Damian
wild pochen. So fühlt es sich also an, wenn man als Exot, als derjenige, der hier nicht hingehört, betrachtet wird. Jetzt erst wird ihr bewusst, wie Damian sich wohl in den letzten Tagen gefühlt haben muss, als sie ihn misstrauisch und neugierig beobachtete.
„Werdet Ihr hier in England bleiben?“, will Samantha nun wissen. Rachel wirft einen Blick zu Damian.
„Nein, wir haben uns dazu entschieden erst einmal in Ägypten zu bleiben. Ich möchte Rachel mein Land zeigen, ihr die Schönheit unserer Kultur nahe bringen“, erklärt Damian ruhig. Alexander senkt den Blick und nickt.
„Es kann gefährlich für Euch werden“, sagt er leise und sieht wieder auf. Seine Augen sind dunkel und sein Gesicht ist ernst.
„Ich weiß. Ich vermute Luca hat von dem Angriff in Kairo erzählt“, entgegnet Damian und in seiner Stimme glaubt Rachel so etwas wie Verärgerung oder Angriffslust zu bemerken. Dann ist es plötzlich still und diese beiden Männer scheinen den Raum von einer Sekunde auf die andere allein zu beherrschen. Eine seltsame, unheimliche Spannung baut sich auf, fast kommt es Rachel so vor, als würde der Salon mit einer unsichtbaren Energie aufgeladen. Ein Funke und alles um sie herum explodiert. Was ist das, fragt sie sich und wirft abwechselnd einen Blick auf Damian und dann wieder auf Alex. Macht! Es geht hier um Macht. Die beiden Männer belauern sich, ohne auch nur eine einzige Regung zu zeigen.
„Komm, Rachel, wenn Du möchtest, dann zeige ich Dir das Haus“, fordert Samantha Rachel auf und es ist definitiv keine Bitte. Dr. Armenti ruft die Kinder zu sich und führt sie aus dem Zimmer. Zurück bleiben die männlichen Vampire. Unter sich, sozusagen.
„Was war das eben?“, platzt es aus Rachel heraus, als sie in den Flur treten. Samantha dreht sich zu ihr und schaut ihr ernst in die Augen.
„Männer! Vampirmänner! Sie sind, nun ja, anders, speziell eben. Komm, wir gehen in die Bibliothek.“
Rachel folgt ihr, unsicher und voller Zweifel, ob es richtig ist Damian dort drinnen allein zu lassen. Sie blickt zurück und sieht, wie sich die Tür zum Salon wie von Geisterhand schließt. Schließlich folgt Rachel ihrer Gastgeberin und sie betreten einen wundervollen Raum, an dessen Wände weiße Bücherregale stehen, die bis zur Decke reichen. Die Decke ist ein dunkelblauer Himmel mit funkelnden Sternen und der Fussboden ein Mosaik von blauem und weißem Marmor. In der Mitte des Raumes befindet sich eine weiße Sofalandschaft, die regelrecht danach ruft, sich in den vielen Kissen von unterschiedlichen Blautönen nieder zu lassen. Am Kamin stehen cremefarbene Ohrensessel und ein kleiner Tisch, auf dem einige Bücher liegen. Samantha geht zu den Sesseln und deutet Rachel sich zu ihr zu setzen. Für einen Augenblick starren die beiden Frauen in die Flammen des brennenden Kaminfeuers und schweigen. Dann ist es Samantha, die tief Luft holt und beginnt.
„Vampirmänner sind sehr besitzergreifend“, stellt sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen fest. Rachel schaut sie erwartungsvoll an und bestätigt Sams Aussage mit einem Nicken. Samantha starrt weiter in die Flammen vor ihr. „Du musst wissen, dass sie es nicht dulden, wenn man ihren Frauen zu nah kommt. Es ist etwas Animalisches in ihnen, gegen das sie machtlos sind. Sie handeln aus reinstem Instinkt.“ Rachel kann Sam nicht wirklich folgen und zieht nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Wenn Vampire erstmals aufeinandertreffen, “ fährt Samantha fort, „dann beschnuppern sie sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie wittern sozusagen, wen sie vor sich haben. So wird geklärt, wer den höheren Rang hat und sich unterordnen muss. Unsere beiden Exemplare…“, wieder muss sie leicht grinsen, „sind eben aneinander geraten, mental. Irgendetwas ist anders als sonst. Ich kann es mir nur so erklären: Damian muss um ein Vielfaches älter sein als Alexander und auch mächtiger. Er wird noch außergewöhnlichere Fähigkeiten haben als Alex. Ich habe meinen Mann noch nie so angespannt erlebt“, endet sich nachdenklich.
„Soviel ich weiß ist Damian über dreitausend Jahre alt“, versucht Rachel etwas Sinnvolles zu dem Gespräch beizusteuern. Samantha wirft ihr einen Blick zu, der irgendwo zwischen Fassungslosigkeit und purer Angst angesiedelt ist.
„So alt?“, flüstert sie fast ehrfürchtig. Rachel versteht Samanthas Staunen nicht. Sagte sie nicht, sie wäre Damian schon einmal begegnet? Und können Vampire das Alter ihres Gegenübers
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