Damian
dabei ihre Lippen. Ab heute erklärt Rachel sie zu ihrer Todfeindin. Sollte Leylha es jemals wieder wagen, ihr oder denen, die sie liebt, noch einmal nah zu kommen, wird Rachel sie töten und wenn es ihren eigenen Untergang bedeutet. Ihr Herz gehört Damian und sie wird alles versuchen, um sein Herz wieder zu erobern. Und dann wird nichts und niemand sie je wieder trennen können. Rachel blickt nach oben, zu den Sternen. Damian hatte ihr einmal erklärt, dass dort oben die großen Könige Ägyptens auf sie herabblicken.
„Ich seid meine Zeugen!“, flüstert sie leise und ballt die Fäuste. „Leylha wird eines Tages dafür büßen! Ich schwöre es!“
Wieder wacht Damian schweißgebadet auf und ist erst einmal vollkommen benommen. Sein Atem kommt stoßweise und sein Herz hämmert gegen seinen Brustkorb. Er hat, wieder einmal, geträumt. Damian richtet sich auf und versucht sich zu beruhigen. Mit zitternden Händen fährt er sich durch die Haare.
„Verdammt!“, flucht er. Seit er wieder zu Hause ist, versucht er auf Schlaf zu verzichten, denn er hasst diese schrecklichen Albträume. Immer wieder durchlebt er im Schlaf die Grausamkeiten, die Leylha an ihm verübt hat. Auch wenn er als Vampir sein Schlafbedürfnis auf ein Minimum reduzieren kann, so verlangt sein immer noch erschöpfter Körper die Erholung, die er in den Tagen der Gefangenschaft unter Leylha nicht bekommen hat. Damian hat nie geschlafen, während all der Zeit. Er ist zusammengebrochen, bewusstlos geworden, aber geschlafen…, nein, geschlafen hat er Tage und Nächte lang nicht. Er steht auf und geht ins Bad. Vor dem Waschtisch bleibt er stehen, stützt sich mit den Händen ab und lässt den Kopf hängen. Er öffnet den Wasserhahn und spritzt sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als er aufblickt und in sein blasses Spiegelbild sieht, fragt er sich, wie lange er das noch aushalten will. Mit Rachel unter einem Dach zu leben ohne sie zu sehen, mit ihr zu reden oder sie gar zu berühren. Was will er sich damit beweisen? Das er ihr widerstehen kann? Lächerlich! Er quält sich. Dieses ganze Sich-Zurückziehen ist eine Flucht. Eine Flucht vor sich selbst. Wasser tropft von seinem Kinn in das Waschbecken. Warum geht er nicht zu ihr, erklärt ihr, was geschehen ist und wartet ab, wie sie reagiert? Jeden Tag richtet ihm Henry aus, dass Rachel ihn sehen möchte. Und jedes verdammte Mal, bellt er seinen Hausdiener an, dass er aber Rachel nicht sehen will oder besser kann . Damian schließt den Wasserhahn und greift nach einem Handtuch um sich das Gesicht ab zu trocknen. Dann wirft er das Frottee mit Wucht in die nächste Ecke. Knurrend wie ein Wolf geht er zurück in sein Zimmer. Er hört Stimmen. Rachel und Luca. Sie verabschieden sich von einander. Verwundert zieht Damian die Augenbrauen zusammen. Sie geht offensichtlich nicht mit zurück nach London. Aber warum nicht? Was will sie noch hier? Was hat sie hier noch verloren? Glaubt sie wirklich, es gäbe da noch etwas zwischen ihnen? Damians Hände haben sich um die Rückenlehne seines Stuhls gekrallt, den er jetzt in hohem Bogen brüllend durch den Raum wirft. Das edle Holz zerbricht unter der Wucht des Aufpralls gegen die Wand. Damians Augen sind dunkel und funkeln böse als er auf sein Werk der Zerstörung blickt. Wenn er doch nur Leylha so hätte zerschmettern können…
„Danke, Henry, ich werde Ihnen das abnehmen! Das wäre dann alles“, erklärt sie entschieden und nimmt dem Hausdiener die Salbe ab. Sie weiß inzwischen, dass er ihr zu Diensten ist, egal wie jung sie als Vampir ist. Dairuns befolgen die Anweisung eines Vampirs immer. Erstaunt aber ohne Widerrede verbeugt er sich und geht. Rachel bleibt noch einen Augenblick vor Damians Schlafzimmertür stehen und atmet tief ein und aus, um ihre Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. Sie wird sich heute ihrem Meister und Schöpfer widersetzen, denn sie muss ihn sehen, auch wenn er sie verleugnet. Sie hat sein Versteckspiel satt. Sie muss in seine Augen sehen um zu erkennen, ob da noch etwas zwischen ihnen ist. Mit zitternder Hand greift sie nach dem Türknauf und öffnet die Tür.
Damian steht mit dem Rücken zu ihr, im Schatten der untergehenden Sonne und schaut hinaus in den ausklingenden Tag. Sein nackter Rücken spannt sich an, sie sieht, wie die Muskeln darunter spielen. Er spürt sie, sie weiß das. Und dennoch dreht er sich nicht zu ihr um. Die Haut auf seinem Rücken ist fast verheilt, stellt sie fest, als sie mit lautlosen
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