Damian
„Herein!“, antwortet sie mürrisch. Samantha kommt zu ihr mit Rhys im Schlepptau.
„Wie geht es Dir?“, erkundigt sie sich, aber ihr gelangweilter Gesichtsausdruck zeigt nur zu deutlich, dass sie weiß, wie schlecht es Rachel geht, die nur mit einem wütenden Knurren antwortet. Samantha bleibt vor ihr stehen und schaut auf sie herab, Rhys steht dicht hinter ihr und beobachtet Rachel aufmerksam. „Ich habe drei Kinder, die oft genug an meinen Nerven zerren. Und einen Ehemann, der eine ausgeprägte Persönlichkeit hat, soll heißen, der manchmal sehr anstrengend sein kann, in seiner Sturheit. Ich kann also guten Gewissens von mir behaupten, dass ich sehr viel Geduld habe und eine gewisse Ausdauer an den Tag legen kann. Letztlich schaffe ich es immer, dass die betreffenden Personen trotz Widerspruchs am Ende doch das tun, was ich will und für richtig erachte“, beginnt Samantha ihre Ansprache und Rhys bestätigt ihre Aussage und nickt mit grimmige Zustimmung.
Samantha dreht sich zu ihm und nimmt ihm eine Kaffeetasse aus der Hand. Rachel kann nicht erkennen was sich darin befindet, aber sie riecht den süßen Duft des angewärmten Blutes. „Hier, trink!“, fordert Samantha sie mit strengem Ton auf und reicht ihr die Tasse.
„Ich kann nicht“, ist alles, was Rachel mit rauer Stimme von sich gibt.
„Du kannst! Und Du wirst.“ Dann setzt Sam sich zu ihr auf das Bett. „Ich habe Zeit! Wenn es sein muss, die ganze Nacht.“ Rachel schaut sie fassungslos an. Dann wirft sie einen Blick in die Tasse, die Samantha ihr hinhält. „Es ist angewärmt, dann verträgt es Dein Magen besser“, erläutert sie ihr. Rachel läuft wieder das Wasser im Munde zusammen. Diesmal bemerkt sie auch die leicht bittere Note ihres Speichels. Wieder zwängen sich ihre Eckzähne ihren Weg durch das Zahnfleisch. „Es ist Blutgruppe null negativ. Das ist am bekömmlichsten. Hier, trink!“ In Rachel tobt ein Kampf. Ihr Durst ist inzwischen übermächtig geworden und sie starrt mit hervorquellenden Augen gierig in die Tasse. Auf der anderen Seite hat sie immer noch eine enorme Abneigung, Blut zu trinken.
„Woher…?“ Mehr bekommt sie nicht zustande, denn ihre Fänge lassen ein artikuliertes Sprechen nicht zu. Sie muss sich erst daran gewöhnen.
„Oh, das Blut? Woher es stammt?“, fragt Sam nach. Rackel nickt. „Von einer Blutbank. DeMauriere Enterprise ist im großen Stil in die Medizin eingestiegen. Das hat enorme Vorteile für uns als Vampire. Und ein Vorteil ist natürlich auch die Blutbank unserer freiwilligen Spender.“ Rachel schluckt. Die Verlockung wenigsten einen Schluck zu probieren ist einfach unwiderstehlich. Sam bemerkt ihre Unruhe und ihr Verlangen und hält den Becher noch ein wenig näher vor Rachels Gesicht.
„Trink! Du brauchst es.“ Rachels Kehle ist wie ausgedörrt, ihr Magen knurrt und verkrampft sich schmerzhaft. Ihr Durst sie derart übermächtig, dass sie sich kaum noch dagegen wehren kann. Sie leckt sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. Mit zitternder Hand greift Rachel langsam nach dem Becher. Schließlich nimmt sie ihn und setzt ihn vorsichtig an die Lippen. Sie hat Angst, das Blut zu verschütten, denn ihre hervorgetretenen Fänge stoßen an den Becher Rand und machen es ihr nicht gerade leicht, die begehrte Flüssigkeit in den Mund zu spülen ohne etwas zu verschütten. Aber irgendwie gelingt es ihr und sie trinkt das Blut mit gierigen Schlucken. Als der Becher leer ist leckt sie sich noch einmal die Lippen und fährt vorsichtig mit ihrer Zungenspitze über die Spitzen ihrer Fänge.
„Na also. Geht es Dir jetzt besser?“, erkundigt sich Samantha. Rachel schaut sie mit großen Augen an, verwundert über die wohlige Wärme, die sich in Sekundenschnelle in ihrem Körper ausbreitet. Der Durst ist verschwunden und ihr Körper fühlt sich gestärkt und entspannt an. Weg sind die Magenschmerzen und sie fühlt sich endlich nicht mehr so elend.
„Du darfst nicht so lange warten“, warnt Samantha ihre Freundin.
„Wenn Du nicht regelmäßig trinkst, dann wird Dein Durst irgendwann einmal so bestimmend, dass er alles konsumiert, Deinen Willen, Deine Kontrolle. Dann wirst Du nur noch reduziert sein auf Deinen vampirischen Urinstinkt und das heißt, Du bist für Dich und alle um Dich herum eine Gefahr, eine tödlichen Gefahr.“ Samanthas Stimme klingt streng und warnend.
„Wir, die wir die Neue Generation vertreten, dulden solch ein verantwortungsloses Handeln in keinster Weise. Es
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