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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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Söldner des Papstes – diesen Emporkömmling – ohne viel Federlesens vom Erdboden fegen und nach Chambéry zurückkehren.
    Aber Amadeus hatte ihm für diese Aufgabe nur dreihundert Mann mitgegeben, während Pardos Heer mindestens fünfhundert Soldaten zählte. Zwar war es Ogier gelungen, einige Dutzend Bauern zusammenzutrommeln, die von Pardo und seinem durchziehenden Heer heimatlos gemacht worden und bereit waren, praktisch ohne Sold zu kämpfen, aber diese Männer waren keine ausgebildeten Soldaten, sondern eben nur zornerfüllte Bauern.
    Er stand von seinem lederbezogenen Sitz auf, streckte sich zu seiner vollen Größe von einem Meter achtzig und fuhr sich durch das gelbe Haar. Sobald er die Zeltklappe öffnete, packte sie der Wind und riß sie ihm aus den Händen.
    Vor ihm ausgebreitet war das seit drei Tagen hier liegende Lager seines kleinen Heeres. Die lose Erde war von mannsgroßen seichten Gruben durchsetzt, die einige der Männer als Schutz vor dem Wind ausgehoben hatten. Ein trostloser Anblick, da sie so sehr Gräbern ähnelten. Die Luft roch nach Rauch, menschlichen Exkrementen – die Männer waren das Wasser dieser Gegend nicht gewöhnt – und verbranntem Hammelfleisch. Keiner tat sehr viel; bis Ogier den Befehl zum Angriff gab, war nichts zu tun.
    Aber seine Männer waren keine Narren und auch keine Leibeigenen, die er, in der Hoffnung, auf diese Weise den Römer irgendwie loszuwerden, einfach in eine Schlacht schicken konnte, bei der zu fürchten war, daß sie für seine Leute zu einem Blutbad werden würde. Sie hätten einem solchen Befehl wohl auch kaum Folge geleistet. Und Ogier hätte ihn erst gar nicht gegeben, da er ein zivilisierter Mensch war, der seine Soldaten respektierte und genau wußte, daß er seine eigene Autorität als Befehlshaber untergraben hätte, wenn er Befehle erteilt hätte, die nicht befolgt werden konnten.
    Er sann nicht zum erstenmal darüber nach, ob sein Stiefbruder ihm diese Aufgabe übertragen hatte, um ihn zu blamieren. Aber nein, das hätte dem Grünen Grafen so gar nicht ähnlich gesehen; der hielt die Tugenden Ehre und Ritterlichkeit so hoch, daß er unter der Flagge Johanns des Guten ausgezogen war, gegen Eduard von Britannien zu kämpfen, nur weil er es gelobt hatte.
    Dank dieser großen Geste hatten Hyänen wie Pardo Savoyen geschwächt geglaubt, und dieser Eindruck war noch verstärkt worden durch die Tatsache, daß man dem Römer ein Heer von nur dreihundert Mann nachgeschickt hatte. Aber der Schein trog. Savoyen war nicht geschwächt; es wurde lediglich von einem Herrscher geführt, dessen moralische Vorstellungen überholt waren.
    Ogier kratzte den Stoppelbart an seinem Kinn.
    Nein, Amadeus hatte ihn nicht dem Räuber und Plünderer nachgeschickt, um ihn zu blamieren. Für solche Manöver war der Graf nicht raffiniert genug, und außerdem war Ogier gar nicht stark genug, um für Amadeus eine Bedrohung zu sein; das mußte er sich selbst eingestehen. Dennoch, ob nun geplant oder nicht, diese Begegnung konnte ihm große Schande einbringen.
    Er mußte die relative Schwäche und Unterlegenheit seines Heeres durch irgendeine Kriegslist wettmachen. Aber was war Strategie, wenn keine Flüsse oder Städte einbezogen werden konnten, wenn die beiden feindseligen Heere einander klar und deutlich sehen konnten? Zweimal hatte er berittene Stoßtrupps in die umliegenden Hügel ausgesandt und versucht, San Gabriele zu umzingeln; beide Male hatten Trompetenstöße des Feindes die Position der Savoyarden schmetternd kundgetan. An Hügelhängen konnte man sich eben nicht sehr gut verstecken.
    Er grapschte mit kältesteifen Fingern nach dem Strick, der die Zeltklappe festhielt, zog sie wieder zu und ließ sich schwer auf seinen Sitz fallen. Zerstreut spielte er an der Spitze seines großen Spitzenkragens. Seit sechs Wochen war er nun seinen Gütern fern. Er hätte gern gewußt, ob seine Frau sich schon einen Liebhaber genommen hatte.
    Zur Stunde des Sonnenuntergangs, als Ogier allein und nachdenklich in seinem Zelt sein Nachtmahl einnahm, hörte er plötzlich einen durchdringenden Schrei und danach aufgeregtes Stimmengewirr. Er warf sich zornig vor, zu lange gewartet zu haben, und verwünschte Pardo, diesen verräterischen römischen Bastard. Mit einem Griff hob er sein Schwert vom Boden auf, sprang durch die geöffnete Zeltklappe und landete auf der festgetrampelten Erde draußen.
    Ein rascher Blick zeigte ihm, daß hier keine Schlacht im Gang war. Die Männer saßen an

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