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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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dann schrieb ich einen Text auf ein Stück Papier. Als ich fertig war, reichte ich Carlos den Block. »Ich glaube, wir sollten so was wie das hier in der Lokalzeitung schalten.«
    Er las sich durch, was ich geschrieben hatte:
    Die Entscheidung darüber,
wie für Ihre Eltern gesorgt werden soll,
die für Sie gesorgt haben, ist nicht einfach.
Sie wollen, dass sie mit Würde, Respekt und Freundlichkeit behandelt werden.
Mit Geld kann man solche Dinge nicht kaufen, darum berechnen wir nichts dafür.
Außergewöhnliche Pflege zu vernünftigen Preisen.
Sie können mehr bezahlen,
aber Sie werden keine bessere Pflege finden.
Golden Age.
Wir sorgen für die, die Ihnen am Herzen liegen.
    Carlos blickte auf. »He, das ist gut.«
    »Hast du jemanden, der die Anzeige setzen kann?«, fragte ich. »Einen Grafiker?«
    »Normalerweise mach ich das.«
    Ich war froh, dass ich mich nicht abschätzig über seine Anzeigen geäußert hatte. »Lass es mich doch mal probieren«, meinte ich. »Dann schalten wir’s im Lokalteil der Zeitung.«
    »Einverstanden«, sagte er und wirkte dabei ganz aufgeregt. »Starten wir einen Versuchsballon.«

Dreiunddreißigstes Kapitel
    »Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben?«, fragt die Bibel.
    Ich fand einen Weg, an mehr Brot zu kommen.
    Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
    Am Samstagmorgen fuhren mich Carlos und seine Frau Carmen nach Henderson, damit ich mir etwas zum Anziehen kaufen konnte. Es war etwas komisch, dass ich noch immer meinen Kittel trug, als ich die Einrichtung verließ. Aber die Leute dachten, ich wäre ein Arzt, und behandelten mich mit Respekt. Kleider machen keinen Mann, aber zweifellos prägen sie sein Image.
    Als Carmen mich fragte, wo ich meine Kleidung kaufen wolle, nannte ich ihr die Geschäfte, in denen ich normalerweise einkaufte, ohne über die Tatsache nachzudenken, dass ich mir mit meinem neuen Einkommen nichts aus diesen Läden würde leisten können. Sie dachte nur, ich würde Witze machen.
    Schließlich fuhren wir zu einem Kaufhaus in der Nähe. Ich erstand ein paar Levi’s, Khakihemden, Slipper, ein Paar Tennisschuhe und ein paar Poloshirts. Für all das zahlte ich nur die Hälfte des Vorschusses, den Carlos mir gegeben hatte.
***
    Ich war überglücklich, wieder normale Kleidung zu tragen. Den Sonntag hatte ich frei, und zum ersten Mal, seit ich von der Straße weggekommen war, ging ich wieder nach draußen, um einen Spaziergang zu machen.
    Gleich an der ersten Straßenkreuzung stieß ich auf einen bettelnden Obdachlosen. Ich gab ihm einen Zehn-Dollar-Schein und sagte ihm, wo im Tunnel er meinen Schlafsack und mein aufblasbares Kissen finden konnte. Dann ging ich weiter.
    Etwa drei Blocks vom Altenpflegeheim entfernt kehrte ich in einem In-N-Out Burger ein, um mir einen Cheeseburger und einen Erdbeershake zu kaufen. Während des Essens blickte ich aus dem vorderen Fenster. Auf der anderen Seite des Parkplatzes befand sich ein Crisp’s Copyshop. Ich bemerkte, dass dort ein Schild mit der Aufschrift »Aushilfe für die Tagesschicht gesucht« hing.
    In dem Moment wusste ich, was ich zu tun hatte. Die Mitarbeiter von Crisp’s wurden gut bezahlt, bekamen bereits einen Monat nach Arbeitsbeginn eine Kranken-, und eine Zahnarztversicherung und hatten die Chance, wirklich Karriere zu machen. Es war kein Zufall, dass es Crisp’s in den vergangenen zehn Jahren immer auf die Liste der hundert besten amerikanischen Arbeitgeber geschafft hatte. Mein Vater hatte dafür gesorgt.
    Ich dachte nach. War es möglich, dass ich eine Stelle bei Crisp’s bekam, ohne dass es jemand in der Unternehmenszentrale erfuhr? Natürlich war es das. Selbst mein Vater, der fast jede der rund zweitausend Städte aufzählen konnte, in denen wir einen Shop hatten, kannte die Namen der Manager nicht. Wer kann sich schon zweitausend Namen merken. Als Angestellter würde ich im Meer der Mitarbeiter von Crisp’s verschwinden.
    Ich trank meinen Shake aus, ging über den Parkplatz zum Copyshop, zog die Glastür auf und trat ein. Mich empfing der vertraute Geruch von Tinte und Papier und das leichte Summen der Kopiermaschinen. Das Geräusch der Maschinen hatte auf mich die gleiche Wirkung wie ein Wiegenlied. Ich war plötzlich gerührt. Den Copyshop zu betreten war für mich, als würde ich nach Hause kommen.
    Ein korpulenter junger Mann mit Akne lächelte mich von der Theke aus an. Er sah aus wie achtzehn oder neunzehn. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern den Manager

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