Damian
hinter die Tür. Erneut Kopfschütteln. Bei der nächsten Tür werden sie offenbar fündig. Damian öffnet sie einen Spalt und zieht Rachel mit in den Raum hinein. Abrupt bleibt Rachel stehen. Obwohl der riesige Raum kaum beleuchtet ist, offenbaren sich ihr wahre Schätze des alten Ägypten und sie kann vor Staunen kaum den Mund schließen. Sarkophage und Statuen, Sphinxen und Teile von Säulen und Pylonen stehen und liegen hier. Krüge und Fuhrwerke, Arbeitsgeräte und Steintafeln mit Hieroglyphen stehen auf dem Boden, notdürftig und eilig mit einem Zettel versehen. Noch nie hat sie derart viele altägyptische Kostbarkeiten so ungeordnet herumliegen sehen. Fast kommt es ihr vor, als wäre hier eine Lagerhalle alter Artefakte, die man vergessen hat.
„Hier. Komm!“, fordert sie Damian erneut auf. Sie bahnen sich einen Weg durch die vielen Sarkophage, in denen doch tatsächlich vollkommen ungeschützt Jahrhunderte alte Mumien liegen. Ein Schauer gleitet Rachel über den Rücken. Immer wieder wirft sie einen Blick in die Särge und erschrickt über die Totenschädel, die sie anstarren. Oft hängen nur noch Fetzen der Leinentücher von den blanken Schädelknochen. Unwillkürlich stellt sich Rachel beim Anblick einer Mumie die Frage, ob dieser Mensch qualvoll gestorben ist, denn der Kiefer des Schädels ist weit aufgerissen, so als wäre ein letzter verzweifelter Schrei in seinem Todeskampf auf seinen Lippen erstickt.
„Alles in Ordnung?“, erkundigt sich Damian und bleibt kurz stehen. Rachel nickt. Ihre Stimme klingt jedoch alles andere als sicher, als sie ihn fragt:
„Wo sind wir hier?“
„In den Archiven. Hier sind alle Gegenstände untergebracht, die nicht spektakulär genug sind, um in den großen Sälen ausgestellt zu werden. Ich habe Dir doch gesagt, das Museum platzt aus allen Nähten. Hier!“ Er deutet auf einen geschlossenen Sarkophag und das eilig mit Kreppband angeklebte Schild.
„Hier liegt ein Pharao begraben und man hat es bis heute nicht geschafft, den Sarkophag zu untersuchen.“
„Woher weißt Du, dass dort drinnen ein Pharao liegt?“, will Rachel neugierig wissen. Damian deutet auf ein paar unscheinbare, kaum lesbare Hieroglyphen an der Stirnseite des steinernen Sarges. Sie sieht ihn voller Bewunderung an.
„Diese Kritzeleien? Man kann kaum etwas erkennen“, stellt sie ungläubig fest.
„Wo hast Du nur gelernt so schnell diese schwierigen Schriftzeichen zu entziffern? Selbst die erfahrensten Ägyptologen können sie nicht so fließend lesen wie Du!“ Damian starrt sie nur an, seine Lippen sind zu dünnen Strichen zusammen gepresst. Weil ich dort war. Dies ist meine Sprache, meine Schrift. Diese Zeichen sind einmal mein Leben gewesen , möchte er ihr entgegnen, aber dafür ist es noch zu früh. Er kann sie noch nicht in das einweihen, was er ist. Sie würde davon laufen, schreiend vermutlich. Oder ihn für total übergeschnappt halten, was auch nicht sehr viel besser wäre.
„Ich habe mich ausgiebig damit beschäftigt“, antwortet er daher ausweichend, dreht sich um und geht weiter. Sie laufen vorbei an Speeren und Lanzen, Pfeilen und Bögen, einem Kampfwagen und Truhen, die reich mit Hieroglyphen verziert sind. Schließlich bleibt Damian vor einer Holztruhe stehen, in der fast lieblos einige Schriftrollen verstaut sind. Er nimmt eines der Papiere in die Hand und entrollt sie. Winzige Kritzeleien zieren das dünne Papier. Offensichtlich sind es sehr kleine Wortzeichen und Damian scheint sie zu überfliegen und deren Inhalte zu verinnerlichen, so wie jeder andere eine Zeitung liest.
„Kannst du wirklich so schnell die Zeichen entziffern? Ist das Deine Art mich zu beeindrucken?“, fragt Rachel leise und ein wenig herausfordernd. Damian schaut auf. Rachel steht neben ihm und sieht ihn erwartungsvoll an.
„Ich habe es nicht nötig Dich hiermit zu beeindrucken.“ Er deutet mit einem Kopfnicken auf das Stück Papyrus, das er immer noch in Händen hält. Er rollt es langsam wieder zusammen und geht einen Schritt auf Rachel zu.
„Ich wüsste etwas, womit ich Dich wirklich beeindrucken könnte, aber dafür müssten wir das Museum verlassen und zurückkehren in mein Schlafzimmer.“ Er steht nun direkt vor ihr und beugt sich zu ihr herab, um zum einen ihren lieblichen Duft zu inhalieren und zum anderen, um sich erneut einen Kuss zu stehlen. Rachel schließt die Augen, wartet auf den Augenblick in dem seine Lippen die ihren berühren. Er beobachtet sie, nimmt ihren Anblick tief
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