Damian
Erinnerung hat. Die Luft ist jedoch nicht so abgestanden, wie das letzte Mal, als sie den dunkeln Gang zur Grabkammer hinab ging. Sie erinnert sich an Damian, wie angespannt er damals war und welch seltsame Gefühle sie durchfluteten, als sie beide alleine in der Grabkammer waren. Gänsehaut breitet sich erneut in Sekunden schnelle über Rachels Rücken aus. Sie sind jetzt auf Höhe der Stelle, an der sie damals meinte, einen weiteren Gang entdeckt zu haben. Sie bleibt stehen und Luca schaut sie fragend an.
„Hier, leuchte hier hin“, bittet sie ihn und gemeinsam finden die Lichtkegel ihrer Taschenlampen besagte Stelle.
„Oh, mein Gott“, ruft Rachel erstaunt aus, als sie erkennt, dass der Spalt zwischen dem Boden und der Wand noch deutlicher zu erkennen ist und Spuren auf dem sandigen Boden zu erkennen sind, die eindeutig darauf hinweisen, das hier etwas über den Boden geschleift wurde.
„Was ist? Ich denke, wir müssen zur Grabkammer. Normalerweise würde ich sagen, sie befindet sich am Ende des Ganges“, erkundigt sich Luca ungeduldig.
„Ja, da ist eine Grabkammer, aber sie wird leer sein. Damian ist hier, hinter dieser Mauer“, erklärt ihm Rachel aufgeregt.
„Woher willst Du das wissen?“ fragt er sie verwundert.
„Es ist so!“, zischt sie ihm wütend zu und wieder einmal wird Luca eine Lektion erteilt, wie stark das Band zwischen zwei Vampiren ist, die das Schicksal zusammengeführt hat.
„Hier halte das“, kommandiert Rachel, gibt ihm ihre Taschenlampe und beginnt die Wand abzutasten. Fieberhaft sucht sie nach einer Möglichkeit die Wand zu öffnen. Sacht streichen ihre Fingerspitzen über die Kanten der Steine und über die Fugen. Ungeduldig murmelt sie vor sich hin und immer wieder flucht sie leise, wenn sie keinen Erfolg hat. Vielleicht weiter oben. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und ertastet erneut vorsichtig und mit Bedacht jede Kante und jeden Vorsprung. Luca hält die Taschenlampen jeweils so, dass sie sehen kann, wo sie mit den Händen entlang fährt.
„Verdammt, Verdammt!“ ruft sie immer wieder aus, denn die Zeit läuft ihr davon. Sie spürt Damian nicht mehr. Schon seit ein paar Minuten. Sie hatte geglaubt, je näher sie ihm wäre, umso intensiver wäre seine Präsents zu spüren, aber nichts dergleichen. Verzweifelt versucht sie sich auf ihn zu konzentrieren, während sie weiter die Wand abtastet. Und dann plötzlich, wie von Geisterhand, beginnt sich die Wand vor ihnen mit lautem Rumpeln zu bewegen. Steine kratzen und schaben aufeinander und in Zeitlupentempo neigt sich die Felswand etwas nach hinten, um dann langsam mit einem ohrenbetäubenden Knirschen in die Tiefe zu gleiten.
„Wie…?“, will Luca mit vor Staunen weit geöffneten Augen von ihr wissen. Rachel zuckt mit den Schultern
„Ich habe keine Ahnung“, gibt sie kleinlaut zu. Sie hat eine winzige Unebenheit über der dritten Reihe der Felsbrocken ertastet und schon bewegte sich die Wand. Vor ihnen öffnet sich eine Treppe, die nach unten führt. Rachel greift nach ihrer Taschenlampe und will voran gehen. Luca bekommt sie gerade noch zu packen. Er hält ihr Handgelenk fest und flüstert ihr mahnend zu:
„Ich gehe vor und du bleibst schön hinter mir! Wer weiß, was uns da unten erwartet“, warnt er sie. Sie nickt ihm stumm zu und ein unheilvolles Gefühl bemächtig sich ihrer.
Die Stufen, die nach unten in das Gewölbe führen sind uneben und mehr als einmal muss Luca sie festhalten, damit sie nicht ausrutscht und fällt. Rachel und Luca gehen langsam und vorsichtig weiter. Nur das Licht ihrer Taschenlampen zeigt ihnen den Weg. Die Luft ist stickig und ein seltsamer süßlicher Geruch wird immer intensiver, je tiefer sie gehen.
„Verdammt, wann hat diese Treppe endlich ein Ende?“, knurrt Luca angespannt. Es müssen zehn, wenn nicht sogar fünfzehn Meter sein, die sie in die Tiefe klettern. Endlich sind sie am Ende der Treppe angekommen und blicken sich um. Ein Gang führt rechts weiter. Die Wände sind aus Stein und ohne jegliche Anzeichen dafür, dass es sich vielleicht um den Zugang zu einer weiteren Grabkammer handelt. Doch dann plötzlich tauchen vor ihnen Reliefs auf, die in den Stein gemeißelt wurden.
„Mein Gott, das ist wunderschön“, flüstert Rachel beeindruckt und fährt vorsichtig mit ihren Fingerspitzen über die Einkerbungen. Es sind Darstellungen des alltäglichen Lebens. Auf der einen Seite wird die Einfuhr der Ernte dargestellt, auf der anderen ein Fest, vielleicht sogar
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