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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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eine Hochzeit. Immer wieder sieht man die verschiedensten Gottheiten Ägyptens, wie sie eine Frau und einen Mann segnen. Rachel und Luca gehen weiter und die Darstellungen werden nach wenigen Metern sogar farbig.
    „Fantastisch!“, ruft Rachel entzückt aus und betrachtet neugierig die Bilder. Endlich erkennt sie auch ein paar Hieroglyphen. Sie liest die Namen leise vor.
    „Nebettani, geliebte Frau des …!“, das Wort bleibt ihr im Hals stecken, denn vor sich erkennt sie das Paar, das sie auch schon auf dem Papyrus in Damians Kellergewölbe gesehen hat. Ein Frösteln durchfährt sie und ein stechender Schmerz scheint ihr Herz zu lähmen. Sie ist vor einem Abbild Damians stehengeblieben. Damian zur damaligen Zeit, wie er die Hand ausstreckt nach seiner wunderschönen Frau, die vor ihm kniet und neben ihr stehen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Es ist eine Geste vollkommener Harmonie und innigster Hingabe und Liebe. Wie angewurzelt bleibt Rachel vor der Abbildung stehen und starrt in deren Gesichter.
    „Rachel! Rachel!“, ruft Luca sie drängend. Er ist bereits weiter gegangen und steht nun am Ende des Ganges direkt am Übergang zu einem weiteren Raum. Schnell schließt Rachel zu ihm auf. Im Schein der Taschenlampen glaubt sie ihren Augen kaum. Mit offenem Mund bestaunt sie die Decke des Gewölbes: hunderte von gelben Sternen auf dunkelblauem Grund zieren das Deckengewölbe. Die Wände sind über und über mit Malereien bedeckt, es gibt nicht ein Stück Felsen, das nicht farbig bemalt ist. Überall Hieroglyphen und Abbildungen ägyptischer Götter. Rachel dreht sich langsam im Kreis und leuchtet mit ihrer Taschenlampe die Wände ab.
    „Das ist das Totenritual. Von der Einbalsamierung bis in die Zeit des Lebens danach…, der ganze Weg durch die Unterwelt…“, erklärt sie staunend und zeigt mit ihrem Lichtkegel auf Anubis, den Totengott, der den Weg des Verstorbenen begleitet.
    „So etwas Perfektes habe ich noch nie zuvor gesehen…, das ist eine Sensation, wenn man es der Welt da draußen zeigt.“ Sie hält plötzlich inne. Ein Geräusch lenkt ihre Aufmerksamkeit in die äußerste Ecke links vor ihnen. Ein Bündel liegt dort. Rachel und Luca leuchten gezielt in die dunkle Ecke. Jetzt bemerkt Rachel auch wieder den süßlichen Geruch, der sie den ganzen Weg hierher bereits begleitet hat und jetzt am intensivsten ist.
    „Was ist das?“, fragt sie Luca mit ängstlich klingender Stimme. Sie gehen einige Schritte auf das Bündel zu und schrecken zurück, als sich unter den Lumpen etwas bewegt.
    „Heilige Mutter Gottes!“, flüstert Luca entsetzt und Rachel bemerkt erst jetzt die knochige Hand, die unter den dreckigen Stofffetzen hervor lugt. Abrupt dreht sich Luca zu Rachel und fast sie bei den Schultern. Sie sieht das tiefe Entsetzen in Lucas Augen. „Du solltest das hier nicht sehen, Rachel. Bitte. Gehe nach oben und warte an der Treppe auf mich.“ Rachels Blick bohrt sich in Lucas grüne Augen.
    „Was? Was soll ich nicht…“ Sie bringt den Satz nicht zu Ende. Panisch schlägt sie die Hand vor den Mund um nicht laut loszuschreien. Der Gestank ist plötzlich unerträglich und sie bekommt keine Luft. „Das kann nicht sein, das ist unmöglich!“, schreit ihr Verstand. Und doch wirft sie noch einmal einen Blick auf das dreckige Häufchen, das dort drüben in der Ecke liegt.
    „Damian?“, flüstert sie leise und ihre Stimme klingt erstickt. Luca nickt.
    „Du darfst Dich ihm nicht nähern! Er….“, weiter kommt Luca nicht, denn Rachel drängt sich rigoros an ihm vorbei und rennt zu dem Haufen Lumpen. Sie hört noch Lucas warnenden Ausruf „NEIN!“, doch schon kniet sie vor dem Bündel und berührt es vorsichtig.
    „Damian?“, spricht sie leise auf das Bündel ein. Nichts geschieht. Vorsichtig und ängstlich zugleich hebt sie den dreckigen Stofffetzen an, um darunter zu sehen. Was sich ihr offenbart ist der blanke Horror. Angewidert von dem Gestank und dem Anblick dessen, was vermutlich Damian ist, taumelt sie zurück und fällt hin. Luca kommt zu ihr, bleibt aber mit einigem Abstand zu dem, was von seinem Freund übrig ist, stehen. Rachel kann die Augen nicht abwenden von dem, was sie vor sich sieht. Auf dem Steinboden liegt zusammengekauert und regungslos eine Mumie. Wie ein Fötus hat sich Damian eingerollt. Er ist nur noch Haut und Knochen und die Haut hängt an einigen Stellen in Fetzen von seinem Skelett. Sehnen und Knorpel sind zu sehen, die Spitzen seiner Wirbel stechen

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