Damian
schenkt ihm ein, zugegebener Maßen gezwungenes Lächeln. Er schaut ihr tief in die Augen und scheint genau zu wissen, was in ihr vorgeht, denn nach wenigen Sekunden wendet er sich enttäuscht wieder ab und starrt wortlos auf die Straße. Rachel schaut wieder aus dem Seitenfenster und ihr fällt auf, dass die Abenddämmerung bereits einsetzt. Damian legt eine neue CD ein und Rachel lehnt den Kopf gegen die Kopfstütze und lauscht den wunderbaren Klängen der klassischen Musik. Fast scheint es, als würde die Musik sie tief in ihrem Inneren berühren, sie umhüllen und beruhigen, ihr die schwere Last der Entscheidungen abnehmen. Es dauert keine fünf Minuten und Rachel sinkt in einen traumlosen, leichten Schlummer.
„Rachel! Liebling, wir sind gleich da“, wird sie von Damian liebevoll geweckt. Sie richtet sich auf und reibt sich die Augen. Sie fahren durch einen dunklen Wald. Nur das Licht der Scheinwerfer erhellt die Straße und die Schatten der großen Alleebäume wirken riesig und furchteinflößend.
„Wo sind wir?“, will sie schließlich wissen.
„In Somerset. Die DeMaurieres haben hier ein Anwesen.“ Damian biegt plötzlich nach links ab und folgt dem schmalen Waldweg. Nach ungefähr fünfhundert Metern erreichen sie die Zufahrt und bleiben vor einem meterhohen Metallzaun stehen. Rachel schaut sich um und entdeckt Überwachungskameras. Damian lässt das Fenster herab und drückt eine Taste an der Gegensprechanlage.
„Ja, bitte?“, fragt eine männliche Stimme.
„Mr. Cunningham und Begleitung“, knurrt Damian in die Sprechanlage. Keine Sekunde später hören sie ein leises Surren und die Eisentür vor ihnen öffnet sich wie von Geisterhand. Sie lassen den dunklen Wald hinter sich und fahren auf die Auffahrt zu. Rachel glaubt kaum ihren eigenen Augen zu trauen. Vor ihr befindet sich ein wunderschönes, altes Schloss, mit einer großen, steinernen Treppe, die zum Hauptportal führt. Die Zufahrt ist gesäumt von blühenden Büschen, steinernen Amphoren und Statuen. Das Schloss ist beleuchtet und bietet einen bezaubernden Anblick. Durch die großen Fenster dringt warmes, heimeliges Licht. Rachel ist mehr als beeindruckt. Damian stellt den Motor ab.
„Und, bereit andere Vampire zu treffen?“, bringt er ihre plötzliche Anspannung auf den Punkt.
Rachels Mund ist zu trocken um ihm zu antworten, aber ein bestätigendes Nicken bringt sie zustande. Damian steigt aus, läuft um den Wagen herum und öffnet ihr die Tür. Dann reicht er ihr eine Hand zum aussteigen.
„Keine Angst. Du wirst sie mit Deinem Charme alle um den Finger wickeln“, spricht er ihr Mut zu, denn ihre Hand zittert, als sie sie in die seine legt. Damian haucht ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und dann gehen sie die Treppe empor. Sie haben kaum die letzte Stufe erreicht, da wird ihnen bereits die Tür geöffnet. Ein Hausdiener in schwarzen Anzug steht vor ihnen und begrüßt sie.
„Herzlich willkommen auf Ashton Castle. Die Herrschaften erwarten sie schon.“ Er nimmt zuerst Rachel und dann Damian die Jacke ab und deutet ihnen dann ihm zu folgen. Rachel bestaunt den wunderbaren Mosaikfußboden und den riesigen Kristallleuchter in der Empfangshalle. An den Wänden hängen Gemälde von Chagall, Picasso und Monet und alles wirkt so hell und freundlich. Was hatte sie auch erwartet? Ein Gruselschloss à la Dracula? Der Hausdiener führt sie zu einer angelehnten Tür, hinter der Stimmengewirr zu hören ist. Rachels Herz galoppiert inzwischen in ihrer Brust und ihre Nervosität bringt ihre Hand zum Schwitzen. Damian schaut auf sie herab. Natürlich, er spürt ihre Aufregung.
„Es wird alles gut. Ich bin bei Dir“, versichert er ihr noch einmal, bevor sie den Raum mit den Stimmen betreten.
„Rachel, Damian, schön dass ihr da seid“, begrüßt sie Samantha, als sie den Salon betreten. Sie kommt auf Rachel zu und umarmt sie herzlich, so als wäre sie eine alte Freundin, die sie lange nicht mehr gesehen hat. Rachel ist mehr als verblüfft über diese innige Begrüßung und daher für einen Augenblick nicht fähig etwas zu entgegnen. Als Sam sie endlich wieder aus ihrer Umarmung entlässt, findet Rachel auch ihre Sprache wieder.
„Danke für die Einladung“, bringt sie mit heiserer Stimme zustande. Samantha betrachtet sie für einige Sekunden eingehend. Natürlich bemerkt auch sie, dass Rachels Nerven angespannt sind. Samantha schenkt ihr ein offenes Lächeln und hakt sich bei ihr ein.
„Komm, ich möchte Dich meiner Familie
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