Damian
den Raum inspizieren und durchsuchen. Jetzt erst wird Rachel bewusst, dass das Verhalten der Wachmänner nur einen Schluss zulässt: es ist offensichtlich nicht üblich, dass eine Schlange sich in das erste Stockwerk eines Haus verirrt. Cunningham wird ihr einige Fragen zu beantworten haben. Und Rubins sollte sich ebenfalls darauf gefasst machen, dass er ihr einige Dinge erklären muss.
Als Rachel wenige Minuten später in Jeans und einem T-Shirt den Salon betritt, findet sie den Professor aufrecht in einem Ohrensessel sitzend, während Cunningham an den Kaminsims gelehnt steht und in den dunklen Schacht vor sich blickt.
„Wie geht es Ihnen?“, erkundigt sie sich sofort bei ihrem alten Freund. Rubins zuckt mit den Schultern und wirkt sehr müde. Er kann kaum die Augen aufhalten.
„Das Schlangengift breitet sich schnell aus“, kommentiert Cunningham den Zustand des Professors.
„Wir müssen etwas tun!“, drängt Rachel und läuft zu ihrem Freund, um sich vor ihn zu knien. Der Professor kann kaum noch den Kopf halten und lässt nun langsam das Kinn auf seine Brust sinken.
„Tun sie doch etwas!“, fordert sie Cunningham eindringlich, ja fast flehend auf, während sie nach der Hand des alten Mannes greift und diese sacht streichelt. Cunningham kommt nun zu ihnen und bleibt nur wenige Schritte von den beiden entfernt stehen. Er blickt auf Rachel herab und sie fragt sich, was wohl hinter diesen dunklen, kalten Augen vorgeht.
„Der Arzt ist bereits auf dem Weg. Henry war so aufmerksam und hat bei seinem Notruf auf die Vergiftung durch eine Hornviper hingewiesen. So kann man das Gegengift gleich mitbringen.“ Rachel schaut zu ihm auf und die Verzweiflung, die Damian in ihren Augen sieht, bringt ihn dazu leise zu ergänzen:
„Es wird alles gut! Er wird es schaffen.“ Rachel erträgt diesen gefühllosen Blick Cunninghams nicht länger und wendet sich ab. Sie betrachtet Rubins, dessen Lider nun geschlossen sind, der aber stetig und ruhig ein- und ausatmet. Die Stille im Salon ist erdrückend und so stellt Rachel nun die Frage, die ihr schon seit einigen Minuten auf den Lippen brennt.
„Die Wachmänner haben das Zimmer durchsucht. Es kommt offensichtlich nicht oft vor, dass eine Schlange sich in das Haus verirrt.“
„Es ist sehr ungewöhnlich“, ist Cunninghams knappe Antwort. Jetzt steht Rachel auf und schaut ihm direkt in sein emotionsloses Gesicht.
„Dann geben sie also zu, dass das Tier seinen Weg in Rubins Bett nicht von alleine fand“, fordert sie ihn wütend heraus und hält seinen Blick.
„Ich weiß nicht, wie die Schlange in das obere Stockwerk gelangen konnte“, weicht er ihr aus, ohne jedoch den Blick auch nur für eine Sekunde von ihr abzuwenden.
„Sie sind verantwortlich für uns, für unsere Sicherheit. Wie konnten Sie es nur zulassen, dass so etwas Furchtbares geschieht?“ Rachels Stimme ist laut und klingt schriller als ihr lieb ist. Sie hat ihre Fäuste geballt und ist sichtlich bemüht ihre Wut und ihre Verärgerung unter Kontrolle zu halten. Cunninghams stoische Gelassenheit, seine Arroganz machen sie wahnsinnig und am liebsten würde sie mit ihren Fäusten gegen seine Brust trommeln, um ihn endlich dazu zu bewegen etwas zu tun. Aber sie muss resigniert feststellen, dass er sie weiterhin starr ansieht und in seinem Gesicht nicht die Spur einer Regung zu erkennen ist.
„Wird der Professor sterben?“ Rachels Frage ist nur ein Hauchen und als die Worte über ihre Lippen sind, glaubt sie kaum, dass sie tatsächlich laut diesen Gedanken hervorgebracht hat. Damian kann ihr nicht antworten, denn der Blick in ihre ängstlichen Augen verbietet ihm eine Antwort. Er steht vor ihr, ruhig und gefasst und doch innerlich aufgewühlt. Ihre Nähe bringt sein Blut zum Kochen, sein Herz dazu in einen schnelleren Takt zu fallen und es kostet ihn ein gutes Stück Beherrschung, sie nicht in seine Arme zu nehmen. Er möchte sie trösten, ihr Geborgenheit und Zuversicht schenken und dennoch…er kann es nicht, er wagt es nicht.
Die Situation wird jäh von dem Lärm und der lauten Sirene des herannahenden Krankenwagens unterbrochen und irgendwie ist Damian froh darüber. Er wendet sich von Rachel ab, um in die Halle zu gehen und mit jedem Meter, den er zwischen sich und Rachel bringt, kehrt die gewohnte Kälte und Leere in seinen Körper zurück. Während er fieberhaft darüber nachdenkt, warum Rachel solch eine Wirkung auf ihn hat, hört er das Zuschlagen von Autotüren und schon wird die
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