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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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auf die Schulter Vogels.
    »Ich bin doch eh’ nebenan, wenn Du meine Hilfe brauchst, genügt ein Rufen, und schon bin ich bei Dir, aber ich glaube, dass in diesem Fall größter Handlungsbedarf besteht. Oder möchtest du dir Vorwürfe machen, wenn bald der nächste Unschuldige zum Opfer eines knipsenden Wahnsinnigen wird, und vielleicht gar sein Leben dabei verliert? Was mir übrigens noch eingefallen ist: Wer hat denn eigentlich beim Reif die Rettung alarmiert? Das wird doch nicht etwa unser von Reue getriebener Fotokünstler gewesen sein?«
    Überrascht blickte ihn Vogel an.
    »Na, ich nehme doch an, das haben unsere Kollegen aus dem schönen Hernals überprüft. Musst halt im Akt nachschauen. Wenn da nichts drinsteht, dann ruf’ bei den verehrten Kollegen an, die werden es ja wissen.«
    »Und wenn nicht …?«
    »Dann gebührt dir womöglich der Ehrentitel des ›Polizisten des Tages‹ und dem Fotografen des ›Trottel des Jahres‹. Bleib schön bei den jugendfreien Seiten im Netz, hörst du? Ich glaub’, ich werde mir als Aperitif den bewaffneten Überfall schmecken lassen … Jetzt lässt sich der schon wieder erwischen, der Wappler …«, murmelte er vor sich hin, während er den Akt überflog.
    Als er zum Telefonhörer griff, beeilte sich Walz damit, den Raum zu verlassen. Vogel hatte schon recht, nichts war ihm mehr zuwider als die Nähe eines Menschen, dessen Zustand der Verwahrlosung möglicherweise so weit fortgeschritten war, dass seine Ausdünstungen sogar den üblicherweise alles dominierenden Pfeifenduft seines Kollegen in den Hintergrund drängten. Daher seufzte er erleichtert auf, als er vor dem ans Internet angeschlossenen Computer Platz nahm, der sich in einem unweit ihres Büros gelegenen Raum befand.
    Unterdessen nahm sich Vogel des ersten Falles an. Bei dem Täter handelte es sich um einen alten Bekannten, was den Hergang des Verhörs doch erheblich erleichterte.
    Hereingeführt wurde ein etwa fünfzigjähriger Mann, der den Inspektor leutselig begrüßte.
    »Habe die Ehre, Herr Chef«, posaunte er fröhlich heraus, während er sich leicht vor Vogel verbeugte.
    »Servus, Franz«, antwortete dieser mit einem missmutigen Blick. »Was hast denn schon wieder angestellt? Einen Billig-Drogeriemarkt um neun Uhr morgens zu überfallen, das war nicht besonders gescheit von dir. Du kannst dir doch leicht vorstellen, dass um diese Zeit noch kein Geld in der Kassa ist …«
    »Ich weiß, Chef, aber in der Früh’ ist dafür auch kein Mensch im Geschäft«, antwortete der Räuber arglos, dessen rot unterlaufene Augen und von unzähligen feinen Äderchen durchzogene Haut von einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit dem Alkohol Zeugnis ablegten.
    »So wie du das Ganze angelegt hast, scheinst du unsere Gastfreundschaft während der letzten Monate vermisst zu haben. Mit einem Messer eine unschuldige Verkäuferin zu bedrohen und dann mit ganzen 25 Euro abzuziehen, das macht keinen sehr professionellen Eindruck. Und an die seelischen Qualen der armen Frau hast dabei wohl nicht gedacht?«
    »Ich hätt’ ihr doch eh nichts getan«, sagte Zaml leise und ließ schuldbewusst seinen Kopf hängen.
    »Das weiß ich und du weißt es auch, aber die arme Frau konnte das doch nicht ahnen. Der geht es jetzt wirklich schlecht. Die hat bei jedem Kunden, den sie nicht kennt, Angst, dass der sie wieder ausrauben könnte. Daran hast wohl gar nicht gedacht …«
    Als Zaml nichts erwiderte, schloss Vogel seufzend den Akt.
    »Mit deinem Vorstrafenregister wird das leicht für einige Jahre reichen. Immerhin musst nicht frieren im Winter.«
    Nachdem der Räuber von einem Polizisten hinausgeleitet worden war, nahm sich Vogel des nächsten Falls, einer schweren Körperverletzung, an. Im Gegensatz zum vorhergehenden Fall war ihm diese Person völlig unbekannt.
    Vogel indes staunte nicht schlecht, als eine ältere Dame hereingeführt wurde, die man ihrem Auftreten nach eher bei einem Nachmittagsplausch im Café Diglas als in einem Inspektorat vermutete. Der Akte nach hatte sie einen Polizisten attackiert, wodurch dieser offenbar eine Blessur erlitten hatte. Da aber jede noch so kleine Verletzung gegen einen Gesetzeshüter als »schwere Körperverletzung« geahndet wird, hatte sich Christiane Novak vor Vogel zu verantworten.
    Nachdem sie Platz genommen hatte, schaute sie der Inspektor fragend an.
    »Ja, gnädige Frau. Wie kam es denn dazu, dass Sie einen Kollegen mit einem Regenschirm angegriffen haben?«
    Geschäftig stellte die

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