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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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Hündin, die neben ihm kauerte. Ihr nur spärlich mit Pelz bedeckter Bauch dampfte in der warmen Mittagssonne.
    »Sie sagt mir, daß hier Menschen vorübergekommen sind, und daß der schwarze Mann in der Nähe ist.«
    Sie sprach, ohne die Schnauze zum Boden zu senken.
    »Der schwarze Mann?« Einen Moment lang fragte Damiano sich, ob sie den Teufel persönlich meinte. Zerstreut strich er mit den Fingern über die silberne Verzierung an seinem Stab, den er seit dem morgendlichen Erwachen nicht aus der Hand gelegt hatte. Auch der Stab sprach ihm von einer Anwesenheit, nicht aber eines übernatürlichen Wesens. Damiano spürte ein Prickeln in seinen Lippen, und die feinen Härchen im Innern seiner Nasenflügel zitterten. Er stand auf und schritt den Pfad entlang.
    Dort, wo die Felswand endete, lag leuchtendweißes Licht über dem Pfad. Damiano blieb stehen, denn mitten in dem Licht stand eine Gestalt, die so schwarz war wie die Nacht und im Glanz des Lichts nicht kenntlich. Ein Schwert funkelte.
    »Wer verbirgt sich in den Schatten?« fragte eine Stimme, die Damiano kannte.
    »Denezzi? Paolo Denezzi? Ich bin’s, Dami Delstrego. Ich suche euch seit zwei Tagen. Ist Carla…« Damiano trat in die Sonne. Er erwartete, daß Denezzi ihm Platz machen würde, aber die massige Gestalt blieb unverrückbar wie die Felswand dahinter.
    »Delstrego?« rief Denezzi voller Verachtung. »Ich hätte es mir denken können.« Das Schwert verschwand in seiner Scheide.
    Einen solchen Empfang hatte Damiano nicht erwartet, aber wenn auch seine Gefühle verletzt waren, so wollte er doch keinen Streit.
    »Zwei Tage lang bin ich euch gefolgt… Warum hat mir niemand gesagt, daß ihr die Stadt räumen wolltet?«
    Paolo Denezzi hatte einen bulligen Kopf und trug einen Vollbart. Er war so dunkel wie seine Schwester hellhäutig. Auf Damianos Frage prustete er nur verächtlich.
    »Ich hätte gedacht, das müßte jeder gesehen haben, der in der vergangenen Woche aus dem Fenster sah.« Widerstrebend begegnete er Damianos vorwurfsvollem Blick. »Wir haben dich nicht absichtlich zurückgelassen, Schleiereule. Wir dachten, du hättest uns im Stich gelassen.«
    Damiano lief rot an, als er den verhaßten Spitznamen aus der Kindheit hörte. Es lag ihm auf der Zunge zu erwidern, daß Carla zumindest gewußt hatte, wo er zu finden war, aber er hielt sich zurück.
    »Wo – wo sind die anderen, Paolo, und wie seid ihr den Soldaten entronnen?«
    Nur ein schmaler Pfad zog sich durch den weißen Schnee; wie von einem einzelnen Wanderer gebahnt. Doch weiter vorn hing Rauch am Himmel.
    »Welchen Soldaten?« Denezzi blickte zornig auf den Boden nieder, als Macchiata sich hechelnd und keuchend zwischen seinen Beinen hindurchschlängelte und davontrottete. »Pardos Leute? Sie wissen nicht, wo wir sind. Dafür habe ich schon gesorgt.«
    »Doch, sie wissen es. Sie zogen am selben Tag aus wie ich, nur etwas früher.«
    Argwohn und Verwirrung stritten sich auf Denezzis Zügen.
    »Was weißt du darüber, Hexer?«
    »Pardo hat es mir gesagt. Er hat mir auch gesagt, daß er den Bürgern einen Trupp Soldaten nachgeschickt hat. Nicht um sie zu ermorden, sondern um sie auszurauben. Er braucht Geld, um einen Angriff auf Mailand zu finanzieren.«
    Damiano sah, wie Denezzis Kopf sich bewegte, und hörte das schreckliche klirrende Geräusch von Stahl. Er blieb reglos stehen, seinen Stab in beiden Händen.
    »Ich habe euch nicht verraten. Ich bin hergekommen, um euch zu helfen.« Im stillen fügte er hinzu, durch dick und dünn, du störrischer schwarzer Esel.
    Denezzi zog sein Schwert, ließ seine Spitze aber in den Schnee sinken.
    »Wieso hast du mit dem General persönlich gesprochen, hm? Und wer hat uns verraten, wenn wir tatsächlich verraten worden sind?«
    Damiano ließ eine kleine Weile verstreichen. Marcos Verrat konnte nicht verborgen werden; nicht nachdem Pardo ihm den Weinberg geschenkt hatte.
    »Der alte Marco war’s. Er hat euch verraten. Ihm wurde dafür das Land Anuzzis gegeben. Ich habe mit Pardo gesprochen, um herauszufinden, was er mit der Stadt zu tun beabsichtigt.«
    Denezzis kleine Augen verloren sich in Falten des Zweifels. Pelz raschelte, als er mit den Schultern zuckte.
    »Wenn ich dir glauben könnte, Delstrego, wäre ich sicher, daß du ein Narr bist. Tatsache aber ist, daß kein Soldat uns belästigt hat.« Er machte auf dem Absatz kehrt. »Du kehrst am besten wieder um.« Im Gehen hieb Denezzi mit seinem Schwert in den Schnee zu beiden Seiten.
    Damiano

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