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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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wollte Denezzi schon folgen, als er Macchiata japsend zurückkommen hörte.
    »Herr, ich habe sie gefunden«, rief sie. »Alle Männer, Herr.«
    Wütend schwang Denezzi sein Schwert über der Hündin in die Höhe. Die riß verblüfft das Maul auf und starrte in die Höhe.
    »Nein, Paolo. Macchiata rührst du mir nicht an!«
    Damiano sprang vorwärts. Paolo Denezzi stand plötzlich mitten in einer Wolke, die ihn mit Eiseskälte umhüllte und ihm den Atem benahm. Seine Hand rutschte am ledernen Schwertheft ab. Sein Zorn wuchs im gleichen Maß wie seine Kraft schwand.
    »Was hast du vor, Schleiereule? Du kannst mich doch in der Sonne kaum sehen.«
    Damiano war in der Tat fast blind. Seine Augen taten weh vom blendenden Licht und den vielen Tränen, und auf größere Entfernung hatten sie ihm nie gute Dienste geleistet. Er wußte dennoch genau, wo Denezzi stand, wie das Schwert in der Luft hing. Er sah den Mann genau vor sich. Und er sah auch Macchiata, wie sie auf dem Pfad zurückwich, obwohl sich zwischen ihm und der Hündin eine Schneemauer türmte.
    »Ob ich dich nun sehe oder nicht, Paolo, wenn du Macchiata etwas antust, bist du ein toter Mann«, erklärte er.
    In seinem reinen Zorn war er bereit, die Gewalttat zu begehen, zu der Pardos Drohungen ihn nicht hatten hinreißen können.
    Langsam senkte Denezzi das Schwert. Der Hund war längst verschwunden.
    »Das ist ein törichter Streit«, brummte er und ging weiter. »Aber Gott soll dich verfluchen, wenn du uns verraten hast, Hexer.«
    Damiano folgte ihm ohne ein Wort.
    Sie hatten sich aus Geäst und Gestrüpp und Wachstuch, das sie zwischen einer Felsnadel und einer Wand aufgeschichtet hatten, eine Unterkunft gebaut. Rauch stieg zwischen Zweigen und dürren Blättern hindurch auf, und die Füße von Menschen und Pferden hatten den Schnee auf der Alm zertrampelt.
    Macchiata, den Bauch auf den Boden drückend wie eine Katze, schob sich zwischen Damianos Beinen hindurch. Sie klopfte hoffnungsfreudig mit dem Schwanz auf den Boden, behielt aber Paolo Denezzi scharf im Auge.
    Als Damiano sich der notdürftigen Unterkunft näherte, war ihm bewußt, daß alle Augen auf ihm ruhten. Verstohlen stieß er die Hündin zur Seite.
    »Das fehlt mir gerade noch, daß ich jetzt platt auf die Nase falle, du kleines Biest«, zischte er.
    Sie winselte Verzeihung heischend und drückte sich fester an sein Bein.
    Die Männer von Partestrada hockten dicht zusammengedrängt wie Raben auf einem Kirchturm in ihrem Unterschlupf. Über hundert Männer teilten sich das bißchen Wärme in ihrem Unterschlupf zwischen den Felsen. Im Schnee lagen Fichtenzweige und dürrer Farn, die sie nach und nach qualmenden, nur widerwillig brennenden Feuern zuführten. Selbst draußen im Freien lag der Geruch der feuchtheißen Wolle ihrer Kleider beißend in der Luft.
    Macchiata hatte recht gehabt. Es waren nur Männer. Die Erwiderung auf seinen Gruß war ein träges Gemurmel, eher mißtrauisch als feindselig.
    Belloc, der Schmied, und zwei dickbäuchige Bürger rückten auf die Seite, um ihm Platz zu machen, und Damiano ließ sich an einem der Feuer nieder. Sein Stab ruhte in der Beuge seines Ellbogens, aber die Laute hüllte er in seinen Umhang und legte sie hinter sich. Die Hitze der Flammen schlug ihm ins Gesicht.
    »Ihr solltet die Feuer bei Tag eigentlich nicht brennen lassen«, bemerkte er, während er zusah, wie der graue Rauch in die Luft aufstieg und nach Osten zog. »Der Rauch ist weithin sichtbar.«
    Belloc zog seine buschigen Augenbrauen zusammen.
    »Wir sind nicht alle so warm gekleidet wie Ihr, junger Herr.«
    Er starrte demonstrativ auf den Hermelinbesatz.
    Damiano errötete. Er hatte den Schmied immer gern gehabt. Er hatte für ihn einmal den Kessel seines Vaters geflickt, so daß der alte Delstrego nicht gemerkt hatte, daß Damiano nicht recht auf ihn achtgegeben hatte. Schuldbewußt zog er hastig die Laute aus ihrer Umhüllung.
    »Ich brauche ihn nicht.« Belloc lächelte und wandte den Blick ab. »Aber es sind sicher genug andere da, die ihn brauchen können.«
    Damiano warf den Umhang auf die aufgestapelten Äste. Er achtete nicht darauf, welche Hand ihn nahm.
    »Außerdem«, fuhr der Schmied mit einem Seufzer fort, »sucht uns gar niemand.«
    »Er behauptet aber, daß uns Soldaten auf der Spur sind«, bemerkte Denezzi, der allein an einem Feuer saß.
    In dem darauf folgenden Schweigen reckten alle die Hälse nach Damiano.
    »Wo sind die Frauen?« fragte Damiano. »Und die Alten und die

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