Damaskus im Herzen.. - und Deutschland im Blick
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Es gab schon früher Übertragungen aus dem Griechischen und Persischen, aber das goldene Zeitalter ist mit Sicherheit die Zeit der Abbassiden. Al Mansur erkannte mit der Gründung Bagdads als Hauptstadt eines Weltreiches die Notwendigkeit der Öffnung für andere Kulturen. Das bedeutete aber einen radikalen Bruch mit dem bisherigen Weg einer in sich gekehrten, rein arabischen Lokalmacht. Der Entschluss zur Systematisierung der Übersetzungen aus anderen Kulturen war weise, strategisch richtig und folgenreich. Arabische Christen und Juden und des Arabischen mächtige Perser spielten eine ungeheuer große Rolle als Vermittler. Sie waren die ersten Übersetzer. Al Mansur, sein Sohn al Mahdi, sein Enkel,der legendäre Harun al Raschid, und vor allem sein weiser Urenkel al Ma’mun ließen all das damalige Wissen der Religionen, der Sternkunde, Chemie, Mathematik, Philosophie, Logik, Landwirtschaft und anderer Wissenschaften übertragen. Sie verlangten beste Qualität und zahlten großzügig. Man merkt bis heute, wie bei allen historischen Werken, dass die Übersetzer Zeit hatten. Übersetzer zählte zu den gehobensten Berufen, und ein guter Übersetzer verdiente nach heutiger Währung ca. 10000 Euro im Monat. Einige exzellente Lieblingsübersetzer des Kalifen wie der berühmte Hunein bin Ishaak bekamen Seiten der Übersetzungen in Gold aufgewogen, deshalb schrieben sie deutlich und mit großem Zeilenabstand und Rand.
Hunderttausende von Büchern wurden übertragen, und ein Heer von Beamten war damit beschäftigt, sie zu ordnen und Kataloge herzustellen, um den Gebrauch der Bücher zu erleichtern.
Die Vielfalt der Themen und Fragen, die in den Palästen debattiert wurden, war erstaunlich, aber sie beschäftigte nur diese Elite. Die bürgerliche Revolution und ihre Entsprechungen in den benachbarten europäischen Ländern verwandelten das Denken zu einem Gesellschaftsdenken. Das heißt, es handelte immer mehr von den Bedürfnissen und Zielen der Gesellschaft. Das passierte in Arabien nicht. Was dort gedacht wurde, war das, was den Herrscher interessierte, und deshalb kam es dort zu verschiedenen Entwicklungsphasen je nach Persönlichkeit des Herrschenden.
Unsere heutigen Diktatoren sind allesamt schlechte Leser und schlechte Schüler gewesen. Sie kompensieren ihre Minderwertigkeitskomplexe durch einfältige philosophische, wirtschaftliche und politische Lösungen, die ihren Gesellschaften nur Katastrophen bringen. Dabei verfügen sie manchmalüber ein Wissen, das dem eines Schülers mit mittlerer Reife gleicht. Ihre Reden und Meinungen sind in Worte gefasster Schwachsinn. Doch die Elite des Landes überschlägt sich in Lobeshymnen. Dabei sind das bisweilen Professoren der Sorbonne, habilitierte Philosophen, Atomphysiker oder auch Politologen, denen die Sippe befahl, dem Präsidenten ein Loblied zu singen.
Die arabische Elite wächst unter der Diktatur heran und kennt nur oben und unten. Deshalb ist sie auch gegen die Demokratie, die sie als Gleichmacherei verachtet. Deshalb schafft die Elite die Rückständigkeit nicht ab, sondern vertieft sie.
Dieser Zustand der Rückständigkeit wird jedoch durch den Erdölfluch gut getarnt. Man fährt das neueste Modell der amerikanischen und deutschen Limousinen, telefoniert pausenlos per Handy und kommt sich supermodern vor.
Buchdruck
Ägyptische wie auch frankophile Intellektuelle neigen dazu, die Anfänge des Buchdrucks in Arabien mit der Expedition Napoleons nach Ägypten in Verbindung zu bringen. Und man wiederholt das, was man in der Schule auswendig gelernt hatte, als hätte es davor keinen Buchdruck gegeben. In Wirklichkeit hatte Napoleon kaum Einfluss, denn lange vor seiner Geburt lernten die Araber die Technik des Buchdrucks auf weniger spektakuläre Weise kennen.
Der Buchdruck nach Gutenberg gelangte verhältnismäßig schnell nach Arabien und machte zunächst einmal einen schlechten Eindruck. Die ersten Proben waren nicht ermutigend, Koran und Bibel kamen hässlich gedruckt und vollerDruckfehler aus Europa an. Verglichen mit den Kunstwerken arabischer Kalligraphen, hatte das gedruckte Buch zunächst keine Chance. Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis man in Arabien die Druckkunst annahm.
Doch dieser Schritt veränderte das Buch in revolutionärer Weise. Es blieb nicht mehr nur einer Elite und deren Herrscher vorbehalten, sondern wurde zu einem Produkt für die Allgemeinheit. Man fürchtete seinen Einfluss, und deshalb wurde es nun viel strenger
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