Damian
außerdem kann man stundenlang in die Flammen starren und nachdenken. Und genau das hat er in den letzten Stunden auch getan: nachgedacht oder besser gegrübelt, wie es mit ihm und Rachel weitergehen soll, sofern Sam es überhaupt schafft sie davon zu überzeugen zu bleiben. Leider muss sich Damian eingestehen, dass er nicht den Funken einer Idee hat, wie er Rachel gegenübertreten soll und wie ihre Zukunft aussehen könnte.
Plötzlich hört er Schritte. Er wirbelt herum.
„Sie kommen“, ruft er erleichtert aus, denn er hört mehr als nur ein Paar Füße. Luca richtet sich auf und streicht sich durch die Haare. Erwartungsvoll schauen die beiden Männer zur Tür, die nur angelehnt ist. Nun wird sie von Sam weiter geöffnet und hinter ihr erscheint Rachel. Damians Herz macht einen Aussetzer, um gleich darauf einen Takt schneller zu schlagen. Die beiden Frauen sehen müde aus und Rachels Augen sind gerötet vom Weinen. Samantha lässt sich erschöpft neben Luca auf das Sofa fallen, während Damian und Rachel sich unsicher gegenüber stehen. Er wagt es kaum einen weiteren Schritt auf sie zuzugehen, obwohl er sie am liebsten in seine Armen schließen und nie wieder loslassen möchte.
„Ich bleibe“, beginnt Rachel mit leiser, aber fester Stimme. Damian schaut ihr tief in die Augen. „Aber ich habe Fragen, auf die ich Antworten brauche.“ Damian nickt ihr zu und weiß, dass Rachel sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Aber sie gibt ihm eine Chance und er wird sie ergreifen.
„Ich bin hundemüde und möchte nach Hause, Luca“, bittet Samantha. Der Italiener springt sofort auf. Rachel tritt ein paar Schritte zurück und betrachtet Luca genauer.
„Kennen wir uns?“, fragt sie ihn mit leicht geneigtem Kopf und zusammengekniffenen Augen. Luca stellt sich vor sie und blickt aus seinen grünen Augen auf sie herab.
„Luca Di Camarosso“, stellt er sich vor. „Und, ja. Wir sind uns in Kairo begegnet. Aber diese Geschichte sollte Dir Damian erzählen.“ Luca nickt ihr zum Abschied zu, während Sam sie in eine freundschaftliche Umarmung schließt.
„Ihr schafft das. Vertraue auf Dein Herz“, flüstert sie Rachel noch einmal zu, bevor auch sie sich mit einem Kopfnicken von Damian verabschiedet. Sie weiß, dass er ihre Gedanken liest, aber sie ist viel zu müde, um sich gegen ihn zu wehren. Und vielleicht hilft es ihm einen Weg zu Rachels Vertrauen zu finden. Damian begleitet die beiden zur Haustür, während Rachel auf dem Sofa Platz nimmt.
„Danke!“, wendet sich Damian ein letztes Mal an Sam.
„Es wird schwer werden, aber ihr werdet es schaffen. Öffne Dich ihr, sie ist eine starke Frau, sie wird lernen damit umzugehen.“
Damian nickt ihr noch einmal zu und sieht ihnen nach, wie sie in Lucas Ferrari davonjagen. Langsam geht er zurück in sein Arbeitszimmer. Rachel sitzt auf dem Sofa und schaut zu ihm auf, als er den Raum betritt. Sie sieht so unglaublich verletzlich und furchtbar müde aus.
„Es ist spät geworden. Du solltest schlafen gehen.“ Seine Stimme klingt so sanft und liebevoll.
„Ja. Es war ein anstrengender Abend“, erwidert Rachel und kann sich kaum noch das Gähnen verhalten.
„Möchtest Du, dass ich Dich nach oben bringe?“, tastet sich Damian vorsichtig vor. Rachel schüttelt sofort den Kopf.
„Nein, das ist wirklich nicht nötig.“ Dann steht sie auf und geht in gebührendem Abstand an ihm vorbei.
„Sehen wir uns morgen?“, vergewissert sich Damian noch einmal. Ein letztes Mal dreht sich Rachel zu ihm um:
„Ja. Bis morgen.“
Als Rachel das erste Mal die Augen öffnet ist es bereits zwölf Uhr mittags. Sie hat schlecht geschlafen und hatte furchtbare Alpträume von blutrünstigen Monstern und verlorenen Erinnerungen. Sie reckt und streckt sich, gähnt ausgiebig und zieht die Bettdecke dann doch noch einmal bis zum Kinn hoch. Sie schaut gegen die getäfelte Decke, wendet dann ihren Kopf und schaut zu den geschlossenen Vorhängen am Fenster und schließlich zu der Tür. Sofort kommen die Erinnerungen zurück, wie Damian gestern Nacht dort stand. Samantha meinte, er hätte die Kontrolle verloren und dass er Rachel nicht absichtlich gebissen habe. Sofort wandert Rachels Hand zu der Stelle an ihrem Hals. Sie ertastet vorsichtig mit den Fingern die beiden kleinen Unebenheiten. Sie erinnert sich an Damians entsetztes Gesicht und an das tiefe Bereuen, das darin geschrieben stand. Sie erinnert sich aber auch an die blutunterlaufenen Augen und die
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