Damian
hinuntergeschlungenen Schlucken leert sie den Becher und macht eine erstaunliche Feststellung. Frisches Blut schmeckt besser. Als sie gestern Damians Blut trank da war ihr, als würde ein Teil von ihm in sie übergehen. Sein Blut schmeckte reich und aromatisch, metallisch und doch auch vollmundig wie ein guter Rotwein. Kaum dass sie es hinuntergeschluckt hatte, schoss es durch ihren Körper, wärmte und stärkte sie, ließ ihre Sinne wacher und sensibler werden. Nachdenklich spült sie die Tasse aus und geht wieder an Deck. Die letzten Sonnenstrahlen gleiten wie lange Finger über den Horizont.
„Erzähl mir, woher Du das Boot hast. Gehört es Dir? Wann hast Du gelernt ein solches Boot zu steuern?“, platzt es aus ihr heraus, kaum, dass sie sich wieder neben ihn gesetzt hat. Damian bemerkt die leichte Schattierung auf ihren Wangen. Sie hat gefressen, endlich! Er muss sie noch an so vieles heranführen, ihr noch so viel beibringen. Es wird eine aufregende und interessante Zeit werden. Noch nie hat er eine solche Verantwortung getragen. Noch nie war ihm bewusst, wie hilflos sie ohne ihn wäre und wie sehr sie sich an ihn bindet.
„Diese prachtvolle Lady heißt Stella. Es ist ein italienisches Boot und Stella bedeutet Stern. Sie ist 21 Meter lang und 9 Meter breit. Sie wurde 2009 gebaut und verfügt über das neueste an technischem Equipment, was man sich vorstellen kann. Ihre Höchstgeschwindigkeit…“ Damian erzählt nicht ohne Stolz von seiner Yacht, die er Luca angeblich für einen Schnäppchenpreis abgekauft hat und Rachel lauscht ihm interessiert. Langsam gleiten sie den Nil entlang und genießen gemeinsam den Sonnenuntergang.
„Naja, und da wurde es an der Zeit, dass ich auch lerne solch ein Gefährt auf dem Wasser zu manövrieren.“ Rachel sieht Damian fasziniert von der Seite an. Sie hat in der letzten halben Stunde erfahren, dass er den Pilotenschein hat und Kleinflugzeuge fliegen kann. Weiterhin ist er berechtigt ziemlich große Yachten durch die Meere zu steuern. Sie weiß nun, dass er eine weitere Yacht am Mittelmeer besitzt und in der Karibik und das sich auf seinem Anwesen in Canada ein Hubschrauberplatz befindet, für seine „Debbie“, so hat er den Hubschrauber liebevoll getauft. Er ist Besitzer von zwei Kleinflugzeugen, eines hier in Ägypten und eines in Chicago, wo er nebenbei gesagt auch noch ein Appartementhaus besitzt und Firmenchef einer Softwarefirma ist. Rachel kommt aus dem Staunen kaum noch heraus und erkennt zu ihrem eigenen Entsetzen, wie wenig sie eigentlich über Damian weiß. Als sie am Ufer einer kleinen Stadt anlegen, muss Rachel mit anpacken. Damian gibt ihr genaue Anweisungen und sie scheint sich bei allem, was sie tun muss außerordentlich geschickt anzustellen. Bald ist es stockdunkel und Damian schaltet die Beleuchtung an. Der Motor wird abgestellt und nur noch das leise Platschen des Wassers zwischen dem Boot und der Anliegerstelle sind zu hören. Rachel fröstelt es ein wenig und sie geht hinunter um sich eine Strickjacke zu holen. Dabei fällt ihr auf, dass ihre Klamotten sorgsam in einer der beiden großen Taschen verstaut worden sind. Vermutlich hat Henry ihre Sachen gepackt. Als sie wieder an Deck kommt, verschlägt es ihr fast den Atem. Im Loungebereich hat Damian inzwischen das indirekte Licht gedimmt und zahlreiche Windlichter mit wunderbar duftenden Kerzen entzündet. Eine schwere Süße steigt in ihre Nase und sofort drängt sich der Gedanke an orientalische Nächte bei ihr auf. Auf dem Tisch stehen zwei Gläser, in die Damian Rotwein einfüllt und diverse silberne Platten, auf denen die verschiedensten Speisen angerichtet sind.
„Henry?“, fragt Rachel mehr als rhetorisch. Damian bemerkt sie und schenkt ihr einen Blick, der heißer nicht sein könnte.
„Ja“, antwortet er in seiner unnachahmlich knappen Art. Rachel setzt sich zu ihm auf das weiße Ledersofa und er nimmt sie sofort in seine Arme. Schweigend lauschen sie der Stille des Abends.
„Seit wann kennst Du Henry?“, will Rachel schließlich wissen.
„Seit ungefähr sechzig Jahren.“
„Ihr seid Euch sehr verbunden, nicht wahr?“ Damian greift nach dem Rotweinglas und reicht es Rachel. Dann nimmt er sein eigenes zur Hand.
„Ja. Er war mir stets ein zuverlässiger Dairun. Er ist loyal und absolut ergeben.“
Ergeben , wieder so ein Wort, das es nur bei Vampiren zu geben scheint.
„Seid ihr Freunde geworden in dieser Zeit?“ Damian blickt auf sie herab und genau dieser Blick ist
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