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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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euch«, sagte Fabian, und David bemühte sich, einen Platz neben Helmut zu bekommen.
    »Gebt mir eure Teller.«
    Plessens Frau war diesmal nicht aufgetaucht, und am liebsten hätte David gefragt, wo sie sei, aber es gab keinen Grund für so eine Frage. Fabian wusste selbst am besten, was in seinem Haus normal war und was nicht. David reichte ihm schweigend seinen Teller, und Fabian klatschte bräunliche Nudeln und Soße darauf. Es sah nicht sonderlich appetitlich aus, aber David war schließlich nicht auf einer Gourmet-Reise. Seine nächste Aufgabe, dachte er, hieß Helmut. Er sah Helmut von der Seite an. Helmuts Lippen waren zu einem weißen Strich zusammengepresst, seine Stirn krampfhaft gerunzelt, als würde sein Gesicht auseinander bersten, sobald er sich einen Moment der Entspannung erlaubte. Er schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Eine unauffällige Befragung? Unmöglich in seinem Zustand.
    Frei , dachte David. So sieht also jemand aus, der frei ist.

24
    Mittwoch, 23. 7., 17.23 Uhr
    Helga Kayser wohnte in einem Reihenhäuschen aus den Sechzigerjahren. Der ganze Straßenzug war voll von diesen einstöckigen Wohnblocks mit Vorgärtchen, die aussahen wie grüne Planquadrate und deren Hausnummern so gut versteckt waren, dass selbst der Taxifahrer eine Weile ratlos hin und her kurven musste, bis sie vor der richtigen Adresse standen.
    Mona bezahlte, ließ sich eine Quittung geben und stieg aus. Es hatte natürlich keinen Direktflug nach Marburg gegeben, stattdessen hatte man sie mit einem Polizeihubschrauber von Frankfurt hierher bringen müssen. Das war umständlich und sehr, sehr teuer, und Berghammer hatte geflucht, aber Mona hatte sich trotz allem durchgesetzt. Helga Kayser war wahrscheinlich nicht in Gefahr, aber sie war die Einzige, die etwas mit Fabian Plessen zu tun hatte und noch nicht befragt worden war.
    Sie hat ihn seit Jahrzehnten nicht gesehen , hatte Berghammer gemurrt . Die hat doch keine Ahnung. Du machst der Frau bloß Angst, und das für nichts.
    Das ist ja das Komische , hatte Mona geantwortet. Warum sieht die ihren Bruder nicht mehr? Warum kennt sie nicht mal ihren Neffen? Vielmehr ihren Stiefneffen?
    Das kannst du sie alles selber fragen. Am Telefon. Dafür gibt’s Telefone. Und wenn dir das nicht reicht, schicken wir einen Marburger Kollegen rüber, der sie dann ein zweites oder drittes Mal vernimmt.
    Hör zu, ich will mir selber ein Bild machen. Ich glaube, es ist wichtig. Ich will nicht, dass ihr was zustößt, und wir haben nicht alles getan, damit das nicht passiert. Und am Telefon erzählen Leute die wichtigen Sachen oft nicht.
    Mona! Der Täter weiß bestimmt nicht mal, dass Plessen eine Schwester hat! Die Frau ist total unwichtig!
    Warum bist du dir so sicher, Martin? Kann doch sein, dass Plessen nur uns angelogen hat, sonst niemanden.
    Warum sollte er das tun? Das ergibt keinen Sinn.
    Und als sie jetzt vor der Tür stand – einem braun lackierten Ungetüm aus gedrechseltem Holz -, war sie geneigt, Berghammer Recht zu geben.
    Sie hob zögerlich den Finger und klingelte. Ein durchdringend schriller Ton bohrte sich in ihr Ohr und ließ sie entnervt zusammenzucken. Eine halbe Minute lang passierte nichts. Mona klingelte erneut. Die Frau musste da sein. Vielleicht war sie halb taub und hatte deshalb den Ton so laut eingestellt.
    Nach dem zweiten Klingeln hörte Mona zögerliche Schritte, die sich der Tür näherten. Jemand machte sich an dem Spion zu schaffen, der Mona wie ein böse blitzendes Auge anzustarren schien. Mona sah geduldig zurück und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, obwohl ihr nicht danach zu Mute war. Der Flug im Hubschrauber hatte zwar nur eine halbe Stunde gedauert, aber er war voller Turbulenzen gewesen, die ihr der Pilot schon vor Abflug kaugummikauend angekündigt hatte . Hier liegt ein Gewitter in der Luft. Kann ‘ne Spur holprig werden. Wollen Sie ‘ne Kotztüte? Die Frage schien ihm so viel Vergnügen zu bereiten, dass Mona ihn anblaffte, dass dies keineswegs ihr erster Heli-Trip sei und sie schon Bescheid geben würde, wenn sie was brauchte. Glücklicherweise überstand sie den Flug ohne entsprechenden peinlichen Zwischenfall.
    Das Gewitter hatte sich bislang nicht eingestellt; hier war es eher noch schwüler als zu Hause.
    »Kriminalhauptkommissarin Mona Seiler«, sagte sie zu dem Spion. »Wir haben telefoniert. Können Sie mir bitte aufmachen?«
    Das Rasseln eines Schlosses. Wahrscheinlich hatte Helga Kayser mindestens drei

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