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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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ist dort, und ich bin hier. Ich kann euch nichts tun, selbst wenn ich wollte. Ist euch das genug?«
    Till Eulenspiegel atmete auf und wischte sich den Schweiß von der bleichen Stirn. Der Dichter seufzte noch einmal, und Pierre Paris griff mit einem versöhnlichen Lächeln auf dem runden Gesicht zur grünen Weinflasche.
    Der Stab dröhnte warnend, allein und hilflos in der Ecke, als Paris die Flasche emporschwang und mit Wucht auf Damianos Kopf niedersausen ließ.

Damiano fror, als er erwachte. Er hatte Schmerzen und das Gefühl zu ersticken. Das letztere war Macchiata zuzuschreiben, die auf seiner Brust lag und mit ihrer Schnauze eifrig sein Gesicht beleckte.
    »Herr, Herr, steh auf und bewege dich«, drängte sie. »Sonst mußt du sterben. Du wirst erfrieren und mich für immer allein zurücklassen. Bitte«, rief sie, und ihre Stimme klang ihm wie das Wiehern eines Pferdes in die Ohren.
    Er hob die Arme, um sie zu besänftigen, abzuwehren.
    »Kann nicht atmen«, stieß er mühsam hervor, und allein schon von der Anstrengung wurde ihm übel. Seine Augen schlossen sich wieder.
    »Herr!«
    Damiano drehte sich um, so daß seine Hände unter seinem Körper zu ruhen kamen. Er erinnerte sich der Vaganten und der Flasche, die seinen Kopf getroffen hatte. Er hob den Kopf und spähte kurzsichtig durch die kleine Hütte zum Tisch, wo noch die Reste Brot und Käse lagen, zum Kamin, wo das Feuer noch brannte – Gott sei Dank –, zu dem Ding in der Ecke, das seine Laute sein mußte. Das silberne Blitzen auf dem Boden konnte nur heißen, daß sein Stab unversehrt war; sollte einer von ihnen versucht haben, ihn zu berühren, dann gnade ihnen Gott. Sein Umhang lag über ihm, das Futter nach außen. Macchiata hatte ihn dorthin gezerrt.
    »Wo sind sie?« fragte er die Hündin, und seine Stimme war so zittrig wie die eines alten Mannes.
    Er setzte sich auf und wickelte den Umhang um sich.
    Macchiatas Reaktion war ein Knurren, das so bedrohlich klang wie das ferne Donnern einer Lawine. Damiano drehte mit Mühe den Kopf und sah Macchiata an. Sie stand da wie aus Stein gemeißelt, alle Haare gesträubt. Die Lefzen waren hochgezogen, in den Augen funkelte eine Wut, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Er fröstelte.
    »Sie sind weit fort, Herr. So weit, daß ich sie weder hören noch riechen kann. Sie werden dir nie wieder etwas antun.«
    »Hast du sie – getötet, Macchiata? Alle drei?«
    »Als sie den Hang hinunterstürzten und dann die Straße entlangjagten, waren sie nicht tot. Aber nur einer unter ihnen war unverletzt.« Die häßliche Hündin wurde milder. Sie hob eine Pfote zu Damianos Schulter und leckte ihm beide Augen. »Setz dich ans Feuer, Herr. Dann wirst du dich wohler fühlen.«
    Damiano zog seinen Umhang enger um sich, griff nach dem auf dem Boden liegenden Stab und ließ sich dann auf die aschegrauen Steine des Kamins sinken. Beiläufig vermerkte er, daß das Feuerholz, das die drei ›Studenten‹ verbrannt hatten, aus einem gesplitterten Stuhl, einem schweren Eichenschemel und einem halben Fensterladen bestand. Er seufzte. Das paßte alles zusammen. Aber warum war ihm das am vergangenen Abend nicht aufgefallen?
    Macchiata kletterte auf seinen Schoß.
    »Von wegen Herr, meine Kleine«, sagte er seufzend. »Nenn mich lieber Klein-Dami, das Dummerchen. Stell dir vor, was mein Vater gesagt hätte, wenn er hätte mitansehen müssen, daß ich meinen Stab in einem Raum voller Fremder aus der Hand gebe.«
    Guillermo Delstrego hatte sich bemüht, seinen Sohn zur Vorsicht zu erziehen. Damiano sah plötzlich seinen Vater vor sich, wie er dem schlafenden Jungen den schwarzen Stab aus den Händen riß und ihm gleichzeitig einen Puff versetzte, während er lachte und lachte… Bei der Erinnerung überkam ihn Scham, und sein Kopf schmerzte noch stärker.
    Macchiata grunzte wie ein Schwein.
    »Natürlich bist du mein Herr. Du bist nur vertrauensseliger, als für dich gut ist.«
    Damiano zog die Brauen zusammen, und sogleich durchzuckte stechender Schmerz seinen Kopf. Das Feuer jedoch tat ihm gut.
    »Pierre Paris hatte Angst. Deshalb schlug er mich nieder. Hätte er nicht erfahren, daß ich ein Hexer bin, so wäre nichts passiert.«
    »Du irrst dich, Herr«, entgegnete Macchiata rasch, aber etwas zaghaft, da sie es nicht gewöhnt war, Damiano zu widersprechen. »Es tut mir leid, aber es ist wahr. Der mit dem hellen Haar wollte den anderen hindern. Er sagte, das würde er noch bereuen. Darauf meinte der ohne Haar, ob nachts ein Messer

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