Damian
das Leben als Vampir fast schon gewöhnt. Das einzige, womit sie immer noch Probleme hat, ist ihre innere Uhr und natürlich das Trinken von Blut. Nachts ist sie immer hellwach und am Tage todmüde. Dr. Armenti meint aber, das wäre nicht sonderlich besorgniserregend und wäre zurückzuführen auf die vielen Jahrhunderte in denen die Vampire als Geschöpfe der Nacht das Licht des Tages meiden mussten. Allen anderen würde es an manchen Tagen auch schwer fallen wach zu bleiben und in der Nacht zu schlafen. Er versprach ihr, dass sie sich bestimmt bald dem „normalen“ Leben wieder anpassen werden könne.
Rachel seufzt. Damian fehlt ihr. Sie hat so viele Fragen, von denen sie glaubt, nur er könne sie ihr beantworten. Es sind intime Fragen, Gedanken über die Lust und die Liebe, über Empfindungen und Empfindlichkeiten. Zu ihm hatte sie Vertrauen, nur ihm möchte sie sich wirklich anvertrauen. Aber er ist gegangen. Er gibt sie frei, hat er gesagt. Was ist aber, wenn sie jetzt, nachdem sie sich an ein Leben als Vampir beginnt zu gewöhnen, gar nicht will, dass er sie freigibt? Was ist, wenn sie wieder ein Teil von seinem Leben sein möchte? Die Sterne funkeln hell am Firmament, es ist eine klare, bereits herbstlich kühle Nacht. Zu Hause in Amerika ist es noch nachmittags. Was ihre Mom wohl jetzt macht? Wird sich Mr. Gibson, der Verleger, für den sie arbeitet, wundern, dass sie sich noch immer nicht zurück gemeldet hat? Ob bereits die Kündigung auf ihrem Schreibtisch liegt? Hat sie womöglich überhaupt noch einen Schreibtisch dort? Sie wird ihre Mutter und ihre wenigen Freunde nur noch ein paar Jahre sehen können, dann wird es ihnen auffallen, dass Rachel nicht altert und sie werden beginnen Fragen zu stellen. Wie soll sie damit klar kommen, ihre Mom nie wieder sehen zu können? Es klopft.
„Ja, bitte?“, antwortet Rachel und dreht sich um zur Tür. Samantha betritt das im Dunklen liegende Zimmer.
„Das Essen ist fertig. Kommst Du nicht runter?“, erkundigt sie sich.
„Doch, ich war nur in Gedanken versunken und habe die Zeit vergessen“, entschuldigt sich Rachel bei ihrer Freundin.
„Du vermisst ihn!“, stellt Sam fest und wird mit einem Kopfnicken Rachels bestätigt. Sam geht auf ihre Freundin zu und legt mitfühlend eine Hand auf deren Unterarm.
„Er kommt wieder. Ganz bestimmt.“ Rachel schaut Samantha direkt in die Augen.
„Wann, Sam, wann kommt er wieder? In ein paar Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten?“ Sie macht eine ungeduldige Handbewegung.
„Er hat mich freigegeben, Samantha. Vielleicht kommt er nie wieder zu mir zurück“, fügt sie leise hinzu.
„Er hat was?“, ruft Sam erstaunt aus.
„Er hat mich freigegeben. Er sagte, er stelle sich durchaus seiner Verantwortung, wenn ich ihn brauche, aber er gibt mich frei.“ Das Erstaunen in Samanthas Gesicht könnte nicht größer sein.
„Dann hat er womöglich ernsthafte Befürchtungen, dass ihm etwas zustoßen könne und er will Dich dadurch beschützen. Kein Vampir Mann gibt jemals seine Frau auf. Zu keiner Zeit. Niemals!“, betont sie noch einmal. Wieder kämpft Rachel mit den Tränen, sie will sich aber keine Blöße geben, zu oft hat sie sich in den letzten Tagen gehen lassen und hemmungslos vor anderen geweint. Sie will endlich zurück finden zu ihrer alten Stärke, zu ihrer Unabhängigkeit, ihrer Kämpfernatur.
„Samantha, ich habe Angst, ihm ist etwas zugestoßen. Ich habe Angst ihn nie wieder zu sehen.“
„Er ist ein starker, ein sehr starker und machtvoller Vampir und nicht zuletzt hat er die letzten drei Jahrtausende mit all seinen Kriegen überlebt. Nein, Damian weiß auf sich aufzupassen. Es geht ihm gut, ganz bestimmt“, versucht Samantha ihrer Freundin noch einmal zu versichern. Wenn Rachel ihr nur glauben könnte. Mit hängenden Schultern lässt sie sich von Sam hinunter in das Speisezimmer begleiten.
„Sie ist heute noch mehr als sonst ungewöhnlich in sich gekehrt und still“, bemerkt Alexander und streicht seiner Frau zärtlich über den Arm.
„Damian hat sie freigegeben“, platzt es aus Samantha heraus.
„Was?“, ruft Alexander laut aus. Luca und Sebastian schauen irritiert auf und zu ihnen herüber, während Rachel weiterhin versonnen in ihr Martini Glas starrt.
„Warum sollte er so etwas tun? Kein Mann gibt seine Gefährtin auf, niemals! Vielleicht hat sie nur etwas falsch verstanden“, hofft Alexander. Samantha schüttelt kaum merklich den Kopf.
„Nein,
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