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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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nur einen Laden finden, wo ich ihn verkaufen konnte. Das würde ich am Morgen tun. Ich verspürte wieder eine gewisse Ruhe. Dreißigtausend boten genug Sicherheit, mich durch diese Situation zu bringen. Ich schob das Portemonnaie in die Reisetasche, schloss die Augen und schlief ein.
    Gegen drei Uhr morgens weckte mich ein Sicherheitsmann. »Sir.«
    Ich sah auf. »Ja.«
    »Ist alles okay mit Ihnen?«
    »Entschuldigen Sie, ich bin einfach eingeschlafen. Ich gehe.« Langsam stand ich auf. »Entschuldigung.«
    Ich stellte meine Reisetasche oben auf meinen Koffer und zog ihn hinter mir her aus dem Kasino. Ich fühlte mich wie ein Schlafwandler. Sobald ich die Lobby verlassen hatte und draußen stand, sah ich mich nach einem Platz um, an dem ich bleiben konnte. Ungeachtet der Uhrzeit war der Verkehr auf der Straße vor dem Hotel fast genauso lebhaft wie am Mittag. Die Häuserfronten setzten sich kilometerlang fort, und ich war zu müde zum Gehen. Ich brauchte nur ein Plätzchen, wo ich mich hinlegen und ein, zwei Stunden schlafen konnte.
    Am Ende des riesigen Hotelparkplatzes stand eine Baumgruppe mit Gebüsch. Ich überquerte den Parkplatz, wobei ich mein Gepäck hinter mir herzog, versicherte mich, dass niemand guckte, betrat das Gebüsch, breitete mein Jackett auf dem Boden aus, legte mich hin und schlief ein. Am nächsten Morgen erwachte ich von einem leichten Stoß in die Seite.
    »Stehen Sie auf, Sir.«
    Ich blickte hoch und sah über mir einen Polizeibeamten stehen.
    »Ich habe nicht getrunken«, versicherte ich.
    »Das sagen viele«, erwiderte er.
    Ich setzte mich auf. »Sie können an meinem Atem riechen, wenn Sie wollen.«
    »Besten Dank, das überlasse ich anderen.«
    »Ich habe im Bellagio gewohnt. Ich habe nur all mein Geld verloren.«
    »Das sagen auch viele. Darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
    »Der ist in meiner Reisetasche.« Ich drehte mich um, aber meine Tasche war verschwunden. Mein Koffer stand noch da, aber meine Reisetasche war fort. Alles, was ich benötigte, war in dieser Tasche: meine Brieftasche, mein Ausweis, mein Geld und mein Handy. Dann schoss mir durch den Kopf, dass der Ring ebenfalls weg war. Ich blickte mich verzweifelt um. »Ich bin ausgeraubt worden.«
    Der Polizeibeamte sah mich nur an. »Kein Ausweis?«
    »Es war ein Ring darin. Der war dreißigtausend Dollar wert.«
    »Ich benötige lediglich Ihren Ausweis.«
    »Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich bin ausgeraubt worden. Alles war in meiner Tasche!«
    Er blickte mich gelangweilt an. »Wollen Sie Anzeige erstatten?«
    Ich hätte am liebsten losgeschrien, aber ich fragte nur: »Bringt das denn etwas?«
    »Ja, für den Anspruch gegenüber Ihrer Versicherung. Oder wenn jemand sie abgibt, können wir Sie kontaktieren.«
    »Wie denn? Über mein gestohlenes Handy?«
    »Beruhigen Sie sich, Sir.«
    Ich wäre dem Kerl am liebsten an die Kehle gegangen. Als ich mich wieder im Griff hatte, sagte ich: »Ich habe nichts. Ich habe auch keinen Ort, an den ich gehen kann.«
    »Oben an der Bonanza Road gibt es eine Rettungsmission. Sie haben Betten und eine Suppenküche.« Er zeigte in eine Richtung. »Von hier aus immer den Boulevard entlang.«
    »Ich schlaf nicht im Obdachlosenheim.«
    »Es ist mir egal, wo Sie schlafen, solange Sie es nicht hier tun.«
    Ich stand auf und klopfte mir den Schmutz von den Hosenbeinen. »Vor acht Monaten hatte ich noch eine Million Dollar.«
    »Vegas ist magisch. Sie können zusehen, wie David Copperfield einen Elefanten verschwinden lässt, oder in ein Kasino gehen und ein Vermögen verschwinden lassen.«
    »Gibt es irgendwelche Pfandhäuser hier?«
    »Ebenso gut könnten Sie fragen, ob es hier irgendwelche Kasinos gibt.«
    Er ging zu seinem Streifenwagen zurück und blieb darin sitzen, bis ich mich entfernte.
***
    Ich ging den Boulevard hoch. Vegas ist voller Pfandhäuser. Sie folgen dem Glücksspiel wie Möwen den Krabbenfangbooten. Ich war noch nie zuvor in einem Pfandhaus gewesen. Es sah wie ein überdachter Flohmarkt aus, doch ohne die damit verbundene Dynamik. Der Raum wirkte dunkel und feucht, und in den Ecken waren Überwachungskameras angebracht. Im hinteren Teil des Ladens befand sich eine hölzerne Theke, und hinter ihr sah man mehrere Reihen Schusswaffen, die in eine Vitrine eingeschlossen waren. Ein großer, glatzköpfiger Mann mit Spitzbart und Stan-Ridgway-T-Shirt saß hinter der Theke und musterte mich grimmig.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er mit harscher Stimme.
    »Ich hab

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