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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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verstohlen zu ihm hinüber. Oft hat er die Augenbrauen zusammengezogen und blättert von einem Papyrus zum anderen, so wie andere in einer Zeitung lesen. Manchmal schaut er auf, so wie jetzt und ihre Blicke treffen sich. Aber Rachel bricht den Kontakt meist schnell wieder ab und vertieft sich in ihre Arbeit. Inzwischen haben sie nicht nur die Ausstellungsstücke im Visier, sondern sichten auch die Papyri, die dem Museum gehören und hier lagern. Rachel fragt Damian ab und zu um Hilfe bei der Entzifferung von schwereren Schriftzeichen. Er ist immer hilfsbereit und erläutert ihr mit unendlicher Geduld, welche Bedeutung die Zeichen haben. Rachel hört ihm jedes Mal aufmerksam zu und ist fasziniert von der Tatsache, dass er zur damaligen Zeit gelebt hat. Immer wieder stellt sie sich die Frage, wie er es geschafft hat über die Jahrzehnte und Jahrhunderte neue Gesellschafts- und Lebensformen anzunehmen. Ob er sein altes Leben, das eines Ägypters der Antike, vermisst? Er ist der Sohn eines Pharaos. Ist das Grab, in dem sie waren, das sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tals der Könige befindet, wirklich seine Ruhestätte gewesen? Hatte Rubins womöglich Recht mit seiner Annahme, dass in dem Grab ein Prinz gelegen hat. War Damian dieser Prinz? Ist er dort zu einem Vampir umgewandelt worden? Es gibt noch so vieles, was sie über ihn wissen möchte. Aber wann kann sie ihm all diese Fragen stellen? Sollte sie nicht zuerst das Notwendigste über das jetzige Leben als Vampir erfahren, um eine Entscheidung für oder gegen ihn treffen zu können? Je mehr sie weiß, umso mehr kann man ihr an Erinnerungen nehmen, wenn sie sich dafür entscheiden sollte ihn zu verlassen. Wieder wirft sie verstohlen einen Blick zu ihm hinüber. Wie es wohl ist, sich den Veränderungen immer wieder neu anzupassen zu müssen, sein Weltbild immer wieder neu zu erfinden? Rachel wendet sich wieder ihrer Arbeit zu und entrollt nachdenklich ein Papyrus, das augenblicklich ihre Aufmerksamkeit weckt. Es zeigt einen Mann in deutlich erregtem Zustand. Die weiteren Abbildungen sind absolut eindeutig und lassen keinen Zweifel daran, um welche Art von Darstellungen es hier geht. Einfache Männer und Frauen, die bei sexuellen Handlungen zu sehen sind.
    „Interessant, nicht wahr?“, bemerkt Damian hinter ihr stehend. Rachel versucht mit zitternden Fingern den Papyrus so schnell wie möglich wieder zusammen zu rollen, aber irgendwie will es ihr einfach nicht gelingen. Damian greift von hinten an ihr vorbei und nach ihren Händen. Er legt seine Hände sanft aber bestimmt auf die ihren und entrollt den Papyrus erneut.
    „Sex spielte eine große Rolle im alten Ägypten. Nicht nur im Zusammenhang mir Fruchtbarkeit“, erläutert er ihr leise und streicht den Papyrus glatt. Er macht sie nervös. Er steht viel zu nah hinter ihr. Sie kann ihn spüren, auch wenn ihre Körper sich nicht berühren.
    „Die Ägypter waren eine sehr sinnliche und gefühlvolle Gesellschaft. Wir haben unsere sexuellen Bedürfnisse ausgelebt.“ Rachel würgt den Kloß, der in ihrer Kehle zu stecken scheint, mühsam herunter. Wie gelähmt starrt sie auf die eindeutig pornographischen Darstellungen.
    „Es gibt nur wenige dieser Papyri. Das berühmteste befindet sich im Museum von Turin. Solche Darstellungen findet man eher selten in den Tempeln und Grabanlagen, jedenfalls nicht offensichtlich, man muss wissen, wonach genau man suchen muss“, erklärt Damian ihr mit gesenkter Stimme. Rachels Körpertemperatur scheint in nicht mehr messbaren Dimensionen angestiegen zu sein. Sie glüht förmlich und ihr Puls trommelt in ihren Schläfen.
    „Wir gehören zusammen Rachel. Ich spüre genau, was Du fühlst. Und es ist nicht Angst oder Unsicherheit. Es ist Dein Verlangen, dass ich spüre. Das Verlangen diese Dinge mit mir zu tun.“ Damian presst seinen Körper gegen den ihren. Rachel schließt für einige Sekunden die Augen, lehnt sich gegen ihn. Es fühlt sich so gut und so richtig an und doch windet sie sich plötzlich unter seinen starken Armen hindurch und läuft davon, nach nebenan, in einen abgedunkelten Raum des Archivs. Damian blickt ihr nach. Er hat sich nicht geirrt. Er ist sich sicher, dass sie sich nach ihm sehnt. Wie nur kann er sie davon überzeugen ihren Gefühlen zu vertrauen? Wird sie lernen ihn so akzeptieren wie er ist? Sollte er ihr hinterher laufen oder ist es besser sie alleine zu lassen? Er entscheidet sich für letzteres und mit gesenktem Kopf rollt er den Papyrus

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