Damian
Wange findet. Nein. Er hat kein Herz. Er hat keine Gefühle mehr. Er ist tot. So tot wie die Schlange auf Rubins Bett! Damian schluckt und beobachtet, wie Rachel sich wütend und enttäuscht von ihm abwendet und mit dem Arzt spricht, der inzwischen versucht den Kreislauf des Professors zu stabilisieren.
„Er muss ins Krankenhaus. Nur dort können wir ihn optimal behandeln. Seine Blutgerinnung muss stündlich überprüft werden. Das können wir nur dort im Labor. Nur so kann ich sicherstellen, dass er unverzüglich entsprechend therapiert wird.“ Rachel schaut auf ihren alten Freund, der inzwischen wieder bei Bewusstsein ist, jedoch einen schwachen Eindruck macht. Schließlich nickt sie dem Arzt zustimmend zu und schon eilen die beiden Sanitäter an ihr vorbei, um eine Trage zu holen. Rachel kniet sich erneut zu Rubins herab und versucht seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Betont ruhig und gefasst versucht sie ihm die Situation zu erklären:
„Professor? Professor! Sie müssen ins Krankenhaus. Hören Sie? Nur dort können Ihnen die richtigen Medikamente verabreicht werden.“ Rubins und Rachels Blicke treffen sich und der Professor nickt bestätigend. Rachel ist erleichtert darüber, dass der Professor keinen Widerstand zeigt und sich wortlos von den Sanitätern auf die Trage legen lässt.
Keine fünf Minuten später wird Rubins eilig in den Krankenwagen gehievt. Als der Arzt sieht, dass Rachel mit in den Krankenwagen einsteigen will, hält er sie freundlich aber bestimmt davon ab:
„Es ist besser sie bleiben hier. Sie können ihrem Freund im Krankenhaus nicht helfen. Und ehrlich gesagt, Sie würden uns bei unserer Arbeit vielleicht nur stören. Wir werden Sie zu jeder Zeit auf dem Laufenden halten, wenn sich an dem Zustand des Professors etwas ändert. Ansonsten sind Sie ihm eher eine Hilfe, wenn Sie hier bleiben und uns unsere Arbeit machen lassen.“ Die Enttäuschung ist Rachel deutlich anzusehen und sie holt gerade Luft um zu protestieren, als Cunningham ihr zuvorkommt.
„Ich werde regelmäßig anrufen und mich nach seinem Befinden erkundigen und morgen früh fahren wir sofort zu ihm ins Krankenhaus. Sie müssen jetzt vernünftig sein“, versucht er sie zu beschwichtigen. Rachel ist aufgebracht und will nicht wahrhaben, dass man ihr sozusagen verbietet Rubins zu begleiten. Schließlich winkt der Professor Rachel mit schwacher Hand zu sich:
„Es ist gut, Rachel. Man wird sich bestens um mich kümmern, ich bin mir sicher. Bitte bleibe hier und versuche etwas Schlaf zu finden. Wir werden uns morgen wiedersehen.“ Er nickt ihr noch einmal mit blassem Gesicht aufmunternd zu, bevor die Tür des Krankenwagens vor ihrer Nase geschlossen wird und der Krankenwagen sich mit lautem Sirenengeheul vom Anwesen Cunninghams entfernt.
Wie versteinert steht Rachel noch einige Sekunden in der Auffahrt. Wieder rinnt eine Träne über ihre Wange.
„Dr. Ahgari ist ein sehr guter Arzt. Der Professor ist im Krankenhaus besser aufgehoben als hier, glauben Sie mir“, versucht Cunningham sie mit sanfter Stimme zu beruhigen. Rachel dreht sich um und geht an Damian vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Er atmet tief den Duft ein, den ihr süßes Blut verströmt und wünschte er könne noch einmal einen Blick in ihre wunderschönen Augen werfen. Tausend Fragen gehen ihm durch den Kopf, während er Rachel zurück ins Haus folgt. Besteht eine Verbindung zwischen ihnen, derer er sich noch nicht bewusst ist? Wie kann er herausfinden, ob sie die Frau ist, die sein unsinniges Dasein in ein Leben verwandeln kann? Damian folgt ihr schweigend in den Salon und sieht, wie sie sich auf das Sofa fallen lässt. Sie sieht müde und erschöpft aus.
„Darf ich Ihnen einen Brandy einschenken? Ich glaube, das täte uns beiden jetzt gut.“ Rachel schaut zu ihm auf und Damian ist erleichtert zu sehen, dass ihr Blick nicht mehr voller Verachtung und Wut ist.
„Ja, gerne“, sagt sie leise und senkt den Blick wieder, um auf ihre Hände zu starren. Damian geht hinüber zur Bar und nimmt zwei schwere Kristallgläser, in die er aus einer Karaffe eine bernsteinfarbene Flüssigkeit gießt. Dann kommt er mit beiden Gläsern zurück zu Rachel und reicht ihr eines davon.
„Cheers.“ Rachel nimmt ihm das Glas ab, setzt es an ihre Lippen und nippt an dem Brandy. Der brennende Geschmack des Alkohols scheint ihre Lebensgeister neu zu wecken. Sie hält das Glas in beiden Händen, so als hielte sie sich daran fest.
„Wie konnte das
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