Damian
nur passieren?“, murmelt sie leise und traurig vor sich hin.
„Solche Unglücke geschehen. Es tut mir leid…“, versucht Damian sie zu trösten.
„Unglück? Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie es für unwahrscheinlich halten, dass die Schlange von alleine in Rubins Zimmer gekommen ist.“ Rachel schaut ihn verständnislos an und fährt dann fort. „Wer könnte die Schlange in das Zimmer gebracht haben? Und ist es nicht notwendig die Polizei zu verständigen? Sollten wir nicht herausbekommen, wer meinen Freund töten wollte?“ Rachel ist aufgebracht und kann sich kaum beruhigen. Nicht nur durch den Alkohol beginnen ihre Wangen zu glühen. Es macht sie so unglaublich wütend, dass Cunningham hier seelenruhig sitzt und nichts tut, während Rubins womöglich mit dem Tod ringt.
Damian dreht das Glas in seinen Händen und starrt in die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin. Oh Gott, wenn sie aufgebracht ist, dann kann er ihr Herz schneller schlagen hören… dumdum…dumdum…dumdum…! Und ihr Blut verströmt diesen verführerischen Duft noch intensiver. Wenn er sich jetzt nicht zusammenreißt, dann wird sie definitiv sein Mitternachtssnack!
Damian räuspert sich und setzt das Glas an die Lippen um den Brandy mit einem Schluck seine Kehle hinunter rinnen zu lassen. Dann schließt er für ein paar Sekunden die Augen um sich zu konzentrieren:
„Ich kann ihre Aufregung verstehen, aber denken Sie daran, Sie sind nicht in den Staaten, Rachel. Hier geht alles einen etwas anderen Weg. Wenn wir die Polizei holen, dann werden die nicht als erstes fragen, woher die Schlange kam sondern woher ein Amerikaner die Waffe hatte, um das Tier zu töten.“ Rachel starrt ihn mit großen Augen an. Daran hatte sie natürlich nicht gedacht. Verdammt, er hat vermutlich recht. Was soll sie nur machen? Sie will wissen, wer dem Professor das angetan hat. Immerhin war es ein Mordanschlag auf ihren Freund und Rachel ist keinesfalls bereit, diese Angelegenheit stillschweigend auf sich beruhen zu lassen. Und woher zum Henker hatte Rubins die Pistole?
„Dann werden Sie also gar nichts unternehmen?“, fragt sie verbittert und zutiefst enttäuscht.
„Das habe ich nicht gesagt. Natürlich werden meine Männer sich diesen Vorfall genau ansehen. Aber es ist in meinem Land besser, die Behörden aus dem Spiel zu lassen und die Dinge selbst zu regeln. Sie können mir vertrauen. Wenn wirklich jemand vorhatte Rubins zu töten, dann werde ich es herausfinden.“ Rachel schaut in Damians emotionsloses Gesicht und weiß nicht, was sie von all dem halten soll. Cunningham hat sie eingeladen bei sich zu wohnen und finanziert ihre Arbeit. Er müsste also auch ein Interesse daran haben herauszufinden, wer Rubins etwas anhaben wollte. Sie zwingt sich sein Verhalten inzwischen als sachlich und durchdacht zu interpretieren und nicht mehr als kalt und gefühllos. Was bleibt ihr auch anderes übrig. Ein leiser Seufzer der Erkenntnis und der Enttäuschung entrinnt ihr. Damian spürt ihre Wut, die Unsicherheit und die Enttäuschung.
„Der Professor und Sie…, sie stehen sich sehr nah?!“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Rubins war immer für mich da. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich zwölf war. Mein Vater ging mit seiner Freundin nach Kalifornien und meine Mom fing an zu trinken. Sie hat das Scheitern ihrer Ehe nicht verkraftet. Ich war also von heute auf morgen gezwungen selbständig zu werden. Ich musste mich um meine Ausbildung und um meine alkoholkranke Mutter kümmern. Als ich dann auf die Oberschule ging, lernte ich den Professor kennen. Er unterrichtete Geschichte und es dauerte nicht lange und er erfuhr von meinen familiären Verhältnissen. Oft fehlte mir die Zeit, um meine Hausaufgaben ordentlich zu erledigen, denn ich musste nachmittags einen Job annehmen, um Mom und mich durchzubringen.“ Rachel nimmt einen Schluck und dreht dann das Glas in ihren Händen, ehe sie fortfährt,
„Meine schulischen Leistungen wurden immer schlechter, ich kam unausgeschlafen in die Schule und fehlte oft, wenn es meiner Mutter wieder einmal besonders schlecht ging. Kurz gesagt, mein Schulabschluss stand auf der Kippe. Der Professor hielt mich jedoch für begabt und half mir schließlich den Abschluss doch zu bestehen und das College zu besuchen. Für meine Mutter kümmerte er sich sogar um einen Therapieplatz. Rubins war für mich inzwischen so etwas wie ein väterlicher Freund geworden.“ Rachel blickt auf und schaut zu
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