar.«
»Dann gebe ich Ihnen den Rucksack und 28 Dollar.«
Der Kerl ließ nicht mit sich handeln. Ich gab nach und kam mit dem Rucksack nach vorn, packte meine Kleidung hinein und hob den Koffer auf die Theke.
»Tun Sie ihn nicht hier drauf«, sagte er. »Lassen Sie ihn einfach auf dem Boden.«
»Entschuldigung«, sagte ich und stellte ihn wieder nach unten.
Er nahm seinen Taschenrechner, einen Block und einen Stift. »Wir haben einen iPad für 200, einen iPod classic für 55.«
»75«, korrigierte ich ihn.
Es sah mich an. »75. Dann 55 für den Koffer minus 27 für den Rucksack. Das macht 303.« Er öffnete die Kasse und nahm ein paar Scheine heraus. »Hier ist Ihr Geld.«
Ich steckte das Geld in meine vordere Hosentasche, drehte mich um und ging hinaus. Draußen setzte ich mich erst einmal auf die Bordsteinkante an der Seite des Gebäudes, um nachzudenken. Ich wusste, dass ich die Dinge nicht richtig durchdacht hatte. Ich war niedergeschlagen, wütend, verzweifelt, voller Angst und besaß gerade noch 303 Dollar. Bis ich mir irgendetwas aufbauen konnte, musste ich jeden Cent sparen. Und ich musste mir einen Plan einfallen lassen, bevor das wenige Geld aufgebraucht war, das ich noch hatte – und bevor meine Kleidung schmutzig war und ich so stank, dass mich keiner mehr einstellte.
Mich einstellte? Wie sollte ich eine Arbeit bekommen? Ich verfügte über Fähigkeiten und eine Ausbildung, aber über keinen Ausweis, keine Adresse, keinen Lebenslauf und kein Telefon. Für Crisp’s hatte ich Dutzende von Leuten eingestellt, aber niemanden sofort. Es folgte stets ein paar Tage oder Wochen später ein Anruf. Aber wo sollten sie mich anrufen? Und selbst wenn mich jemand sofort einstellen sollte, würde es Wochen dauern, bevor ich meinen ersten Gehaltsscheck bekam. Doch wie sollte ich ihn ohne Ausweis einlösen? Ich begann die Abwärtsspirale der Obdachlosigkeit zu verstehen.
Irgendwo musste ich doch Hilfe bekommen können, mir musste nur noch einfallen, wo. Während ich die Menschen Revue passieren ließ, die ich kannte, traf mich die Realität wie ein Schlag: Ich hatte keine Freunde, niemanden, mit dem ich regelmäßig Kontakt hatte. Ich vermute, dass darin ein Teil der anfänglichen Anziehungskraft der Wharton-Clique bestanden hatte – es war die erste Gruppe außerhalb eines Arbeitsumfelds, zu der ich gehört hatte. Ich hatte keine Kirchengemeinde, keinen Verein, keine Studentenverbindung. Während meiner College-Zeit war ich vom Unterricht zur Arbeit und dann nach Hause gegangen. Meine einzigen Freunde, wenn man sie denn Freunde nennen konnte, waren meine Mitarbeiter in den Copyshops, und weil ich ihr Manager war, stand mir niemand von ihnen nahe. Damals schob ich es auf das Stigma, das auf Offizieren lastet, die sich mit den Truppen verbünden, aber die Wahrheit war, dass ich einfach für niemanden Zeit hatte.
Traurigerweise war die Wharton-Clique alles, was ich hatte. Sean und Marshall waren Schnorrer, und Candace hatte mich verlassen. Suzie war sonst wo. Lucy hätte mir geholfen, wenn es ihr möglich gewesen wäre, aber sie besaß kein Geld, und ich wusste noch nicht einmal, wo sie war. Der Einzige meiner Bekannten, an den ich mich
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