Damian
er auch darüber nachdenkt, er findet einfach keine Antwort auf all die Fragen, die ihn seit Rachels Auftauchen bewegen. Aber eins ist sicher: sein Ehrgeiz und seine Neugier sind definitiv geweckt. Er wird herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hat und er wird bald wissen, warum eine Verbindung zwischen ihnen besteht. Und das zwischen ihnen etwas Unerklärliches abläuft, dass ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ein tiefer Seufzer reißt ihn aus seinen Gedanken. Rachel hat sich enger in die Decke gekuschelt. Er betrachtet sie weiter aufmerksam und der Vampir in ihm drängt wieder nach ihrem Blut. Erneut malt er sich aus, wie es wäre wenn…. Aber, ist es das wirklich wert? , fragt sich Damian nachdenklich. Ist dieses kurze Vergnügen von ihrem Blut trinken zu dürfen es wert, sie zu töten und auf ewig auszulöschen? Wenn er von Sterblichen trinkt, dann tut er es immer sehr diskret und mit Bedacht. Er muss sowieso nicht mehr so häufig fressen. Einmal in der Woche, manchmal vergisst er es auch und das letzte Mal sind fast drei Wochen vergangen. Doch dann kam Rachel in sein Haus und der süße Duft ihres Blutes hat sofort seinen Appetit angeregt. Das war am ersten Abend, als er das Haus noch einmal verließ, um unten im Dorf auf Jagd zu gehen.
„Nein!“, stellt er schließlich fest. Rachel darf nicht sterben. Nicht durch seine Hand und vor allem nicht auf diese Weise. Er hat keine Ahnung warum, vielleicht ist es eine letzte Prüfung der Götter, die er bestehen muss, bevor sie ihn endgültig erlösen, aber er kann und will sie nicht töten. Er will mehr von diesen gemeinsamen Abenden, er möchte sie näher kennenlernen, mit ihr plaudern, ihr Lächeln sehen und diesen verträumten Ausdruck in ihren zauberhaften Augen betrachten, wenn sie von Ägypten, seinem Land, erzählt. Er möchte sie verwöhnen. Er möchte ihr all die wunderbaren Orte seines Reiches zeigen. Und er will noch mehr und die schmerzhafte Enge in seiner Jeans unterstreicht diesen Wunsch aufs Neue: er will sie spüren. Er will ihren Körper fühlen, wie er sich leidenschaftlich unter ihm windet. Er will sie besinnungslos küssen, sie beobachten, wenn sie kommt, sie schmecken und tief ihren Duft einatmen. Er will ihre Haut berühren, seine Hände über ihren Körper gleiten lassen und mit seinen Lippen und seine Zunge die intimsten Stellen ihres Körpers erkunden.
Rachel stöhnt auf und dreht sich auf den Rücken. Ihre Lippen sind leicht geöffnet und wirken wie eine Einladung auf ihn, all diese Dinge sofort mit ihr zu tun. Damian steht auf und geht zum Kamin. Er erträgt es nicht mehr, sie dort auf seinem Sofa liegen zu sehen. So nah und doch unerreichbar. Er muss weg von ihr, wenigstens ein klein wenig Distanz zwischen sich und dieser Frau bringen, sonst ist es um seine Beherrschung endgültig geschehen. Er setzt sich in den Sessel neben den Bücherregalen und schaut erneut hinüber zum Sofa. Der Salon wirkt trist und eintönig in seinen Grauschattierungen. Damian senkt den Blick und schaut auf seine kalten, zitternden Hände. Er hatte sich damit abgefunden und eigentlich war er auch froh, dass es endlich ein Ende hat. Und jetzt? Jetzt möchte er weiterleben. Er möchte noch nicht sterben. Er will sich noch ein wenig Zeit stehlen. Ein Krampfen und Brennen durchfährt seinen Körper. Damian schließt die Augen, beißt die Zähne aufeinander, versucht die Qualen lautlos zu ertragen. Schweißperlen bilden sich auf seiner kalten Stirn und das Hämmern seines untoten Herzens ist ohrenbetäubend. Wie grausam die Götter doch sind. Seit drei Jahrtausenden wandelt er auf Erden und nicht einmal am Ende haben sie Erbarmen mit ihm. Er stirbt seit über einem Jahrhundert einen langsamen, schleichenden Tod und jetzt, wo es vielleicht endlich bald vollbracht ist, schicken sie ihm diese Frau.
Von wegen Vampire können nicht sterbe. Es gibt viele Möglichkeiten einen Vampir zu töten. Den Kopf abschlagen ist wohl der effektivste Weg ihn aus dem Weg zu räumen. Ausbluten lassen, aber das ist sehr aufwendig, denn je älter der Vampir, umso schneller heilen die Wunden. Ein gezielter, langanhaltender Stich in das Herz, oder lodernde Flammen, alles Mittel, um die Existenz eines Vampirs zu beenden. Er hat viele seiner Art so sterben sehen. Nur wenige haben überlebt und niemand ist so alt wie er. Er ist der einzige, der seit Jahrtausenden auf Erden wandelt. Die Vampire sterben aus und das ist auch gut so. Es sind verfluchte Kreaturen, Ausgeburten der
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