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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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persönlich.«
    »Till Eulenspiegel!« rief Damiano unwillkürlich aus.
    Mit listigem Blick sah der Flachskopf auf.
    »Was paßt Euch daran nicht?«
    Der erste Student trat zwischen die beiden.
    »Wißt Ihr, Dottore, wir sind der Meinung, daß ein Name, den man selbst gewählt hat oder von jenen gewählt wurde, die einen kennen, sinnreicher ist als der, der einem bei der Geburt gegeben wurde. Es ist unter den Vaganten der Brauch, auf alle Zugehörigkeit zu Land, Stadt und Familie zu verzichten, um der Gelehrsamkeit selbst mit höchster Treue zu dienen. Darum ist Jan Karl Till Eulenspiegel, die Welt möge sich in acht nehmen. Ich selbst«, schloß er, »habe die Ehre, den Namen Pierre Paris zu tragen, weil das der Ort ist, der mir am besten gefällt.«
    Man suchte nach einem Stuhl für Damiano, fand aber keinen. Der, der sich Pierre Paris nannte, bot den seinen an, aber Damiano setzte sich einfach auf den Tisch. Er nahm den Rest Brot und Käse aus seinem Bündel, brach für sich und Macchiata etwas davon ab und steckte das übrige wieder ein. Die Hündin verschlang gierig, was sie bekam, und zog sich dann unter Eulenspiegels Stuhl zurück, wo sie sich am Duft der Wurst labte.
    »Delstrego«, sagte der Flachskopf gedehnt. »Heißt das nicht ›vom Hexer‹?«
    »Doch«, bekannte Damiano.
    Er hatte ungeduldig darauf gewartet, daß ihn einer der drei auffordern würde zu essen; da die Aufforderung ausblieb, hatte er nun einfach ungebeten angefangen.
    »Ist das auch« – dem Holländer ging das italienische Vokabular aus, und er wechselte ins französische – »auch ein selbst erwählter Name?«
    Damiano schüttelte mit Entschiedenheit den Kopf.
    »Keineswegs. So hieß mein Vater und vor ihm sein Vater. Ich weiß nicht, wie weit es zurückgeht.« Er sprach auf lateinisch weiter, da er sich in dieser Sprache als Italiener ganz zu Hause fühlte. »Wenn ich mir selbst einen Namen wählen sollte, so würde ich mich Damiano Alchemicus nennen.«
    »Nicht Damiano Musicus?« fragte Pierre Paris, während er gleichzeitig blitzschnell die lange Wurst aus Eulenspiegels Hand riß und seinem Gast ein Stück davon abschnitt. Die Klinge seines Dolches wischte er am Saum seines schwarzen Überhemds ab. »Ich hatte gehofft, wir würden die Laute zu hören bekommen, die Ihr so vorsichtig in die Ecke gestellt habt.«
    Damiano folgte seinem Blick zu dem Instrument, das in den weißen Pelz seines Umhangs eingehüllt war.
    »Vielleicht später, Signore Clericale, wenn es warm ist. Aber ich spiele nicht sehr gut.«
    Die Hälfte der dicken Wurstscheibe verschwand in einem sabbernden Maul unter dem Tisch. Die andere Hälfte hielt Damiano in den Fingern und knabberte daran.
    »Gute Studenten«, sagte er, »denn daß ihr solche seid, sehe ich wohl wenn ich auch geglaubt hatte, Krieg und Seuchen hätten dem fröhlichen Leben der Vaganten ein Ende bereitet –, auch ich bin Student – sowohl der Wissenschaft als auch des Geistes. Warum reist ihr waffenlos durch ein vom Krieg verheertes Land?«
    Paris sah Breton an, der seinerseits wandte sich Eulenspiegel zu, der den Blick auf Damiano gerichtet hielt.
    »Wer wollte denn die kahlen Berge verwüsten, und woran sollte man sehen, daß sie es wurden?« fragte Paris, der in allen Bereichen der Sprecher der drei zu sein schien.
    Damiano verspürte etwas wie Neid auf diese drei, deren Leben von den gegenwärtigen Übeln noch nicht berührt worden war. Er meinte, weil sie nicht die gleichen Sorgen hatten wie er, hätten sie gar keine. Das war natürlich ein Irrtum von seiner Seite, aber viel verhängnisvoller wäre es gewesen, hätte Damiano den dreien ob ihres Glücks Verachtung entgegengebracht und sich ihnen entfremdet gefühlt.
    Er aber wollte dazu beitragen, daß ihnen Sicherheit und Sorglosigkeit bewahrt blieben, deshalb sagte er: »Glaubt mir, Signore Clericali, wir sind kaum mehr als eine Tagesreise von einer einst blühenden Stadt entfernt, die nun von ihren Bürgern verlassen den Soldaten General Pardos ausgeliefert ist.«
    »Pardo?« fragte Eulenspiegel, der ein flinkes Ohr, aber eine schwere Zunge zu haben schien. »Ihr meint den Condottiere, der im Dienst des Papstes steht? Er war vor einigen Jahren in Avignon.«
    Damiano sah betroffen auf den Flachskopf auf der anderen Seite des Tisches. Viel weiter konnte er nicht sehen, und er war jetzt nicht sicher, ob Eulenspiegel nicht scherzte.
    »Ihr meint – . Es ist doch nicht möglich, daß der Heilige Vater die Städte von Piemont

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