Damals im Dezember
macht doch keinen Sinn, sie wegzuwerfen«, widersprach ich. »Chris kann sie zum Frühstück essen.«
»Du isst Pizza zum Frühstück?«, fragte Chris.
»Frühstückspizza ist die beste«, sagte ich.
»Cool.«
Ich bezahlte die Rechnung am Tresen, kam mit einer Mitnahmeschachtel an den Tisch, packte die übriggebliebene Pizza hinein und gab sie Chris.
»Danke, Mr Luke.«
»Gern geschehen, Chris. Bis später.«
»Schatz«, sagte Rachael zu ihm, »bitte geh schon mal vor und warte da drüben an der Tür auf mich. Ich muss Mr Luke noch etwas sagen.«
»Ist gut, Mom.«
Sobald er sich von uns entfernt hatte, fuhr Rachael zu mir herum. Ihr Ärger war zurückgekehrt. »Mach das bloß nicht noch mal. Hast du mich verstanden?«
Ich verschränkte die Arme. »Was denn?«
»Mein Kind benutzen, um an mich ranzukommen.«
»Du glaubst, das ich das beabsichtige?«
»Natürlich, was denn sonst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht dachte ich einfach, dass es nett wäre, jemanden kennenzulernen, mit dem ich den Tag verbringen muss. Vielleicht dachte ich, dass wir Freunde werden könnten. Offensichtlich habe ich mich geirrt.« Ich sah ihr in die Augen. »Es gibt Wildschweine, die einen besseren Charakter haben.«
Sie wirkte geschockt. Als sie sich wieder gefangen hatte, sagte sie: »Halte dich einfach fern von mir.« Dann drehte sie sich um und ging weg.
»Wir arbeiten zusammen«, rief ich hinter ihr her. »Viel Glück damit.«
Sie nahm Chris die Pizza weg und ging nach draußen zu ihrem Auto, ohne sich noch einmal umzusehen.
Achtunddreißigstes Kapitel
Als würde sie mich nicht schon genug hassen, wurde ich jetzt auch noch an Rachaels Stelle befördert. Ich glaube nicht, dass sie mir mit einem Blumenstrauß in der Hand dazu gratulieren wird.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Der nächste Montag bei Crisp’s war unbehaglich. Rachael war sogar noch missmutiger als sonst, was wirklich etwas heißen wollte. Die Spannung ließ sich mit Händen greifen. Unmittelbar vor der Mittagspause rief mich Wayne in sein Büro. Ich vermutete, dass er wissen wollte, was zwischen Rachael und mir los war. Als ich hereinkam, saß Suman in einem Stuhl vor Waynes Schreibtisch.
»Was gibt’s, Jungs?«, fragte ich.
Wayne lächelte. »Glückwunsch. Du bist unser neuer Tagesschichtmanager.«
Suman streckte mir die Hand entgegen. »Glückwunsch, Mann. Du wirst einen tollen Job machen.«
Seltsamerweise galt mein erster Gedanke nicht der Tatsache, dass ich die Stelle bekommen hatte, sondern dem Umstand, dass Rachael übergangen worden war. Einen Moment lang sah ich zwischen den beiden hin und her. »Danke. Ich habe nicht damit gerechnet.«
»Natürlich hast du das«, meinte Wayne grinsend. »Du übernimmst die Stelle an dem Tag, an dem Suman geht. Das ist …«
»Ich hab’s ihm an die zwanzig Mal gesagt«, schaltete sich Suman ein. »Dies ist das zweiundzwanzigste Mal.«
Wayne nickte. »Das zweiundzwanzigste Mal. Also, Suman bringt dir alles bei, was du bis dahin noch wissen musst.«
»Er weiß bereits alles«, sagte Suman. »Nicht wahr?« Als ich nichts darauf erwiderte, stieß er mich an. »Ist es nicht so?«
»Stimmt«, sagte ich unkonzentriert, weil ich darüber nachdachte, wie Rachael wohl auf die Nachricht reagieren würde. »Wann erzählst du es den anderen?«
»Ich hab es ihnen bereits gesagt«, antwortete Wayne. »Colby hat es heute Morgen herausgefunden, aber Rachael habe ich am Wochenende angerufen und es ihr gesagt. Ich wollte ihr etwas Zeit geben, damit klarzukommen.«
Ich fragte mich, ob das vor oder nach unserem Pizzaessen geschehen war, und konnte nur darüber spekulieren, was Rachael jetzt über mich dachte. »Wie hat sie es aufgenommen?«, fragte ich.
»Ehrlich gesagt, schien sie nicht besonders glücklich darüber zu sein. Aber sie war auch nicht überrascht. Sie wird schon darüber hinwegkommen.« Er schlug mir auf den Rücken. »Also lass uns jetzt zur Feier des Tages gemeinsam essen gehen. Ich zahle. Magst du Sushi?«
»Ich liebe Sushi«, sagte ich.
Wir drei standen auf und verließen Waynes Büro. Als wir gingen, sagte Suman zu Rachael: »Wir gehen zum Essen. Du passt hier auf, Rachael.«
»Okay«, sagte sie leise. Sie warf mir einen Blick zu und wandte sich ab.
***
Den restlichen Tag sprach Rachael kein Wort mehr mit mir. Schließlich, etwa eine Stunde vor Arbeitsschluss, sah ich, dass sie in den hinteren Raum ging, um Papier zu holen. Ich folgte ihr und lehnte die Tür hinter mir
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