Damian
wieder zusammen und widmet sich weiter der Suche nach dem Papyrus, das seinen Namen enthält.
Rachel hockt zwischen zwei Sarkophagen und hofft, Damian kommt ihr nicht hinterher. Sie ist vor ihm geflohen…nein, eigentlich ist sie vor ihren eigenen Gefühlen davon gelaufen. Sie sollte endlich ihren Verstand einsetzen und ihr dummes Herz zur Ordnung rufen, es in seine Schranken verweisen. Damian ist ein Vampir! Und sie sollte sich verdammt noch mal nicht immer so gehen lassen. Sie verhält sich wie Wachs in seinen Händen. Er bringt sie um den Verstand. Sie darf nicht zulassen, dass sie sich Hals über Kopf seinem Charme und seinen Verführungskünsten ergibt. Sie hat sich vorgenommen mit ihrem Verstand zu entscheiden, ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, mit ihm zusammen zu bleiben. Sie weiß, dass sie ihn immer noch liebt, aber reicht das aus, um ein Leben an der Seite eines Blutsaugers zu verbringen? Sollten hier nicht klare Gedankengänge und Abwägungen mehr Gewicht haben als die Emotionen, die sie durchfluten, nur allein, wenn sie mit ihm in einem Raum ist? Sie muss sich endlich zusammenreißen. Und mit diesem Vorsatz atmet sie zweimal tief ein und aus und geht schließlich zurück, um ihre Arbeit fortzusetzen.
Er hat es vermasselt, denkt Damian. Er hat sie verschreckt, sie in eine Ecke gedrängt. Er war viel zu ungeduldig, ja fast ungestüm. Und jetzt zieht sie sich noch mehr von ihm zurück. Sie ist so still und in sich gekehrt. Er spürt ihre Anspannung, ihre innere Zerrissenheit. Am liebsten würde er zu ihr gehen, sie in seine Arme schließen und ihr sagen, sie solle endlich aufhören zu grübeln und ihrem Herzen folgen. Aber Rachel ist eine der wenigen Frauen, die ihre Gefühle im Zaum halten können, die in der Lage sind ihre Emotionen zu kontrollieren, um mit klarem Verstand die Dinge anzugehen. Sie braucht Zeit und er muss ihr diese Zeit geben. Aber es fällt ihm so verflucht schwer zu sehen, wie sie sich quält. Sie ist hin und hergerissen zwischen ihren Gefühlen und ihrem Verstand. Ihr Gesicht spricht Bände, ihre Augen offenbaren ihr Dilemma. Er muss warten, bis sie soweit ist. Sie muss den ersten Schritt tun, sie muss diese Barriere zwischen ihnen überwinden. Sie muss erkennen, wie er ist, nämlich nicht nur das bluttrinkende Monster, sondern der Mann, der sie mehr liebt, als alles andere auf dieser Welt. Es muss Geduld mit ihr haben. Aber diese Eigenschaft gehört nicht gerade zu seinen Stärken.
Rachel schaut unauffällig zu Damian hinüber. Sie sucht nach seiner Andersartigkeit, nach dem Bösen in ihm, dem Monster, der blutrünstigen Bestie. Immer wieder schaut sie auf seine Lippen, sucht seine hervortretenden Eckzähne. Aber sie findet nichts. Sie beobachtet einen Mann, der akribisch und konzentriert arbeitet. Seine Gesichtszüge verraten so gut wie gar nichts über das, was in seinem Kopf vorgeht. Das einzige, was sie glaubt zu erkennen, ist eine gewisse Nachdenklichkeit, wobei sie sich nicht sicher ist, ob er über sie oder den Papyrus grübelt. Er ist verschlossen und gibt nicht preis, wie es in seinem Inneren aussieht. Durch eine ungeschickte Bewegung fällt plötzlich eine kleine Holzschatulle von dem Tisch an dem sie arbeitet. Sie fällt auf den Boden und bricht auf.
„Oh, nein“, ist alles, was Rachel entsetzt ausruft. Schon bückt sie sich, um die kleine Truhe aufzuheben. Sie betrachtet sie aufmerksam. Feine Schnitzereien zieren das Holz, eine Kartusche mit Hierglyphen ist in den Deckel geschnitzt. Sanft streicht Rachel mit ihren Fingern darüber und schreckt plötzlich zurück, als wie aus heiterem Himmel ein Bild vor ihrem geistigen Auge auftaucht. Sie prallt zurück, nicht ohne schnell noch das Kästchen auf den Tisch zu stellen.
„Rachel?“, hört sie Damians besorgte Stimme. Sie fühlt sich benommen und ihre Knie sind weich wie Pudding.
„Ich habe Dich gesehen“, flüstert sie leise und es ist ihr scheiß egal, ob er ihr glaubt. Sie hat in den letzten Tagen und Stunden so viel gesehen und erlebt, das sie niemals für möglich gehalten hätte, dass es ihr jetzt überhaupt nichts ausmacht solch eine Aussage in den Raum zu werfen. Damian scheint jedoch weniger erstaunt darüber zu sein, dass sie glaubt ihn irgendwie erkannt zu haben, als über die Tatsache, dass sie sein Bild ausgerechnet dann vor Augen hatte, als sie dieses Holzkästchen berührte.
„Es war Dein Gesicht, Du hast mich angesehen. Und es war im alten Ägypten“, bringt sie
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