Damian
Freund geworden, in den letzten Tagen, denkt Rachel und blickt ihm mit Tränen in den Augen ins Gesicht.
„Warum will er mich nicht sehen, Luca? Er muss doch wissen, dass ich ihn liebe und mich um ihn sorge“, entgegnet sie verzweifelt und geht mit hängenden Schultern an Luca vorbei in den Garten. Luca folgt ihr mit einigem Abstand. Wie soll er ihr sagen, warum Damian sich seit drei Tagen einschließt? Und sollten die beiden das nicht vielleicht doch besser untereinander klären? Luca fährt sich durch die Haare und streicht sich dann gedankenverloren über seinen Dreitagebart. Verdammt, er ist schlecht in solchen Dingen. Sam wüsste jetzt genau, was zu tun ist. Sie würde die richtigen Worte wählen, ohne Rachel zu verletzen und Damian bloßzustellen. Beziehungen können so verflucht kompliziert sein und er ist wahrlich kein Meister darin, den Kuppler zu spielen. Nachdenklich trottet er Rachel hinterher.
Rachel ist an ihrem Lieblingsplatz stehen geblieben. Sie steht unter der Pergola und blickt hinab ins Niltal. Die Touristenschiffe sind hell erleuchtet und stehen nebeneinander an der Promenade. Das Hupen der Autos auf der Straße, die an der Promenade entlangführt, ist bis hier oben zu hören. Auf den Straßen herrscht am Abend immer ein buntes Treiben. Ein tiefer Seufzer entgleitet ihren Lippen. Sie liebt diesen Ausblick, das Glitzern des Nils in den Abendlichtern. Wie gerne würde sie diese Aussicht mit Damian genießen….
„Er hat viel durchgemacht“, unterbricht Luca zaghaft die Stille. Rachel dreht sich nicht zu ihm um, schaut weiter hinab in das Tal.
„Ich weiß“, erwidert sie leise. Luca räuspert sich und setzt sich auf die Bank unter der mit Rosen bewachsenen Pergola.
„Da gibt es noch mehr, das ich Dir noch nicht erzählt habe“, gibt er kleinlaut zu. Rachel dreht sich langsam zu ihm herum und schaut auf Luca herab. „Was meinst Du?“ Plötzlich glaubt Rachel sich setzen zu müssen, also nimmt sie neben ihm auf der Bank Platz. Luca senkt den Kopf und beugt sich vor. Nervös kneten seine Hände die eigenen Finger.
„Er wurde von Leylha entführt“, beginnt er und hat eigentlich keine Ahnung, wie es weiter gehen soll.
„Ich weiß, sie wollte ihn erpressen, es geht um diese Phiole mit seinem Blut“, ergänzt Rachel und ihre Stimme klingt ungeduldig und neugierig zugleich.
„Ja, nein, nicht so ganz…“, stammelt Luca verlegen. Rachels Herz beginnt schneller zu schlagen und sie hat das ungute Gefühl, dass ihr gleich der Boden unter den Füßen wegerissen wird. Sie wartet, sieht zu, wie Luca weiter seine Finger knetet.
„Sie wollte ihn für etwas ganz anderes.“, bemüht sich Luca die richtigen Worte zu finden.
„Wofür? Luca, rede endlich oder ich werde es aus Dir herausschütteln“, droht Rachel allen Ernstes, was Luca jedoch nur ein amüsiertes Lächeln entlockt. Sie ist taff, sie wird damit umgehen können, versucht er sich einzureden, bevor er fortfährt.
„Sie will einen Erben. Sie hat Damian gezwungen…, also er musste…, sie hat ihn erpresst und unter Drogen gesetzt…“, stammelt er herum und versucht Damian zu verteidigen. Sämtlich Farbe entweicht plötzlich aus Rachels Gesicht.
„Er hat mit ihr geschlafen?“, flüstert Rachel fassungslos und ihr wird von einer Sekunde auf die andere furchtbar übel. Luca blickt auf und in die verwirrten und enttäuschten Augen Rachels.
„Er wurde dazu gezwungen, Rachel. Er tat es nicht freiwillig.“ Sein Blick bohrt sich in ihre Augen und sein ernstes Gesicht bestätigt das, was seine Worte andeuten. „Leylha kann sich nur mit wenigen Vampiren paaren. Es ist sehr kompliziert. Da gibt es Regeln….“, versucht er zu erklären. Rachel ist inzwischen aufgesprungen, ihr Herz hämmert schmerzhaft gegen ihre Rippen.
„Einen Scheiß auf Eure Regeln. Willst Du mir wirklich weiß machen, er hat gezwungenermaßen Sex mit ihr gehabt? Wie soll das gehen?“, faucht sie ihn aufgebracht an und ihre letzte Frage lässt das Blut zurück in ihr Gesicht schießen.
„Leylha ist stark, sie kann Macht auf einen ausüben, die man nicht erklären kann. Er hat sich gegen sie gewehrt, aber sie hat ihn gefesselt und ihm Drogen gespritzt. Er hat alles versucht, es nicht dazu kommen zu lassen.“
„Und das soll ich Dir glauben? Du verlangst von mir zu glauben, dass Leylha ihn vergewaltigt hat, um ein Kind mit ihm zu zeugen und er jetzt reumütig auf seinem Zimmer sitzt und sich nicht wagt mir unter die Augen zutreten? Er lässt seinen
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