Damian
nickt nur und verstaut eine weitere Schusswaffe an seinem Rücken auf Höhe seines Hosenbundes. Rachel beobachtet aufmerksam das Ritual des Prüfens der Waffen, der Läufe, das Entsichern und des Verstauen am Körper.
„Hier, eine 45’er. Nimm sie und verstau sie hinten am Rücken. Und das Messer hier, das steckst Du am besten in Deine Boots“, gibt er ihr Anweisung. Mit zitternden Händen tut sie, was er verlangt. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet und doch ist der Gesichtsausdruck Lucas mehr als grimmig und zugleich besorgt.
„Was ist?“, will Rachel wissen, denn sie spürt seine Anspannung, sie umgibt Luca wie eine tödliche Aura.
„Das ist ein Himmelfahrtskommando. Wenn wir uns anschleichen und die anderen sind uns von der Anzahl überlegen, dann werden wir uns zurückziehen, klar?“
„Nein!“, entgegnet Rachel geschockt und aufgebracht.
„Rachel, es bringt Damian nichts, wenn wir ins offenen Messer laufen. Wir werden uns zurückziehen und uns einen anderen Plan überlegen.“
„Wir müssen Damian retten, JETZT! Er ist…“, wieder muss sie mit den Tränen kämpfen, „er ist so schwach, Luca.“ Der Italiener hält inne und starrt sie an.
„Wie schwach?“, will er leise wissen und sein Blick bohrt sich in ihre Augen.
„Ich spüre ihn kaum noch“, gibt Rachel flüsternd zu. Lucas Lippen sind eine einzige schmale Linie und seine Kieferknochen arbeiten. Schließlich dreht er sich um, schließt die Tür des Wagens und gibt Rachel nur ein knurrendes Kommando: „Komm!“
Seit zwei Tagen ist er hier unten nun schon gefangen. So vermutet er jedenfalls. Er spürt das sachte Kribbeln, wenn die Sonne aufgeht und die Kühle der Nacht. Er ist allein, man hat ihn liegenlassen, nachdem man ihn noch einmal geschlagen und zusammengetreten hat. Es ist dunkel in seinem Grab. Keine Fackeln, nur tiefschwarze Dunkelheit. Zwischen den Phasen der Besinnungslosigkeit und denen der Schmerzen, hat er alle Kraft zusammengenommen und ist zu der Wand gekrochen, hinter der er den Gang vermutet, die zu der anderen Grabkammer führt. Hier liegt er nun seit Stunden zusammengekauert und erträgt das Krampfen seines Magens, die Schmerzen, die von jeder Faser seines geschundenen Körpers ausgehen und versucht vor Hunger und Durst nicht wahnsinnig zu werden. Aber es gelingt ihm kaum noch. Er kratzt und puhlt zwischen den winzigen Fugen nach Essbarem. Ein Käfer, eine Spinne oder gar ein Skorpion wären ein willkommene Speise. Seine Fingernägel sind bereits abgebrochen, seine Fingerspitzen sind blutig und an einigen Stellen glaubt er bereits seine Knochen auszumachen. Er halluniziert bereits, sieht Dinge, die nicht sind: Rachel, nackt, wie sie in einem Meer voller Blut badet, ihn anlächelt und in einlädt mit ihr zu baden. Ein Stöhnen dringt tief und dunkel aus seiner Kehle empor. Sein Hals ist so trocken, wie die Wüste selbst und fühlt sich rau und wund an. Er schluckt, aber sein Mund ist so trocken, dass er nicht einmal mehr Speichel darin hat. Er beginnt zu husten, es hört sich an, wie der Laut eines verendenden Tieres, trocken und keuchend. Damian blickt an sich herab. Er ist abgemagert, nur noch Haut, die in Fetzen über seinen Knochen hängt. Er beginnt zu beten, an alle altägyptischen Götter. Er bittet darum, ihn bald in die Unterwelt zu führen, er bittet um einen schnellen Tod und um Vergebung seiner Sünden. Er bittet die Götter darum, ihn zu seiner Familie zu führen, zu Nebettani und seinen Kindern. Er fleht um ein schnelles Ende und um Gnade. Wenn sein Körper nicht so ausgedörrt wäre, würden Tränen seine eingefallenen Wangen benetzen. Ein Schluchzen rinnt über seine aufgeplatzten Lippen, ehe er erneut in tiefe Besinnungslosigkeit fällt. Bevor sein Bewusstsein ihn verlässt, hört er sein Herz schlagen, leise und mit immer länger währenden Unterbrechungen. Rachel , formen seine Lippen ihren Namen, aber mehr als ein heiseres Röcheln ist nicht zu hören, bevor er in die dunklen Tiefen des Nichts eintaucht.
Sie sind jetzt hinter der Anlage zwischen den Felsen hinabgeklettert. Fast unsichtbar haben sie sich gegen die Steine gepresst, immer bemüht möglichst keinen Laut von sich zu geben. Jetzt kauern sie in einer Felsspalte und peilen die Lage. Vor dem Grab sitzen vier Männer um ein Lagerfeuer herum. Sie haben Gewehre und nur einer von ihnen scheint Wache zu halten, die anderen sitzen mit eingesunkenen Körpern um das Feuer und scheinen zu schlafen. Luca deutet mit einer
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